Zäher Kampf um den Besitzstand

Nach dem sehr starken Vorjahr ist der Gewinn der Börsenbetreiberin SIX im 2016 klar tiefer ausgefallen. Expandieren will das Unternehmen vorab mit Dienstleistungen im Zahlungsverkehr.

Daniel Zulauf
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SIX mit Sitz in Zürich betreibt die Infrastruktur für den Schweizer Finanzplatz, ist aber auch für internationale Kunden tätig. (Bild: Ennio Leanza/KEY)

SIX mit Sitz in Zürich betreibt die Infrastruktur für den Schweizer Finanzplatz, ist aber auch für internationale Kunden tätig. (Bild: Ennio Leanza/KEY)

Daniel Zulauf

Das voraussichtliche Scheitern der grossen Börsenfusion zwischen Frankfurt und London bringt die Protagonisten auf dem Schweizer Finanzplatz kaum ins Gespräch, zumindest nicht ­öffentlich. SIX-Chef Urs Rüegsegger verwies an der Jahresbilanzmedienkonferenz auf Kooperationsmöglichkeiten, die unabhängig von dem Fusionsprojekt gesucht werden müssten. Der Betrieb der Börse bleibt zwar eine zentrale Aufgabe der SIX, aber wachsen will das Unternehmen vor allem mit seinen Dienstleistungsangeboten im Zahlungsverkehr. Wachstum ist für die SIX allerdings nie Selbstzweck, denn sie muss sich an den Bedürfnissen ihrer Eigentümer, der Banken, ausrichten.

Neue Anwendungen und weitere Anbieter

Im Zahlungsverkehr steht der Rollout neuer Applikationen für das mobile Zahlen im Vordergrund, der mit Blick auf den Markeintritt neuer Anbieter aus dem US-Technologiesektor (Apple, Google und andere) für die Banken eine geschäftskritische Bedeutung erlangt hat. Das von SIX und der Postfinance inzwischen gemeinsam entwickelte System Twint soll verhindern, dass dereinst Kundeneinlagen von den Banken an die neuen ­Anbieter verloren gehen. Die Lancierung von Twint soll demnächst erfolgen (siehe auch Kasten). Applikationen für Twint sollen im Sommer auf Zahlungsterminals im Handel verfügbar sein.

Gleichzeitig lassen die Eigentümerbanken die SIX «hartes Brot» (Rüegsegger) essen, wenn es darum geht, ihre eigenen IT-Plattformen zu Gunsten einer gemeinschaftlichen Transaktionsbank für den ganzen Finanzplatz auf eine einheitliche Plattform zu migrieren. Für die SIX wäre die Schaffung einer solchen zentralen «Superbank» ein höchst willkommenes neues Geschäftsfeld. Doch die Banken scheinen die Kosten und auch die Komplexität dieses Vorhabens zu scheuen.

Trotz allem wacker gehalten

Unter diesen schwierigen Bedingungen hält sich die SIX wacker. Sie hat 2016 einen Gewinn von 221 Mio. Fr. geschrieben. Der starke Rückgang zum Vorjahr um fast 500 Mio. Fr. ist fast ausschliesslich auf den Verkauf der Beteiligungen am Indexanbieter Stoxx an die Deutsche Börse zurückzuführen, der den Gewinn im Jahr 2015 noch stark aufgebläht hatte.