Corona zum Trotz: Am Dienstagabend findet das Luzerner Leichtathletik-Meeting mit Schweizer und internationalen Weltklasse-Athleten vor Publikum statt. Vier Wochen vor dem Saisonhighlight wird die Formkurve überprüft, die letzten Olympiatickets zu ergattern oder sogar Weltrekorde gebrochen.
Lange drohte das Spitzenleichtathletik-Meeting von Luzern wie schon im letzten Jahr dem Virus zum Opfer zu fallen. Nachdem sich die Schweizer Covid-Situation in den vergangenen Wochen derart zum Guten verändert und das Meeting-OK mit einer grossen Fleissleistung seine Arbeit verrichtet hat, heisst es heute Abend wieder: Eine grosse Leichtathletik-Veranstaltung mit Schweizer und internationalen Stars in verschiedenen Disziplinen steht bevor. Zu den Highlights zählen wie gewohnt die Speerwurf-Wettkämpfe sowie die Sprintrennen.
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Im Feld der Schweizer Leichtathletik-Stars befinden sich die Sprinter und Sprinterinnen Alex Wilson, Mujinga Kambundji, Salomé Kora, Sarah Atcho und Ditaji Kambundji; die Stabhochspringerin Angelica Moser, die Langstreckenläuferin Fabienne Schlumpf (3000 m Steeple) und Julien Wanders (5000 m).
Mujinga Kambundji wird (PB 10,95) mit der aufstrebenden Salomé Kora (PB 11,12) sowie gegen Maroie-Josée Ta Lou (PB 10,85) von der Elfenbeinküste über die 100 m-Strecke starten.
Über 200 m wird die Lausannerin Sara Atcho (PB 22,80) gegen die starke Holländerin Dafne Schippers (PB 21,63) laufen. Atcho hat so die Chance auf eine Wiedergutmachung der Schweizer Meisterschaften vom Wochenende in Langenthal, bei der sie tränenreich aus den Medaillenrängen fiel.
Alex Wilson (PB 10,08) misst sich im 100 m-Rennen beispielsweise mit dem Ivorer Arthur Cissé (9,93); der in Kenia lebende Julien Wanders über die 5000-m-Strecke (PB 13:13,84) mit dem Kenianer Boniface Kibiwott (PB 13:13,24).
Im Feld der internationalen Stars ragen der deutsche Speerwerfer Johannes Vetter (PB 97,34) sowie seine Teamkollegin Christin Hussong (PB 69,19) und der südafrikanische 400 m-Weltrekordhalter Wayde von Nykerk (43,03) heraus.
Die Schweizer Rekordhalterin Géraldine Ruckstuhl (PB 6391) konnte bei den Schweizer Meisterschaften zwar im Hürdenlauf mit dem 2. Rang überzeugen und ihre Trainingsleistung bestätigen, konnte jedoch auch den zweiten Siebenkampf in dieser Saison aufgrund von Fussproblemen nicht beenden. Die 23-jährige aus Altbüron startet in Luzern nicht vor heimischen Publikum. ?
Kurz nach 16 Uhr beginnt das Meeting mit den ersten Chatzestrecke-Wettbewerben. Die Siegerehrungen für die regionalen Talente finden ab zirka 17.15 statt. Dann sind die Stars an der Reihe.
16.00: Hammer. – 17.05: Speer (B-Serie). – 18.14: 100 m (Serie D). – 18.21: 100 m (Serie C). – 18.39: 200 m (Serie B). – 18.57: 400 m Rollstuhl. – 19.15: 100 m (Serie B). – 19.26: 1500 m. – 19.33: Kugel. – 19.38: Weit. – 19.45: Präsentation der Athleten. – 19.58: 110 m Hürden (B-Serie). – 20.06: 110 m Hürden (A-Serie). – 20.35: 100 m (A-Serie). – 20.41: Speer (A-Serie). – 20.56: 400 m. – 21.06: 5000 m. – 21.40: 400 m Hürden. – 21.56: 200 m (A-Serie).
17.39: 3000 m Steeple. – 17.55: Hammer. – 18.00: 100 m (D-Serie). – 18.07: 100 m (C-Serie). – 18.32: 200 m (B-Serie). – 18.45: Speer. – 18.50: 400 m Rollstuhl. – 19.08: 100 m (B-Serie). – 19.20: Stabhoch. – 19.33: Kugel. – 19.43: 100 m Hürden (B-Serie). – 19.45: Präsentation der Athletinnen. – 20.17: 100 m Hürden (A-Serie). – 20.28: 100 m (A-Serie). – 20.46: 800 m. – 21.30: 400 m Hürden. – 21.49: 200 m (A-Serie).
Es sieht nicht besonders gut aus. Auch für heute sind noch einmal gelegentliche Regengüsse und Gewitter vorausgesagt. Im Wetterbericht heisst es: Starkregen, Hagel und aussergewöhnliche Windböen sind möglich. Das sind keine guten Voraussetzungen für Bestleistungen. Immerhin: Zum Abschluss des Meetings kurz nach 22 Uhr ist einmal mehr das beliebte Feuerwerk terminiert.
