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Finanzielle Hilfe für vier Jungunternehmer statt für einen, 20'000 Franken statt 5000 Franken: Das Unternehmerehepaar Artho unterstützt zusammen mit weiteren Geschäftsinhabern vier Start-ups, denen Corona das Geschäft verhagelt hat.
Mit rund 5000 Franken einen Jungunternehmer, Frau oder Mann, aus der Region St.Gallen unterstützen, den die Coronakrise hart getroffen hat. Für dieses Vorhaben haben Andrea und Peter Artho Anfang Monat einen Aufruf gestartet.
Die beiden Inhaber des St.Galler Bodenbelagsfachgeschäfts Artho Bodenideen haben sich dank erfolgreicher Geschäftsjahre ein finanzielles Polster angelegt und wissen aus eigener Erfahrung, wie anspruchsvoll die Startphase als Unternehmer sein kann.
Mittlerweile sind die Würfel gefallen. Und statt 5000 Franken können über 20'000 Franken verteilt werden, weil das Ehepaar Artho aus seinem Netzwerk «Virtuell Bau», einem Verbund aus 18 Handwerksbetrieben, weitere Geschäftsinhaber für die Idee gewinnen konnte. Wie Andrea Artho sagt, sind rund 20 Anträge auf Unterstützung eingegangen:
«Die Geschichten dahinter waren teilweise sehr berührend.»
Am liebsten hätte man alle Projekte berücksichtigt, habe dann aber deren vier ausgewählt, auf welche die Mittel verteilt werden. Und das sind die Gewinner, alle aus St.Gallen.
Flurina Rüesch vom Modelabel feh costumes sur mesures war Schweizermeisterin der Bekleidungsgestalter und ist an den World Skills in Abu Dhabi als beste Europäerin ausgezeichnet worden. Anschliessend machte sich die heute 24-Jährige selbstständig, gründete ihr Label und zügelte im April in ein grösseres Atelier.
Wegen Corona konnte Rüesch dort aber zunächst keine Kunden empfangen und keine Massbekleidung anfertigen. Die Jungunternehmerin sagt:
«Das Geld dient mir als Überbrückung, zumal im neuen Atelier auch der Mietzins höher ist.»
Zudem seien noch Stoffrechnungen offen. Mittlerweile kann Rüesch wieder Kunden empfangen und nach Mass arbeiten.
Svenja Bellmann und Adrian Nessensohn, beide Koch von Beruf, haben sich nach 15 Jahren selbstständig gemacht. Dies mit dem Restaurant Helvetia an der Vonwilstrasse. Vor der geplanten Eröffnung am 1. April investierten sie Schweiss, Herzblut, Zeit und Geld, bevor der Lockdown die Pläne über den Haufen warf. Seit 11. Mai empfangen sie Gäste und sind gut gestartet, wie Bellmann sagt, doch:
«Die richtig schwierige Zeit für ein Speiselokal in der Stadt kommt noch, der Sommer.»
Um Gäste anzulocken, setzen Bellmann und Nessensohn auf einen Garten, in dem es aber noch an vielen fehlt. Das Geld soll deshalb bei der Beschaffung von Mobiliar, Sonnenschirmen, Kühlgeräten und einem Profigrill helfen.
Grössere Veranstaltungen sind weiterhin verboten, und solche wie Messen, Generalversammlungen oder viele Vereins- und Geschäftsanlässe werden auch nicht nachgeholt. Das trifft Raffael Wegmann von der Speedlight GmbH, die Veranstaltungstechnik liefert, hart. Auch die weitere Planung von Anlässen liegt noch weitgehend im Ungewissen.
Wegmann hat seine Firma 2016 gegründet und will diese wegen Corona keinesfalls aufgeben müssen. «Das Geld liegt vorläufig auf unserem Konto als Reserve», sagt Wegmann:
«Es soll uns je nach Dauer der Krise das Überleben ermöglichen.»
Rafael Herbas gibt in seiner Tangoschule seit gut vier Jahren Tanzkurse. Zwar dürfte er seit der Lockerung des Lockdowns am 11. Mai wieder Gruppen bis vier Personen unterrichten, doch ohne Körperkontakt, was den Unterricht des Tangos als Paartanz verunmöglicht. Herbas sagt:
«Ich werde das Geld für die Saalmiete der Tangoschule verwenden.»
Obwohl diese noch geschlossen ist, «habe ich weiterhin Fixkosten». Froh und dankbar zeigt er sich zudem darüber, dass ihm seine Vermieterin die Miete während dieser schwierigen Zeit reduziert habe. Wann Herbas wieder Tango unterrichten darf, sei noch nicht absehbar. Und auch dann könnte es Zeit brauchen, bis das Vertrauen der Tanzschüler wieder da ist, besonders beim Tangokurs für Senioren.