Die Nebensaison im November spüren vor allem Berghotels. Ein vielfältiges Angebot gleicht Schwankungen aus.
Der November ist ein trüber Monat: Das Wanderwetter ist schon vorbei, der Schnee kommt erst noch. Gerade in Berggebieten herrscht in manchen Hotels gähnende Leere. Dagegen will sich das Hotel Saratz in Pontresina stemmen. «Hotel S» heisst das Konzept, das am 20. Oktober startet und bis Anfang Dezember dauert. Die Preise sind tief, das Luxushotel bietet aber auch einen reduzierten Service. Angekündigt wurde das Konzept im Sommer. Heute, kurz vor dem Start, ist das Direktorenehepaar Yvonne Urban und Martin Scherer zuversichtlich. «Die Reaktionen von Gästen wie in der Region sind sehr positiv.» Und auch die Buchungslage sei deutlich besser als sonst um diese Zeit. Für ein abschliessendes Urteil sei es zwar noch zu früh, aber es sehe gut aus.
Am meisten von den Jahreszeiten abhängig ist in der Ostschweiz wohl das Toggenburg: Wie in vielen Tourismuszentren in den Bergen zeigen sich zwischen Sommer- und Wintersaisons, im April und November, deutliche Einbrüche bei den Logiernächten. Doch die klassischen Saisons sind nicht für jeden Berg wichtig. «Bei uns gibt es keine Nebensaison», sagt Bruno Vattioni, Geschäftsführer der Säntis-Schwebebahnen samt Hotel. Im Sommer sind die Wanderer das Hauptgeschäft. «Nach den Sommerferien geht die Seminarzeit los, die bis in den November dauert.» Die füllen das Hotel vor allem von Montag bis Donnerstag. «Und wir sind gross genug, dass auch noch eine Touristengruppe Platz hat.» Die Touristenkarte Oskar, der heute rund 30 Hotels und 70 Erlebnisangebote angehören, sieht Vattioni ebenfalls als Vorteil. «Das gibt eine gewisse Grundauslastung.»
Auch im Heidiland ist im November nicht Hochsaison. Aber die Region zwischen Rhein, Pizol und Walensee ist vielfältig. «Wir sind eine Vier-Jahreszeiten-Destination», sagt Adrian Pfiffner, Sprecher von Heidiland Tourismus. In Flumserberg herrschen zwar ähnliche Verhältnisse wie im Bündnerland. «Zwischen den Saisons machen dort viele Hotelbetreiber die Türen zu und tanken selber Kraft für die neue Saison» sagt er. «In Bad Ragaz mit seinem Wellnessangebot ist der November aber eine attraktive Zeit.» Und die Bündner Herrschaft oder die Walensee-Region locke immer noch Wanderer und Tagesgäste an – «hier sind wir oft nebelfrei».
So sei auch sein Grand Resort Bad Ragaz wenig saisonabhängig, sagt Direktor Marco Zanolari. Zwar seien Spitzen an Feiertagen erkennbar. Mit dem Angebot von Thermalbad und medizinischem Zentrum bis zu den acht Restaurants sei es aber möglich, ganzjährig attraktiv zu sein. «Die Nachfrage nach Entspannung ist das ganze Jahr über gegeben.»
Dass man mit einem breiten Angebot dem saisonalen Auf und Ab begegnen kann, sagt auch Bernadette Hinny vom Hotel Bad Horn. Im Sommer zieht der Bodensee Touristen an. Davor und danach füllen Seminargäste, Geschäftstouristen, Wellnessfreunde oder Hochzeiten das Hotel. «Für ein Hotel unserer Grösse ist das breite Angebot wichtig», sagt Hinny. Am schwächsten sei im Bad Horn der Februar. Am stärksten, wie im ganzen Kanton Thurgau, der Sommer. «Unseren Umbau begannen wir deshalb am ersten September. Wir hoffen, dass wir rechtzeitig für die Bregenzer Festspiele wieder eröffnen können.»
Weniger als von den Jahreszeiten bestimmt der Verlauf der Woche den Geschäftsgang der Hotels der Stadt St.Gallen – Hochsaison ist eher unter der Woche. «Für die Stadt sind Geschäftsreisen entscheidend», sagt Tourismusdirektor Thomas Kirchhofer. Geschäftsreisende und Besucher von Tagungen und Kongressen machen rund drei Viertel der Logiernächte in der Stadt aus. Doch Kirchhofer will mehr Freizeitgäste anlocken. «Wir müssen die Stadt beleben, damit es am Wochenende mehr Touristen in die Stadt zieht.»
Trotzdem spielten auch die Jahreszeiten eine Rolle, wenn auch nicht so ausgeprägt wie in den Bergen. Die Spitzenzeiten liegen im Frühsommer und Herbst, im Winter ist es in den St.Galler Hotels ruhiger. «Auch den Winter wollen wir fördern», sagt Kirchhofer. «Die Stadt im Winter, mit Weihnachtsmarkt und Schnee, ist heimelig. Das müssen wir mehr verkaufen.» Ausgleichen könne man das auch mit Werbung in verschiedenen internationalen Märkten. «Die typischen Reisezeiten sind in anderen Weltgegenden anders. Das können wir nutzen.»