Einer Sage nach verkündete einmal eine Stimme hoch oben im Leutschachtal ein fürchterliches Unheil. Vorschau auf ein Freilichtspiel.
Wer sich am Sonntag, 18. August, 14 Uhr, zum Obersee über der Leutschachhütte (Gurtnellen) begibt, hat die Gelegenheit, einen Geist namens Theobald zu erleben. Auf 2237 Metern über Meer wird vor der Kulisse der kargen Berglandschaft das Freiluftspiel «Leutsch, ach! Theobald» uraufgeführt.
Entsprungen ist das Theater der Feder des Luzerner Science-Fiction- und Fantasy-Autoren sowie Psychotherapeuten Max Fischer-von Arx. Er pflegt zum Kanton Uri eine besondere Beziehung, da er zweimal die Woche auf Unterberg beim Arni wohnt. Von dort aus begibt er sich regelmässig auf Wanderschaft. Als er einmal in der SAC-Hütte Leutschach nächtigte, erfasste ihn die wunderbare Stimmung. Statt «Leutschach» seufzte er «Leutsch, ach!». Daraus entstand in ihm die Idee, einen Text, einen Gesang und gar ein Freilichtspiel zum mystischen Ort zu kreieren, wie Co-Regisseurin und Erzählerin Ruth Feubli berichtet.
Max Fischer-von Arx kam in der SAC-Hütte in Kontakt mit dem Kinderbuch der damaligen Hüttenwartin, Nina Grepper-Dittli: «Theobald, das Leutschach-Gespenst». Beschrieben wird ein Gespenst, das den Tieren und Wanderern Streiche spielt und dafür verbannt wird. Fischer entlieh dem Buch den Namen Theobald, der nichts mit der Geisterstimme in der Sage zu tun hat. Die ursprüngliche Sage aus der Urner Sagensammlung von Josef Müller handelt von Sennen, die von einer Geisterstimme dreimal vor einem drohenden Felssturz gewarnt werden. Die Sage nahm leider kein gutes Ende, denn die Hirten ignorierten seine Rufe «Fort, fort, fort!» und «Heute komm ich, heute komm ich». Seither heisst die Alp unterhalb des Obersees «Furt». Die Sage wird in der sechsten und letzten Szene des Freiluftspiels nochmals in Erinnerung gerufen.
Im eigentlichen Stück geht es aber um vier Naturelemente, die uns tagsüber begleiten. «Über Feuer, Wasser, Luft und Erde begegnen die Zuschauer ihren eigenen Gefühlen», sagt Co-Regisseurin Feubli. Frühmorgens sei es das Wasser, der skeptische Verstand, mit dem sich die Menschen auseinandersetzten. Mittags das Feuer, die kräftigen Gefühle, abends die Luft, die heitere Unbeschwertheit und nachts die Erde, die melancholische Stimmung. Geist Theobald kommt bei der Vermittlung dieser Gefühle eine tragende Rolle zu. Er drückt sie aus über seinen Gesang, sein Kostüm und seine mit jeder Szene wechselnden Hüte. «Theobald befindet sich während der Aufführung auf einem Floss und wird gesanglich von einem zehnköpfigen Chor unterstützt», sagt Feubli. Gespielt wird die Figur des Theobald von Leo Bachmann, Gesangsstudent von der Universität Bern, dem auch die Chorleitung und die Co-Regie zukommen.
Die gesamte Aufführung wird vom Schwyzer Filmemacher Thomas Horat auf der Kamera festgehalten. Horat drehte beispielsweise die «Rückkehr der Wölfe», den «Mythenfilm» oder «Das Schmieden von Trychlen». «Leutsch, ach! Theobald» dauert rund eine Stunde. «Es hat keine Bestuhlung, die Leute sitzen auf dem Boden», sagt Feubli. Dafür können sich die Besucher auf eine sensationelle Kulisse freuen.