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Wirtschaft (Mantel)
Die Chefin des zweitgrössten Energieversorgers rechnet mit hohen Energiepreisen bis 2030. Eine Vorlage zur Beschleunigung der Verfahren für erneuerbare Energien geht ihr nicht weit genug.
Die Chefin des Energieversorges Alpiq, Antje Kanngiesser, stimmt Konsumentinnen und Konsumenten auf andauernd hohe Strompreise ein. «Sie werden auf jeden Fall bis 2030 auf einem hohen Niveau bleiben», sagte sie in einem gestern veröffentlichten Interview mit der Westschweizer Tageszeitung «Le Temps».
Sie sehe nicht, wie die Preise sinken könnten, denn diese würden auch die nötigen Investitionen widerspiegeln, die in erneuerbare Energien getätigt werden müssten.
Für die Förderung erneuerbarer Energien habe man sich zu lange Zeit gelassen, so Kanngiesser. «Jetzt zwingt uns die Geopolitik mit dem Krieg in der Ukraine, das Tempo zu beschleunigen.» Doch die Genehmigungsverfahren dauerten immer noch zu lange. Es gebe zu viele Möglichkeiten, Rechtsmittel einzulegen.
Selbst wenn ein Projekt von einer Mehrheit unterstützt werde, könne der Widerstand von einer oder zwei Personen einen Ausbau um 10 Jahre verhindern. Kanngiesser nennt etwa den Widerstand gegen das Wasserkraftprojekt «Gornerli» in Zermatt als Beispiel, gegen welches die Stiftung für Landschaftsschutz opponiert.
Eine Vorlage aus dem Departement von Bundesrätin Simonetta Sommaruga (SP), welche die Beschleunigung der Verfahren zum Ziel hat, geht ihr nicht weit genug: Die Vorschläge aus dem Departement griffen zu spät ein. Stattdessen sollten Einsprachen früher gebündelt werden.
Alpiq ist nach der Axpo und vor der BKW der umsatzmässig zweitgrösste Energieversorger der Schweiz. Zu den grössten Aktionären des Konzerns gehören über die EOS Holding Westschweizer Kantone und Gemeinden, die Anlagestiftung Schweizer Kraftwerksbeteiligungs-AG und die Primeo Energie aus dem Kanton Basel-Landschaft.
Am Wochenende hatte schon die Axpo, die mehrheitlich im Besitz der Kantone Zürich und Aargau und deren Elektrizitätswerke ist, den bundesrätlichen Willen bemängelt, harte Entscheide zu treffen (CH Media berichtete).
Die Vorlage zur Beschleunigung der Verfahren gehe trotz der richtigen Absicht nicht weit genug. Ohne Abstriche am Natur- und Umweltschutzrecht sowie ohne Verschiebung von Kompetenzen an den Bund könnten Verfahren, die zum Ausbau von erneuerbaren Energien nötig sind, nicht beschleunigt werden.