Zweifel nagen an Zuversicht

Die Wirtschaft läuft nicht schlecht, aber die Verunsicherung wächst. Wie verbreitet das diffuse Gefühl schon ist und wo es noch Lichtblicke gibt, untersuchte der Anlass «Zukunft Ostschweiz».

Thorsten Fischer
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Viele Branchen, viele Eindrücke auf dem Podium von «Zukunft Ostschweiz» (v. l. n. r.): Vincenzo Montinaro (AG Cilander), Daniel Küng (Switzerland Global Enterprise), Ulrike Landfester (HSG), Moderator Peter Eisenhut, Regierungsrat Benedikt Würth und Albert Koller (St. Galler KB). (Bild: Urs Bucher)

Viele Branchen, viele Eindrücke auf dem Podium von «Zukunft Ostschweiz» (v. l. n. r.): Vincenzo Montinaro (AG Cilander), Daniel Küng (Switzerland Global Enterprise), Ulrike Landfester (HSG), Moderator Peter Eisenhut, Regierungsrat Benedikt Würth und Albert Koller (St. Galler KB). (Bild: Urs Bucher)

ST. GALLEN. Spätestens der Titel «Lähmende Unsicherheiten?» machte es klar: Der diesjährige Wirtschaftsausblick des Konjunkturforums der IHK St. Gallen-Appenzell und der St. Galler Kantonalbank (SGKB) ist nicht mehr so unbeschwert wie noch vor Jahresfrist.

SGKB-Chef Roland Ledergerber arbeitete am Anlass «Zukunft Ostschweiz» dennoch einen positiven Aspekt heraus. Es hänge viel davon ab, wie man mit Unsicherheiten umgehe. «Offensichtlich gibt es zwei Arten von Unsicherheit: Blockierende und stimulierende.» Als Reaktion sich total abzuschotten, führe nicht zu mehr Wachstum, sondern zu Rückschritt. Ausserdem werde so bloss vermeintlich absolute Sicherheit erreicht, die es nicht gebe. «Es gibt nur unterschiedliche Grade von Unsicherheit.» Und mit diesen sollte aktiv und positiv umgegangen werden.

Jan-Egbert Sturm, Leiter der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich, zeigte in Zahlen, wie sich die Aussichten eintrüben. Die KOF hat ihre Prognose für 2015 von 2% Wachstum auf 1,7% gesenkt. Damit herrscht nicht Grossalarm. Es ist aber auch nicht alles in Butter. Beispielsweise geht die KOF davon aus, dass nach der Annahme der Masseneinwanderungs-Initiative die Unternehmen eher zurückhaltend investieren werden.

Schleichend in den Abgrund?

In einer Diskussionsrunde machte sich Ökonom Peter Eisenhut, Inhaber des Beratungsunternehmens Ecopol, daran, die Gesprächspartner aus der Reserve zu locken. Jede Person wurde mit teils provokanten Thesen, die in die Olma-Halle projiziert wurden, konfrontiert.

Daniel Küng, Chef der Exportförderorganisation Switzerland Global Enterprise, musste sich fragen lassen, ob die Schweiz nicht unbemerkt an Attraktivität einbüsse. Geschäftsfelder verlagerten sich schleichend ins Ausland. Küng stellte zwar fest, dass die Schweiz etwas an Berechenbarkeit, einer der Trümpfe im Ausland, verloren habe. Er relativierte aber: «Auch andere Länder haben Probleme und Debatten, nicht nur die Schweiz. Wir nehmen sie im eigenen Land einfach am stärksten wahr.»

Die direkte Demokratie sei zwar eine anspruchsvolle Form, aber erfolgreich, meinte Regierungsrat Benedikt Würth. Die Frage, ob man bei Initiativen künftig eine Notbremse einbauen sollte, blieb trotz hartnäckigen Nachhakens des Moderators offen. Die Bankbranche kennt Vorschriften inzwischen zur Genüge. Dass die Regulierung intensiv ist, bestätigte SGKB-Geschäftsleitungsmitglied Albert Koller. Er wollte deswegen aber nicht alle Regulierungen in Frage stellen. Die Regel von 10% echten Eigenmitteln beim Hauskauf etwa helfe der Stabilität.

Finanzkrise und HSG

Ulrike Landfester, Prorektorin der Universität St. Gallen, setzte sich mit der immer wieder gehörten Kritik auseinander, dass die Ökonomie, wie sie auch an der HSG gelehrt wird, die Finanzkrise 2008 mitverursacht habe. Landfester betonte, dass es auch an der HSG unterschiedliche Stimmen gebe. Und im Grundsatz sei die Uni bekannt für viele Erfolgsgeschichten. Deshalb stehe sie auch umgekehrt rasch einmal im Fokus.

Karin Bischoff (Bild: Bernhard Bischoff St.Gallen)

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Josef A. Jäger (Bilder: pd)

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Priska Ziegler

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Jürg Sarbach

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