Kino Zug
Die Insel im «Meer der Alltäglichkeit»: Zuger Filmklub zeigt «L’Îlot»

Der Fliz Filmklub Zug zeigt mit «L’Îlot» einen preisgekrönten Schweizer Film, in dem sich über das vordergründig Unspektakuläre ganze Welten erschliessen.

Andreas Faessler
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Ammar auf seiner nächtlichen Tour. Es ist ruhig – wie immer.

Ammar auf seiner nächtlichen Tour. Es ist ruhig – wie immer.

Bild: PD/Filmstill

Daniel und Ammar teilen sich die Schichten als Sicherheitspatrouillen in einem Lausanner Arbeiterquartier. Daniel, ein gebürtiger Angolaner, erklärt dem Neuling aus Irak die Aufgaben. Sie sind überschaubar. Menschen aller Couleur leben hier am Unterlauf des Flüsschens Vuachère, welches sich seine Bahn durch ein idyllisch begrüntes Tobel hinab zum Genfersee sucht.

Irgendwie lassen sich Sinn und Zweck dieser Sicherheitseinsätze nicht richtig fassen. Die beiden sollen unter anderem dafür sorgen, dass die Leute das (harmlose) Bachbett nicht betreten. Aber warum? Auch sonst: Die ethnisch durchmischten Quartiere hier sind ruhig, Menschen – Einheimische wie Migranten – leben friedlich mit- und nebeneinander. Was müssen die beiden überhaupt bewachen? Das fragen sich auch die Anwohner.

Manchmal sind Daniel und Ammar auch gemeinsam auf Tour. Dabei kommen sie sich näher, erzählen einander aus ihrem Leben, von den gesellschaftlichen Gepflogenheiten in ihren Herkunftsländern. Daniel, der gutmütige Riese, erfährt, weshalb der unerfahrene, aber pflichtbewusste Ammar mit den sanften Rehaugen sein Land verlassen hat.

Lebensgeschichten, die sich ähneln

Parallel zu den intimen Austauschen der beiden wird das Publikum Zeuge weiterer Konversationen von Menschen im Quartier, etwa eine Gruppe einheimischer Senioren oder eine angeregte Damenrunde mit Protagonistinnen aus spanischsprachigen Herkunftsländern. Die Geschichten der Menschen weisen erstaunliche Schnittmengen auf. Man erhält ein Gespür für das, was sie alle bewegt.

Daniel und Ammar verstehen sich gut.

Daniel und Ammar verstehen sich gut.

Bild: PD/Filmstill

In dieser ganzen Unaufgeregtheit dieses Films mit dem Titel «L’Îlot» von Tizian Büchi lässt sich vieles ablesen, interpretieren, herleiten. Und das hat schliesslich 2022 auch die Jury von Visions du Réel, einem der wichtigsten internationalen Festivals für Dokumentarfilme mit Austragungsort Nyon, überzeugt, «L’Îlot» auszuzeichnen. «Der Film ist eine Metapher für das heutige Europa, eine tiefgründige Reflexion über die Absurdität von Grenzen, Regeln und Barrieren. Eine Beobachtung, die in Staunen versetzt», so eine der Würdigungen der Jury.

Der Fliz Filmklub Zug zeigt «L’Îlot» am Montag, 12. Juni, um 20 Uhr im Kino Gotthard, Zug. Regisseur Tizian Büchi ist Saalgast.