Nach Rücksprache mit dem Kanton Luzern profitieren die Organisatoren beziehungsweise Besucher und Zuschauer von den Lockerungen, die der Bundesrat zuletzt beschlossen hat. Es ist nicht mehr zwingend nötig, eines der drei G (Geimpft/Getestet/Genesen) vorweisen zu können. Es gilt allerdings immer noch die Maskenpflicht und die Abstandsregel (insbesondere zu den Athleten). Verpflegung ist nur auf dem zugewiesenen Tribünenplatz erlaubt.
Nach den Lockerungen fällt die Veranstaltung in die Kategorie bis 1000 Personen. So dürfen 800 Zuschauer sitzend im Allmend Stadium teilnehmen, hinzukommen die 200 Sportler. Medienschaffende und Helfer werden nicht gezählt. Bisher wurden 700 Tickets verkauft.
Ja, Eurosport wird das Spitzen Leichtathletik Meeting ab 19.15 bis 22.00 Uhr in 54 Länder direkt übertragen. SRF 2 zeigt eine Teilaufzeichnung von 23.35 bis 00.25 Uhr. Das Meeting kann ebenfalls über den UBS Livestream während zwei Stunden verfolgt werden. Präsident Karl Vogler rechnet mit sieben Millionen TV-Zuschauern, die das Spektakel live verfolgen und mit bis zu 15 Millionen, welche die Aufzeichnung anschauen: «Wir sind der Sportanlass der Zentralschweiz mit der weltweit grössten Reichweite.»
Die Tickets können ab 49 Franken online erworben werden. Es handelt sich dabei um zugewiesene Sitzplätze. Im Ticket inklusive sind zwei Getränke sowie eine Speise.
In nur sechs Wochen wurden die 34. Ausgabe des Luzerner Leichtathletik Meeting auf die Beine gestellt. Durch die neu verhandelten Sponsorenverträge konnten 40 Prozent weniger Einnahmen generiert werden. Doch dem OK ist es gelungen, die Ausgaben um 20 Prozent zu verringern, so dass mit einem Defizit von 100 000 Franken gerechnet wird. Diese sollen über Ausgleichszahlungen der Covid-Fonds abgedeckt werden. «Swiss Athletics hat bestätigt: Das Meeting in Luzern ist ein systemrelevanter Wettkampf», sagt OK-Präsident Karl Vogler. «Das Meeting ist uns wichtig. Wir möchten den Schweizer Athletinnen und Athleten noch einen Wettkampf vor Olympia geben.» Auch mit reduziertem Budget ist es dem OK gelungen, ein Weltklasse-Startfeld nach Luzern zu bringen.
«Ich bin immer begeistert von Luzern: Ich mag das Stadion, die Atmosphäre, und auch die Organisation ist hervorragend.» Kein Wunder ist Luzern ein besonderer Ort für Johannes Vetter: 2017 warf er zum ersten Mal in seiner Karriere über 90 Meter – und das gleich viermal. Dass er der Topfavorit ist, setzt ihn überhaupt nicht unter Druck: «Ich geniesse das einfach. Ich weiss, was ich zur Zeit drauf habe und das ist eine ganze Menge», sagt er selbstbewusst. «Die Fans können schon davon ausgehen, dass ich auch am Dienstag wieder über 90 Meter werfe.» Ist dieses Ziel erreicht, wird sich zeigen, ob es noch weiter reicht:
«Der Weltrekord wird bestimmt irgendwann fallen, wann, kann ich nicht prophezeien. Es wäre natürlich cool, wenn es in Luzern passiert.»
Doch dazu müssen viele Kleinigkeiten perfekt passen. Eine Voraussetzung ist neben den äusseren Verhältnissen wie zum Beispiel dem vorteilhaften Rückenwind auch eine optimale Technik.
«Es ist so ein cooles Meeting, ich freue mich immer hier zu laufen. Ich hatte hier gute und weniger gute Rennen, doch es war immer positiv. Deswegen bin ich auch jedes Jahr in Luzern», lacht Mujinga Kambundji. Sie schätzt die familiäre Atmosphäre gepaart mit der hochkarätigen Konkurrenz, welche in Luzern an den Start geht.
«Wir sind nah am Publikum und können die Stimmung spüren, und das schätzen auch die Zuschauer.»
Obwohl sie zu den Favoritinnen gehört, weiss sie, dass auch Topathleten schwächeln können, weniger bekannte Athletinnen Überraschungserfolge feiern können. «Ich versuche, für mich einen guten Lauf zu machen und eine gute Zeit zu erzielen.» Für Kambundji ist das Meeting in Luzern vor allem wichtig, um für ihr grosses Ziel, das Erreichen der Olympischen Finalläufe, weitere Wettkampfpraxis zu sammeln.
Das Meeting in Luzern ist für Julien Wanders ein wichtiger Formtest vor Olympia. «Mein Ziel ist es, die 5000 m unter 13,20 zu laufen», sagt er. Er sei noch nicht topfit, seine Beststleistung will er im 10000-m-Rennen in Tokio zeigen. Den Konkurrenten, den es in Luzern zu schlagen gilt, sieht er in Jacob Kiplimo aus Uganda. Ein weiteres Meeting-Highlight also: Entscheidet Kiplimo, Weltmeister im Halbmarathon, oder Wanders, Europarekordhalter über 10 km, das Rennen für sich?
Hinweis: Tickets unter www.spitzenleichtathletik.ch