HERGISWIL: Lars Fischer: «Singen ist wie Hochleistungssport»

Er ist auf bestem Weg zum professionellen Sänger und Tenor. Lars Fischer (27) studiert Gesang und klassische Musik in London, der Hochburg des Gesangs.

Kurt Liembd
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Lars Fischer während seines Heimatbesuchs im Lopperdorf, hier an der Seepromenade. (Bild: Corinne Glanzmann (Hergiswil, 21. Februar 2017))

Lars Fischer während seines Heimatbesuchs im Lopperdorf, hier an der Seepromenade. (Bild: Corinne Glanzmann (Hergiswil, 21. Februar 2017))

Kurt Liembd

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Wer kennt sie nicht, die berühmten Tenöre wie Pavarotti, Domingo oder Carreras? Auch sie haben einmal klein angefangen wie Lars Fischer. Der Hergiswiler ist musikalisch erstaunlich weit und studiert seit bald zwei Jahren am renommierten «Trinity Laban Conservatoire of Music and Dance» in London. Sein grosses sängerisches Talent hat auch die Schweizerische Studienstiftung entdeckt, welche ihn in diesen Tagen mit einem Stipendium von 20 000 Franken auszeichnete. «Diese Auszeichnung ist eine höchst erfreuliche Sache», sagt Lars Fischer. Er empfinde sie als Vertrauen in seine Person und als Bestätigung, dass er auf dem richtigen Weg sei. Wir haben ihn in Hergiswil zum Gespräch getroffen, wo er für ein paar Tage weilt, um danach wieder nach London zurückzukehren.

Er spricht fliessend Schwedisch

«In Hergiswil habe ich meine Wurzeln», sagt Lars Fischer. Hier ging er ab der 4. Klasse in die Primarschule und war in der Pfadi aktiv. Einen Teil seiner Wurzeln hat er aber auch in Schweden, wo er die ersten drei Jahre Primarschule besuchte. Deshalb spricht er auch fliessend Schwedisch. In Schweden weilte er einige Jahre, weil sein Vater Niels Fischer mehrere Jahre als Verteidigungsattaché in Skandinavien arbeitete. Heute ist die ganze Familie zurück und wohnt wieder in Hergiswil. Auch seine Mutter Katharina ist Hergiswilerin, ebenso seine Grosseltern Hans und Meieli von Weissenfluh. Lars Fischer ist das älteste von drei Kindern. Nach der Matura, die er am Kollegium Stans absolviert hatte, studierte er ein Semester Medizin, wechselte dann auf Rechtswissenschaften und schloss an der Universität Luzern mit dem «Bachelor of Law» ab. Gleichzeitig absolvierte er den Vorkurs an der Hochschule Luzern – Musik und begann danach sein Studium in klassischem Gesang.

Musik war schon immer seine grosse Leidenschaft, spielte er doch bereits im Stanser Kollegi Cello und Klavier und sang im Kollegichor. Ein lange gehegter Traum ging Erfüllung, als er sein Studium in London aufnehmen konnte. Erste grosse Auftritte hat er bereits hinter sich. So war er kürzlich als Monostatos («Der Mohr», Tenor) in Mozarts «Zauberflöte» in London zu hören. Im Juni 2016 sang er die Partie des Tommy in der Uraufführung von Stephen McNeffs Oper «Ba­nished» in Blackheath (London). Sein Interesse gilt vor allem dem deutschen und schwedischen Liedrepertoire. Dies zeigte sich auch in seinem Bachelor-Projekt an der Hochschule Luzern, welches den Titel «Nordische Sagen und Mythen» trägt. Ein Blick auf sein Repertoire ist beeindruckend. Nebst schwedischem Liedgut findet man zahlreiche Klassiker aus der Romantik wie etwa Schubert und Schumann, aber auch Werke aus andern Musikepochen – von Bach und Monteverdi bis zu zeitgenössischen Komponisten.

Drei Traumrollen im Visier

Auf die Frage nach seinem Vorbild erklärt Lars Fischer, dass er zwar seinen eigenen Stil finden wolle, nennt auf Nachfrage aber dennoch zwei grosse Namen: den deutschen Jahrhundertsänger Dietrich Fischer-Dieskau und den britischen Opernsänger Ian Bost­ridge. Und welches ist seine Traumrolle oder Traumkomposition? Ohne eine Sekunde zu zögern, nennt er Schuberts «Winterreise» (Zyklus, bestehend aus 24 Liedern), die Rolle des Tamino (Tenor) in Mozarts «Zauberflöte» und den Solopart des Jean Valjean im Musical «Les Misérables». Im Gespräch mit Lars Fischer wird spürbar, dass er äusserst professionell arbeitet. Sehr grossen Wert legt er nebst der Musik auch auf die Sprache. «Mir geht es darum, mit einem Lied auch eine Geschichte zu erzählen.»

Um Sprache und Gesang in Einklang zu bringen, betreibt er wie im Spitzensport Mentaltraining, Dehnübungen und Yoga. «Das Schöne am Singen ist, dass man mit dem Körper arbeitet», bringt er es auf den Punkt. Singen brauche extremes Feingefühl und sei «Hochleistungssport auf fokussierte Art», erklärt Lars Fischer. Seine musikalische Begabung kommt nicht von ungefähr, denn bereits in seinem Elternhaus wurde schon immer musiziert. So spielen seine Mutter und seine Grossmutter Klavier und unterrichteten Blockflöte an der Musikschule. Ebenso ist sein Grossvater Hans von Weissenfluh, pensionierter Postverwalter von Hergiswil, ein begeisterter Sänger und wirkt seit Jahrzehnten im Männerchor Hergiswil.