Enrico Uffer führt das Savogniner Holzbauunternehmen Uffer AG. Die Firma gehört zu den Finalisten des Prix SVC Ostschweiz. Für ihn wird es spannend, wenn jemand sagt: "Das geht nicht."
Madleina Barandun
Enrico Uffer, der 46-jährige Kopf der Savogniner Holzbaufirma Uffer AG, steht in der Produktionshalle und zeigt auf sein neuestes Baby: Die «Technowood 4.0», eine riesengrosse vollautomatische Fertigungsanlage mit Förderband, die Uffers Techniker gemeinsam mit einem Toggenburger Unternehmen entwickelt haben. «Dieses Abbundportal ist einfach der Hammer. Es funktioniert vom Prinzip her wie ein riesiger 3D-Drucker», sagt Uffer. Momentan steht es für das Provisorium des Konvikts der Churer Kantonsschule im Einsatz. In der Halle nebenan werden die Rohteile zu 102 Zimmern zusammengesetzt.
Enrico Uffer, der sich nach der Zimmermannslehre bis zum Bauführer hochgearbeitet hat und ein Nachdiplomstudium in Betriebswirtschaft in der Tasche hat, führt das Holzbaugeschäft seines Vaters seit 2006. Und dies schon in vierter Generation. Bei seinem Eintritt arbeitete er noch mit acht Zimmerleuten zusammen, heute sind es mehr als 80 Personen. Dem findigen Kopf wurde bald bewusst, dass nur ein prall gefüllter Erfahrungsrucksack und der Mut, ungewöhnliche Ideen umzusetzen, sein Unternehmen retten würden. Denn die Tourismusregion steuerte auf magere Jahre zu. Als Hammerschlag folgte dann 2012 die Zweitwohnungs-Initiative. Und dies, nachdem Uffer gerade kräftig in den Standort in Savognin investiert hatte. 70 Prozent des Umsatzes machte er damals direkt oder indirekt über Zweitwohnungen.
Uffer wäre aber nicht Uffer, wenn er sich den widrigen Umständen einfach ergeben hätte. Gemeinsam mit dem Architekten Gian Fanzun ging er 2012 mit dem modular zusammensetzbaren «Olympiazimmer» auf Bündner Tournee. Im März darauf begrub das Stimmvolk zwar die Olympiapläne, aber Uffer und sein Beherbergungskonzept waren fortan in aller Munde. «Bis heute sprechen mich die Leute noch darauf an», meint er schmunzelnd.
Die Idee von seriell produzierten Modulen liess ihn nicht los. So entstand 2015 die «Bever Lodge», das schweizweit erste Hotel, das in Holzmodul-Bauweise gebaut wurde. Ein Jahr darauf folgte die Biathlon-Arena Lenzerheide. Aus dem «Quadrin», dem hochseecontainergrossen Zimmer, wurde ein Verkaufsschlager. Gebäude aus einem oder mehreren Modulen waren bei der Ski-WM in St. Moritz oder beim «Moon and Stars» in Locarno im Einsatz. «Wir haben nicht mehr oder bessere Ideen als andere», sagt er. «Andere KMU sind meist so tief im Tagesgeschäft drin, dass keine Zeit für die Umsetzung der Ideen bleibt. Wir nehmen uns die Zeit, Ideen auf den Markt zu bringen.» So gibt es in der Uffer AG eine Stabsstelle für Innovation und Entwicklung, die eigenständig arbeitet. «Ich muss mich etwas zurückhalten», sagt er. Denn für ihn selbst ist es am spannendsten, wenn Experten sagen: «Das geht nicht.» Meist findet er eine Lösung. «Aber ganz klar: Es gibt bei uns auch vieles, das nicht funktioniert hat.» Laut Uffer entwickelt sich keine andere Baubranche so schnell weiter wie der Holzbau. Da braucht es Fachleute. Weil diese rar gesät sind, kooperiert Uffer mit der Baufirma Zindel sowie einem Finanzunternehmer. «Unsere neue Firma Invias AG in Maienfeld ergänzt die Savogniner Fachleute mit Grundlagen», erklärt Uffer.
Die Nomination für den Ostschweizer Unternehmerpreis sei eine grosse Ehre, sagt er. «Zum ersten Mal im Leben kaufte ich mir für den Anlass im März einen Anzug.»