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Wirtschaft
Aarberg und die Stadt Frauenfeld haben die Fachhochschule Nordwestschweiz beauftragt, eine Studie zur Bedeutung der Zuckerfabriken in ihrer jeweiligen Region anzufertigen. Unter anderem sichern und bringen die Zuckerfabriken Arbeitsplätze.
Die Zuckerfabrik in Frauenfeld (ZAF) wird wahrgenommen, wenn die Kampagne läuft, wenn mit Rüben beladene Traktoren über die Strassen rattern, wenn voll beladene Zugwaggons entladen werden und natürlich, wenn der unverwechselbare Duft über der ganzen Stadt schwebt. Trotzdem ist in Richtung Aussenpräsentation noch Luft nach oben. Der Frauenfelder Stadtpräsident Anders Stokholm sieht hier Nachholbedarf, und zwar gerade jetzt, wo die inländische Zuckerproduktion um ihre Existenz kämpfen muss. Diese Marketinglücke ist als Nebenaspekt in einer Studie, die die Fachhochschule Nordwestschweiz angefertigt hat, festgestellt worden. Die Studie «Die Bedeutung der Zuckerproduktion für die Standortgemeinden Aarberg und Frauenfeld» ist in den beiden Auftragsstandorten präsentiert worden. Aus der Studie geht allerdings auch hervor, dass das Image der ZAF dennoch ziemlich gut ist, besonders was Ausbildung und Arbeitsplatz angeht.
Projektleiter Mathias Binswanger betont, dass mit den 240'000 Tonnen Zucker, die die beiden Zuckerfabriken pro Jahr produzieren, rund 70 Prozent des Bedarfs in der Schweiz gedeckt sei. Er ergänzt:
«Die Zuckerproduktion hat für die Standortgemeinden Aarberg und Frauenfeld und ihre Umgebung im Umkreis von 30 bis 35 Kilometern erhebliche wirtschaftliche Bedeutung.»
Von der gesamten mit der Zuckerproduktion in der Schweiz verbundenen Wertschöpfung in Höhe von 173 Millionen Franken fallen, laut Binswanger, 35 Prozent oder 60 Millionen Franken in der Region Aarberg und 31 Prozent oder 53,7 Millionen Franken in Frauenfeld an. Wie es in der Studie weiter heisst, umfasst diese Wertschöpfung nicht nur die Zuckerproduktion in den beiden Werken Aarberg und Frauenfeld. Hinzu kämen die Wertschöpfung der Tochter Ricoter als Nebenbetrieb und die regionale Wertschöpfung, welche bei der Produktion der Vorleistungen entstehe.
So kämen etwa 25 Prozent der insgesamt in der Schweiz verarbeiteten Rüben aus der Region Aarberg und etwa 20 Prozent aus der Region Frauenfeld. Binswanger sagt, zusammen mit den lokal erbrachten Transportdienstleistungen trage auch der Bezug dieser Vorleistungen erheblich zur regionalen Wertschöpfung bei. Die regional erbrachte Wertschöpfung sorge ausserdem für Arbeits- und Ausbildungsplätze in der jeweiligen Region.
In Aarberg sind derzeit 217 und in Frauenfeld 197 Menschen bei der Zucker AG inklusive Ricoter beschäftigt. Auch Stokholm verwies auf die Bedeutung der ZAF für Frauenfeld, wenngleich er die Bedeutung als Arbeitgeberin für Aarberg mit 4000 Einwohnern noch höher einschätzt als selbige für Frauenfeld mit 25'000 Einwohnern.
Dennoch hat auch die ZAF erhebliche Auswirkungen auf die Region Frauenfeld. Ökonom Binswanger rechnet vor, dass die Bruttolöhne der Angestellten sich für das Jahr 2019/2020 auf 13 Millionen Franken in Aarberg und 10,6 Millionen Franken in Frauenfeld beliefen, was im Durchschnitt einem Jahresbruttolohn zwischen 77'000 und 78'000 Franken entspreche. Diese Löhne wiederum würden einen erheblichen Beitrag zum regionalen Konsum leisten. In beiden Zuckerwerken würden zusätzlich auch Lehrlinge ausgebildet, womit die Schweizer Zucker AG auch einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur beruflichen Grundbildung leiste. Weiter profitiere die öffentliche Hand auch durch die Steuereinnahmen:
«Insgesamt dürften die mit der Zuckerproduktion verbundenen Steuereinnahmen inklusive Einkommenssteuern bei der Vorleistungsproduktion und Unternehmenssteuern in Aarberg etwa drei Millionen und Frauenfeld etwa 1,5 Millionen Franken betragen.»
Stark wahrgenommen worden seien in den letzten Jahren auch die grossen Investitionsprojekte zum Bau von neuen Holzkraftwerken an beiden Standorten. Das bereits abgeschlossene Projekt in Aarberg hatte demnach ein Investitionsvolumen von 95 Millionen Franken, das Projekt in Frauenfeld 55 Millionen Franken.
«Diese Investitionen führten und führen zu zusätzlichen Aufträgen und Arbeitsplätzen in der jeweiligen Region, und sie leisten gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zur Reduktion der CO2-Emissionen.»
Dies sei bedeutend, weil damit der im Vergleich zur europäischen Zuckerproduktion geringere ökologische Fussabdruck der Schweizer Zuckerproduktion weiter reduziert werden könne. Hier hakte Stokholm ein und betonte, dass man auf die nachhaltige Produktion mehr Einfluss nehmen könne, wenn sie im Inland stattfinde. Und in der ZAF würde von der Rübe wirklich alles verwertet. Aber damit die Zuckerproduktion weiter in der Schweiz bleiben könne, brauche es Unterstützung seitens der Politik und des Staates und Anreize für Rübenpflanzer, sagt Binswanger. Denn die Anbaufläche für Zuckerrüben schrumpfe, ergänzt Stokholm.
Binswanger betonte schliesslich noch Aspekte, die monetär nicht bezifferbar seien.