In Luzern wurde jüngst der FCL nach den Cup-Feierlichkeiten angezeigt. In Zug hingegen nahm die Polizei nach der illegalen Eishockey-Meisterfeier nicht einmal Ermittlungen gegen den EVZ auf.
Tausende feiernde Fans, eine Siegermannschaft auf dem Balkon und die roten Rauchwolken der Pyros. Was in Zug Anfang Mai an der illegalen Meisterfeier des EVZ mit rund 5000 Fans geschah, wiederholte sich wenige Wochen später in Luzern mit dem Cup-Sieg des FC Luzern – hier mit 10'000 Fans. Beides in einer Zeit, in der solche Anlässe aufgrund der Coronamassnahmen nicht bewilligungsfähig waren. So galt bis Ende Mai eine Limite bei Veranstaltungen im Freien von 100 Personen.
In Luzern hat das Ganze nun ein rechtliches Nachspiel. Wie Anfang Woche bekannt wurde, hat die Luzerner Polizei Anzeige gegen die Pyrozünder, aber auch gegen den FC Luzern eingereicht. Dieser habe gegen die Bundesgesetzgebung – die damals geltende Covid-19-Verordnung – verstossen. «Es geht vor allem um die Siegesfeier auf dem Balkon der Messe», sagte Mediensprecher Christian Bertschi gegenüber unserer Zeitung.
Und im Kanton Zug? Wo sich die Meistermannschaft des EVZ während der spontanen Feier ebenfalls für rund eine halbe Stunde oder mehr auf dem Balkon feiern liess und Sprechgesänge anfeuerte? Bei der Zuger Polizei wird eine konkrete Anfrage, mit dem Kommandanten Thomas Armbruster zu sprechen oder auch schriftliche Antworten von ihm zu erhalten von der Medienstelle abgelehnt. Wie Mediensprecher Frank Kleiner sagt, sind weder Ermittlungen eingeleitet worden noch private Anzeigen eingegangen. Auch handelt es sich nicht um ein Offizialdelikt. «Die spontane Pokalpräsentation verlief ohne nennenswerte Zwischenfälle. Dies war auch Thema in der Politik.»
Ein offizielles Geschäft des Kantonsparlaments gibt es hierzu allerdings keines. Kleiner präzisiert auf Nachfrage: «Soweit uns bekannt ist, wurde das Thema im Kantonsrat diskutiert. Dabei wurde der verhältnismässige Einsatz der Polizei gelobt.» Das Protokoll, in welchem eine solche Diskussion festgehalten würde, ist erst im August einsehbar. Doch den Kantonsrats-Berichterstattern unserer Zeitung ist keine entsprechende Diskussion bekannt. Bei der Kantonsratspräsidentin Esther Haas nachgefragt, reagiert diese überrascht: «Das höre ich nun zum ersten Mal.»
Politisch diskutiert oder nicht: Gemäss Mediensprecher Kleiner hat die Anzeige in Luzern keine Wirkung auf Zug. «Wir können uns nicht zu Untersuchungen anderer Kantone äussern. Jeder Polizeieinsatz muss als Einzelfall durch das entsprechende Korps beziehungsweise Untersuchungsbehörde beurteilt werden.»
Der Zuger Sicherheitsdirektor Beat Villiger betont derweil, dass er das Vorgehen auch jetzt noch als verhältnismässig einstuft – auch das Ausbleiben rechtlicher Schritte. Doch was macht hier den Unterschied zu Luzern aus? Er zögert – stockt. Und fragt: «Wen will man denn anzeigen? Da hätte man erst feststellen müssen, wer auf dem Balkon war. Zudem gab es keinen Organisator des Anlasses.»
Die Sache mit der Identifizierung der Anwesenden auf dem Balkon hätte jedoch kein Problem darstellen sollen – gibt es doch Videoaufnahmen und unzählige Bilder online, die Beteiligte auf dem Balkon zeigen. Und auch wenn eine Anzeige auf diesem Weg nicht möglich sein sollte: In Luzern richtet sich die Anzeige gegen die FC Luzern Innerschweiz AG, also nicht gegen einzelne Mitglieder der Mannschaft, die auf dem Balkon standen.
Liegt es möglicherweise an der Nähe der Zuger Polizei und der Sicherheitsdirektion zum EV-Zug? So hatte die Zuger Polizei am Abend des Titelgewinns auf ihren offiziellen Social-Media-Accounts zum Titel gratuliert – mit einem Bild der feiernden Masse vor der Bossard-Arena.
🏆Der EV Zug ist Schweizermeister 🏆
— Zuger Polizei (@ZugerPolizei) May 7, 2021
Die Zuger Polizei gratuliert der Mannschaft und der ganzen @official_EVZ - Organisation zum Titelgewinn. ^klfr #zugerpolizei pic.twitter.com/qpEo4FVBwy
Und Sicherheitsdirektor Beat Villiger betont bei der aktuellen Nachfrage unserer Zeitung die gute Zusammenarbeit während der Saison mit dem Eishockeyverein. Doch er sagt: «Dass es keine Anzeige gab, liegt nicht an der Nähe der Sicherheitsdirektion oder der Polizei zum EVZ. Es wäre schlicht unverhältnismässig gewesen.» Er beurteile das Handeln der Zuger nach wie vor als richtig. Was die Gratulation auf Facebook angeht, räumt Villiger allerdings ein, dass dies nicht üblich sei – man habe das inzwischen intern angeschaut.
Das Areal der Bossard-Arena gehört der Stadt Zug. Wieso hat sie nach der Zuwiderhandlung gegen die Covid-19-Verordnung auf ihrem Gelände keine Anzeige erstattet? Der städtische Mediensprecher Dieter Müller verweist auf die Aussage des zuständigen Stadtrats Urs Raschle, die er nach der Meisterfeier gegenüber unserer Zeitung gemacht hatte: Dass der Arenaplatz bewusst nicht gesperrt worden sei, weil man die Fans an einem Ort behalten wollte. «Nachdem sich die Stadt und der Kanton Zug auf dieses Vorgehen geeinigt hatten, versteht es sich von selbst, dass die Stadt Zug nicht im Nachhinein Anzeige erstatten konnte», so Müller.