Touristiker am Bodensee versprühen Optimismus – gefordert werden durchlässigere Grenzen

Der Tourismus am Bodensee ist bislang besser durch die Krise gekommen als befürchtet. Jürgen Ammann, Geschäftsführer der Internationalen Bodensee Tourismus GmbH blickt zuversichtlich in die Zukunft.

Stefan Borkert
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Die Bodenseeschifffahrt ist wegen Corona zum Erliegen gekommen.

Die Bodenseeschifffahrt ist wegen Corona zum Erliegen gekommen.

Donato Caspari

Das 14. Bodensee Tourismusforum ist Vergangenheit. Allerdings hallt die Hoffnung auf eine Überwindung der aktuellen Coronakrise noch nach. Remo Rey, Geschäftsführer, Schweizerische Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein AG, setzt auf ein Krisenmanagement, bei dem verstärkt Unternehmenswerte für eine nachhaltige Entwicklung und Kundenorientierung zum Einsatz kommen: «Mit innovativen und kreativen Angeboten gilt es Mut zu beweisen und damit die Zuversicht zu untermauern.» Rey weiter:

URh-Geschäftsleiter Remo Rey.

URh-Geschäftsleiter Remo Rey.

Donato Caspari
«Zudem müssen Partnerschaften über die Grenzen hinweg intensiviert und Synergien genutzt werden, um die touristischen Leistungen zu stärken.»

Die Touristiker der Seeregion sind sich einig, dass wie kaum eine andere Destination der Bodenseetourismus von der Grenzüberwindung und den Ländern, die den See umgeben, lebt.

Gäste blieben aus

Ein Blick in die Statistiken der Bodenseeregion zeigt, dass 2020 die Ankünfte in der Vierländerregion Bodensee im Zeitraum Januar bis einschliesslich August um rund 37 Prozent und die Übernachtungen um 30 Prozent eingebrochen sind. Nach starken Zuwächsen im Januar und Februar kam während der ersten Lockdown-Phase, und den damit verbundenen Schliessungen der Einrichtungen, der Tourismus nahezu völlig zum Erliegen, schreibt die Internationale Bodensee Tourismus GmbH (IBT) in einem Communiqué.

Ab Juni war die Nachfrage demnach mit grossen regionalen Unterschieden, wieder deutlich steigend. Der Inlandsreiseboom erreichte vor allem die seenahen Destinationen. Jedoch war die Wertschöpfung der Tourismuswirtschaft noch lange nicht mit den Vorjahreswerten vergleichbar. Viele internationale Gäste sowie Geschäfts- und Gruppenreisende seien im Jahr 2020 ferngeblieben und würden dies voraussichtlich auch noch eine weitere Zeit tun.

Kampagnen und Initiativen rund um den Bodensee

Gleichzeitig stemmten sich die regionalen Tourismusakteure der Bodenseeregion gegen die Krise und setzten auf Kreativität und Zusammenarbeit. Auf den regionalen Ebenen wurden Initiativen und Kampagnen lanciert, um der dynamischen Situation gerecht zu werden. So setzte man beispielsweise in Bregenz auf #Grenzenlos, das Fürstentum Lichtenstein hielt «Zemma» und das deutsche Nordufer startete die Gutschein-Aktion «Wir halten zusammen». Im Rahmen der seeumspannenden #UrlaubZuhause-Kampagne, mit Hotelangebot und einem Online-Magazin, hat die IBT den Fokus auf die Zielgruppe der Einheimischen ausgerichtet.

Der Arenenberg über dem Untersee ist ein Tourismusmagnet.

Der Arenenberg über dem Untersee ist ein Tourismusmagnet.

PD

Experte Andreas Schwarz von der Technischen Universität Ilmenau betont, dass parallel zu einer guten Vorbereitung auf eine Krise der aktive und transparente Austausch von Informationen unerlässlich sei. Im Fokus der Kommunikation müsse die Empathie stehen.

IBT-Geschäftsführer Amman sagt denn auch, dass man die Herausforderungen gemeinsam meistern müsse: «Tourismus, Gastronomie, Kultur und Freizeit sind erneut eine tragende Säule, die Pandemie aktiv zu bekämpfen. Diese Branchen sind für Arbeitsplätze in der internationalen Bodenseeregion von enormer Bedeutung und gleichzeitig ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.» Er setzt auf Vernunft statt auf Verbote. Was es jetzt brauche, seien Entscheidungen mit Weitblick und vor allem vertrauensbildende Massnahmen mit ganzheitlichen Schutzkonzepten. Man blicke mit Optimismus in die Zukunft, um den Einheimischen und Gästen baldmöglichst wieder eine unbeschwerte Erholungsphase aus ihrem persönlichen Alltag zu bieten. Aber:

«Grundlegende Voraussetzung ist, dass die touristischen Leistungsträger auch nach Ende der Pandemie noch am Markt bestehen.»

Robert Salant, Geschäftsführer, Bregenz Tourismus und Stadtmarketing GmbH teilt den Optimismus: «Wir konnten die Sommersaison 2020 weitaus besser abschliessen als erwartet.» Basis dafür sei die ausgezeichnete Zusammenarbeit von unterschiedlichen Akteuren, trotz schwierigster Umstände. Die neue Strategie, den Fokus auf die Marke Bodensee zu legen, habe sich als Volltreffer erwiesen.