Der CS-Chefökonom Martin Neff sagte in Kreuzlingen der Schweiz ein Exportwachstum voraus. Für die Ostschweiz wünscht er sich, dass Deutschland etwas kräftiger wachsen würde.
Martin Neff: Unsere Volkswirtschaft hatte einen guten Start ins Jahr 2012. Wenn es vorbei ist, kommen vielleicht negative Schlagzeilen über zwei leicht negative Quartale, was faktisch als Rezession bezeichnet werden kann. Aber dann ist die Sache schon vorbei, befindet sich die Schweiz im Aufwind.
Neff: Die Branchen Chemie, Pharma und Uhren sind flott unterwegs. Ich gehe von einem traditionellen, allmählichen Aufschwung aus, nachdem sich die Weltwirtschaft gesamthaft positiv entwickelt, wir das Ärgste hinter uns haben und seit einem Jahr mit festen Wechselkursen budgetieren können.
Neff: Für den Normalverdiener ist Wohneigentum nicht mehr erschwinglich, auch im Thurgau. Die Nachfrage nach Stockwerkeigentum und Einfamilienhäusern wird sich abschwächen. Dennoch ist die Bauwirtschaft an der Kapazitätsgrenze, und die Aktivitäten verlagern sich zunehmend auf den Mietwohnungsbau. Ich erwarte deshalb eine sanfte Landung, wenn alles gutgeht.
Neff: Richtig, die Zuwanderung hält an und erschliesst in der Schweiz hohes Wachstumspotenzial. Negativ ist das, wenn es dem Bürger hierzulande unwohl wird. Doch wir müssen begreifen, dass die Zuwanderung wirtschaftlich ein Segen ist.
Neff: Diese Region hat wie die Schweiz nach dem abrupten Ende des Booms im 2008 ein ziemliches Wechselbad hinter sich. Seit diesem Jahr profitieren wir vom geldpolitischen Stimulus. Doch es wäre gerade in dieser Region schön, wenn Deutschland etwas kräftiger wachsen würde. Doch wir sind durchs Gröbste hindurch. Ich bin relativ zuversichtlich, dass die Industrie Boden gefunden hat und dass auch der Tourismus wieder solide unterwegs ist.
Interview: Martin Sinzig