US-Auftrag per Handschlag

Verkaufserfolge in den USA und in Europa bringen SwissRTec, die Thurgauer Herstellerin von Recyclinganlagen für Elektro- und Elektronikschrott, voran. Auch in der Anwendungstechnik finden sich neue Märkte.

Martin Sinzig
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In den USA hat SwissRTec ihre erste Anlage in einem Betrieb installiert, der Elektromotoren zerkleinert. (Bilder: pd)

In den USA hat SwissRTec ihre erste Anlage in einem Betrieb installiert, der Elektromotoren zerkleinert. (Bilder: pd)

KREUZLINGEN. Seit zehn Jahren ist SwissRTec in der Entwicklung von Komplettanlagen sowie im Vertrieb von Shreddern und Aufschlussmühlen für das Elektro- und Elektronikschrott-Recycling tätig. Die jüngsten Verkaufsabschlüsse bestätigen die Stossrichtung des Unternehmens, das mit einem Team von Ingenieuren und Technikern von Kreuzlingen aus weltweit operiert.

Im Bundesstaat South Carolina installiert SwissRTec zurzeit ihre erste US-Anlage. Diese zerkleinert Elektromotoren und separiert Eisen und Kupfer. «Diesen Auftrag konnten wir gut ein Jahr nach der Gründung der SwissRTec America gewinnen», sagt Mario Zöllig, Geschäftsführer und Inhaber. Mit diesem Erfolg hätten er und auch der USA-Geschäftsführer Bernhard Müggler nicht gerechnet.

Kurze Entscheidungswege

In der Regel dauere es ein bis drei Jahre, bis ein solcher Auftrag erteilt werde. Denn sei einmal die Technologie eruiert, gelte es für die Kunden zunächst, die Betriebsbewilligungen einzuholen sowie die Finanzierung sicherzustellen. In South Carolina habe sicher der Umstand geholfen, dass die Recyclingfirma ein mittelständischer Betrieb mit kurzen Entscheidungswegen sei. Tatsächlich erfolgte die Auftragserteilung per Handschlag, erinnert sich Zöllig.

Auch in Europa kommt die SwissRTec voran. Ihre bisher grösste Shredderanlage ist Anfang März in Schweden in Betrieb gegangen. Installiert wurde eine Leistung von total 1800 PS für zwei Kubota-Shredder, ein japanisches Produkt, wofür die SwissRTec die europäischen und nordamerikanischen Vertriebsrechte innehat. Die neue Anlage in Schweden verarbeitet Shredderrückstände und ist eine seitens des Kunden entwickelte Pilotanlage. Dafür entwickelte die SwissRTec neue Werkzeuge. Die Inbetriebnahme verlief so erfolgreich, dass der Kunde, ein Grosskonzern mit Standorten in Europa, inzwischen einen weiteren Vertikalshredder bestellt hat. Die erste Bestellung überhaupt stammte aus demselben Haus. Damals durfte die Thurgauer Anlagenbauerin einen Shredder nach Italien liefern, der für Elektroschrott eingesetzt wurde. – Im hartumkämpften Markt eröffnet sich inzwischen ein neues Segment, und zwar in der Aufbereitung von Verbrennungsschlacke. Die Qualität der aus Verbrennungsschlacke separierten Metalle soll verbessert werden, schildert Zöllig die Zielsetzung. Um die Rostschicht und Schlackenanhaftungen abzulösen und das Metall für einen optimierten Schmelzprozess zu verdichten, eigne sich der Kubota-Shredder ebenfalls. Bereits im Februar konnte die SwissRTec einen Vertrag über die Lieferung einer 900-PS-Anlage nach England abschliessen. Sie soll im Herbst in Betrieb gehen und bis zu 15 Tonnen Material pro Stunde verarbeiten.

«Die gefallenen Rohstoffpreise sorgen dafür, dass Recyclingunternehmen ihre Investitionen genauer überprüfen, teilweise sogar zurückstellen», sagt Mario Zöllig. Dies sei für die Schweizer Anlagenbauerin trotz des schwachen Euro auch eine Chance. «Verkaufen konnten wir dank der hohen Effizienz und besseren Ausbeute unserer Technologie, aber auch dank geringerer Betriebskosten.» Das Jahr 2015 brachte eine Umsatzsteigerung, während sich der Preisdruck enorm erhöhte.

Stahlbau stillgelegt

Um wettbewerbsfähig zu bleiben, insbesondere nach dem Wegfall des Euromindestkurses, reagierte die Anlagenbauerin umgehend. Der Warenbezug wurde zu grossen Teilen in den Euroraum verlegt, und der Stahlbau in Kreuzlingen wurde stillgelegt. Hier werden nur noch Prototypen oder Expressteile gefertigt. Als weitere Massnahme plant die SwissRTec noch dieses Jahr die Gründung einer Niederlassung in Osteuropa.

«Das ist sehr schade für den Werkplatz Schweiz», räumt Zöllig ein. «Doch wenn wir nicht kostengünstiger produzieren und anbieten können, verkaufen wir keine Anlagen mehr.» Nach wie vor sieht der Unternehmer aber Vorteile am Standort Schweiz, zum einen im qualifizierten Personal und zum anderen im Netzwerk spezialisierter Kleinunternehmen, mit denen die SwissRTec unkompliziert zusammenarbeite.

Mit einem noch besseren Support nach dem Verkauf sowie unter anderem grossen Messeauftritten will SwissRTec die Position am Markt weiter verbessern.

Mario Zöllig Chef und Inhaber der SwissRTec

Mario Zöllig Chef und Inhaber der SwissRTec