Ronny Arnold und seine Frau ziehen mit einem Van durch Europa. Ihr Alltag löst viele Fragen aus. Ronny Arnold beantwortet die drei häufigsten.
Seit wir im April 2021 unsere Stadtzürcher Wohnung aufgegeben und mit dem Reisen durch Europa und dem Leben in unserem alten Van getauscht haben, möchten viele Leute genauer wissen, wie wir unseren Alltag unterwegs gestalten. Die meisten finden unser Nomadentum speziell, aber auch faszinierend und mit Rätseln behaftet. Das führt auch dazu, dass uns in regelmässigen Abständen immer wieder die gleichen Fragen gestellt werden. In dieser Kolumne gebe ich gerne Antworten auf jene drei Fragen, die unser Umfeld offensichtlich am brennendsten interessiert.
Wie macht ihr das eigentlich mit dem Geld?
Diese Frage wird uns eindeutig am häufigsten gestellt. Viele Leute in unserem Umfeld haben immer noch das Gefühl, wir seien auf einer immerwährenden Reise und würden nur des tagtäglichen Nichtstuns frönen. Das sieht allerdings ein wenig anders aus. Wir kehren in regelmässigen Abständen in die Schweiz zurück. Während dieser Besuche in unserer Heimat gehe ich jeweils meiner früheren Tätigkeit als Lehrperson respektive als schulischer Heilpädagoge nach – je nach Stellenangebot. Dank des andauernden Lehrermangels ist es für mich ganz einfach, wenige Wochen dauernde Stellvertretungen zu übernehmen. Der dafür anfallende Lohn füllt dann unsere Reisekasse wieder auf.
Meine Frau Xenia bleibt während dieser Aufenthalte meistens zu Hause und arbeitet im Homeoffice. Sie hat sich vor einigen Jahren selbstständig gemacht und bietet online in ihrem Frauenclub Trainings, Meditationen, Tappings, Yoga und vieles mehr an. Das kann sie auch von unterwegs aus machen, sodass ihr ein gesichertes Einkommen garantiert ist. Zusätzlich biete ich selber seit kurzem Lerncoachings und Elternberatung an, die ebenfalls online stattfinden können. Dank dieser Einnahmequellen können wir unsere beruflichen Beschäftigungen unterwegs flexibel gestalten und haben dazu noch Zeit, Länder zu bereisen und neue Orte zu entdecken.
Wie macht ihr das eigentlich mit dem «Auf das WC gehen»?
Diese Frage lässt sich ganz einfach beantworten: Wir besitzen eine Trenntoilette, die wir in unserem Bus mitführen. Sie funktioniert wie eine normale Toilette, trennt aber Festes von Flüssigem und ist in unserem Van fest eingebaut. In regelmässigen Abständen wird der Urinkanister geleert, und der andere Teil wird mit Streu in einem Behälter aufgefangen und als normaler Biomüll entsorgt. Wir haben glücklicherweise unterschiedliche «Klo-Zeiten», deshalb kriegen wir meistens gar nicht mit, wenn jemand von uns mal eine längere «Sitzung» abhält.
Wie macht ihr das eigentlich mit der «Körperhygiene»?
Die Antwort: Wir haben in unserem Van einen Ikea-Wasserhahn mit einer integrierten Duschfunktion eingebaut. Da wir jedoch im Van aus Gesamtgewichtsgründen nur eine begrenzte Menge Wasser mitführen können, begnügen wir uns manchmal mit einer Katzenwäsche oder einem Bad in einem Fluss oder See. Und die Luxuslösung: Wir fahren zu einem Schwimmbad, wo man häufig für ein paar wenige Euros «nur» duschen kann. Sie haben es sicher gemerkt: Die tägliche Dusche fällt definitiv weg. Trotzdem sind wir noch nie darauf hingewiesen worden, dass wir wieder einmal duschen sollten. Somit gehe ich davon aus, dass sich unser Körpergeruch im «normalen» Bereich bewegt – zumindest meistens ...
Mein Fazit: Unterwegs leben wir sparsamer, was den Geld- und Wasserverbrauch angeht. Wer täglich eine warme Dusche braucht, ist für das Leben im Van wohl kaum geeignet. Wir nehmen diese Umstände aber liebend gerne in Kauf, solange wir dafür immer wieder die folgenden Fragen stellen dürfen: Welches Land bereisen wir als nächstes? Welche spannenden Leute treffen wir diesmal unterwegs an? Welche interessanten Orte lernen wir als nächste kennen? Und: Hat es noch Platz in der Toilette?