Bürgergruppe wehrt sich gegen Luxusresort

Die Immobilienentwicklerin Augur Invest AG aus Pfäffikon will in Monte Brè ob Locarno ein Hotelresort verwirklichen. Die Gegner haben sich formiert.

Gerhard Lob
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Visualisierung des geplanten Hotel-Appartements «Village Gardens». Bild: Augur Invest AG

Visualisierung des geplanten Hotel-Appartements «Village Gardens».
Bild: Augur Invest AG

Der Monte Brè: Eine Sonnenterrasse über Locarno, tausend Meter über Meer. Nur wenige Familien wohnen hier das ganze Jahr. Viele Einheimische aus der Gegend besitzen auf dem Maiensäss aber ein Rustico oder Ferienhäuschen. Die Lage hoch über Locarno ist atemberaubend, der Blick reicht über den Lago Maggiore und die Brissago-Inseln bis weit nach Italien.

Wenn es nach den Plänen der Augur Invest AG mit Sitz in Pfäffikon SZ geht, soll die privilegierte Lage des Monte Brè bald auch von Hunderten von Auswärtigen genossen werden. Unter dem Namen «The Lago Maggiore Retreat: Hotel-Spa & Residences» bewirbt die Gesellschaft ein ambitiöses Beteiligungsprojekt. Zuletzt stellte sie die Pläne potenziellen Investoren in Cannes und im Dolder Grand Hotel in Zürich vor.

Fokus auf Nachhaltigkeit

Kern des Projekts ist die Erneuerung des seit Jahren leerstehenden Ex-Hotels Monte Brè sowie die Bebauung der darunter liegenden Grundstücke zu einem Aparthotel. Die Liegenschaften wurden bereits erworben. Mitglied im Verwaltungsrat der Augur Invest ist Oliver Wolfensberger, der auf die Entwicklung von Luxusimmobilien spezialisiert ist und beispielsweise das Appartementhaus Schneefalke im Resort von Samih Sawiris in Andermatt gemanagt hat.

Das Projekt für ein Luxusresort ob Locarno gibt schon lange Anlass zu Diskussionen. Widerstand hat sich formiert, obwohl die Pläne nur von im Internet publizierten Broschüren bekannt waren. «Ein pharaonisches Spekulationsprojekt, das gestoppt werden muss», sagt Marco Ricca, Präsident einer Bürgergruppe namens «Salva Monte Brè» (Rettet Monte Brè). Der Programmierer ist vor einigen Jahren von Genf an diesen idyllischen Ort gezogen, um sich der Konsumwelt zu entziehen. Nun befürchtet er, vom Jet-Set eingeholt zu werden, ausserdem jahrelangen Bauverkehr auf der schmalen, fünf Kilometer langen Bergstrasse sowie unzählige Helikopterflüge.

Die Augur Invest AG hielt sich lange bedeckt und hat erst vor kurzem erstmals eine Medienmitteilung versandt. Auffällig: Im Vergleich zum bisherigen Projekt wurden die Pläne für das Resort deutlich redimensioniert. Statt einem Luxusresort für Superreiche ist nun von einem «Centro benessere-spa sostenibile» in familiärem Stil die Rede. Das heisst: Einem «nachhaltigen Wohlfühlzentrum mit Spa».

Das neue Hotel soll 24 Zimmer haben. Dazu kommt eine bisher nicht präzisierte Anzahl von Appartements, die vom Hotelservice Gebrauch machen können. Der «Respekt für die Umwelt» und der «nachhaltige Ansatz» werden mehrmals betont. Der Spa-Bereich soll neben Hotelgästen auch externen Besuchern zugänglich gemacht werden. Die Gesamtfläche des Resorts wird auf 15 Hektaren veranschlagt, das ist nur noch ein Drittel der ursprünglichen Fläche.

Die Investoren wollen der Destination Locarno mit ihrem Projekt neuen Schub verleihen. Es sollen – soweit möglich – ausschliesslich einheimische Arbeitskräfte beschäftigt werden. Bei der Erreichbarkeit wird allerdings geschönt: Die Distanz zu Mailand wird auf 1,5 Stunden, zu Zürich auf 2,5 Stunden beziffert. «Wir sind begeistert, dieses Centro benessere und Hotel für Familien zu entwickeln und wir schätzen die Unterstützung der lokalen Bevölkerung», wird Marc Sontag, CEO der Augur Invest AG, in der Medienmitteilung zitiert. Diese Einschätzung ist insofern überraschend, da von einer «lokalen Unterstützung» kaum die Rede sein kann. Die erwähnte Bürgergruppe organisierte sogar ein Sit-in gegen das Projekt. «Es gibt eine schweigende Mehrheit, welche unser Projekt unterstützt», kontert Cosimo Violati, Projektmanager der Augur Invest. Ein Baugesuch wurde bisher nicht eingereicht. Doch dies soll in Kürze geschehen. Die Augur Invest hat erste Entwürfe des Resorts (Renderings) publiziert, welche das Hotel und die Appartements zeigen. Für die Ausarbeitung dieser Entwürfe sind die Architekturstudios Aldo Cacchioli in Locarno sowie Oppenheim in Basel verantwortlich.

Initiative gegen Megaprojekte

Der Stadtrat wird sich erst nach dem Einreichen des Baugesuchs offiziell mit dem Vorhaben befassen. Prinzipiell zeigte sich die Stadtregierung aufgeschlossen, im Bergweiler Monte Brè ein touristisches Projekt zu lancieren, wenn es sich harmonisch in die Umgebung einfügt. Die lokale FDP lancierte einen Appell, gegenüber neuen Projekten aufgeschlossen zu sein.

Allerdings muss sich die Exekutive nun zuerst mit einer kommunalen Volksinitiative befassen, welche fordert, den Zonenplan so anzupassen, dass im Gebiet Brè-Cardada keine Megaprojekte möglich sind. Am vergangenen Freitag überreichten die Promotoren die nötigen 1850 Unterschriften. Stadtpräsident Alain Scherrer dankte ihnen für ihren Einsatz: «Uns allen liegt diese Gegend am Herzen». Man werde nun einen Experten beauftragen, die Situation unter planerischen Gesichtspunkten zu analysieren. Indes: Sollte der Gemeinderat einer Zonenplanänderung zustimmen, wäre eine zügige Umsetzung des Monte-Brè-Resorts wohl kaum möglich.