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Vier Camionneure dürfen sich an der SBB Cargo beteiligen. Das hat die Wettbewerbskommission entschieden. Camion-Transport-Chef Josef Jäger zeigt sich vom Konzept überzeugt: SBB Cargo lasse sich «betriebswirtschaftlich rentabel» führen.
Die Camion Transport AG mit Hauptsitz in Wil und landesweit 1400 Beschäftigten darf sich zusammen mit drei weiteren Camionneuren an der SBB-Güterverkehrstochter SBB Cargo beteiligen. Diesem Ansinnen hat die Wettbewerbskommission (Weko) stattgegeben. Deren vertiefte Prüfung habe ergeben, dass der Zusammenschluss «nicht zu einer Beseitigung des wirksamen Wettbewerbs» führe.
Zwar hält die Weko fest, dass das Zusammenspannen bei den Umschlagsleistungen im kombinierten Verkehr im Raum Gossau/St. Gallen in eine marktbeherrschende Stellung münde und dies just im Stammgebiet der Camion Transport. Allerdings gebe der Zusammenschluss den beteiligten Unternehmen «keine Möglichkeit, den wirksamen Wettbewerb zu beseitigen».
Dank des Plazets der Weko kann sich nun die Swiss Combi AG zu 35 Prozent an SBB Cargo beteiligen. Swiss Combi ist eine gemeinsame Tochtergesellschaft von vier Camionneuren. Camion Transport und Planzer halten an Swiss Combi je 40 Prozent, Galliker und Bertschi je 10 Prozent. Die SBB behalten an SBB Cargo eine Mehrheit von 65 Prozent. Camion-Transport-Chef Josef Jäger sowie Nils Planzer vertreten Swiss Combi im Verwaltungsrat der SBB Cargo.
Zweck der Allianz ist es, dass künftig grössere Gütermengen auf der Schiene statt auf der Strasse transportiert werden. Das soll einerseits die Transporte für die Kunden klimafreundlicher machen und andererseits die Auslastung im System-Wagenladungsverkehr und im kombinierten Verkehr erhöhen. Damit, so die Annahme, steige die Wettbewerbsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit der Bahn, und die Verkehrsträger werden nach ihren Stärken eingesetzt: Die Bahn für lange Distanzen zwischen Wirtschaftsräumen, die Strasse für die Feinverteilung zum Endkunden.
Um das Vorhaben zum Erfolg zu führen, wollen die Camionneure ihr Logistikwissen in SBB Cargo einbringen. Damit will man auch weiteres Potenzial ausschöpfen, zum Beispiel in der Ver- und Entsorgung in dicht besiedelten Gebieten oder mit neuen Tor-zu-Tor-Logistiklösungen für die Kunden. SBB Cargo will, nach mehreren Abbaurunden in der Vergangenheit bei Arbeitsplätzen und Zustellpunkten, nun neue Kunden gewinnen sowie zuverlässiger und effizienter werden.
Josef Jäger sagt auf Anfrage, «wir gehen davon aus, dass wir mit unserem privatwirtschaftlichen Know-how SBB Cargo weiterbringen können». Die vier Camionneure zögen an einem Strick, sagt Jäger:
«Uns ist eine Schweizer Lösung am Herzen gelegen.»
Zudem glaube man daran, dass sich SBB Cargo «betriebswirtschaftlich rentabel» führen lasse, und eine weitere Verlagerung auf die Schiene sei sinnvoll.
Die Gewerkschaft des Verkehrspersonals (SEV) stellt klare Forderungen: «Wir erwarten vom neuen Minderheitsaktionär, dass er SBB Cargo zusätzliche Transportaufträge bringt und sich im Verwaltungsrat für eine Wachstumsstrategie einsetzt», sagt SEV-Sekretär Philipp Hadorn. «Wir erwarten zudem, dass SBB Cargo die Arbeitsplätze erhalten oder sogar ausbauen wird.»
«Gesamthaft leiden wir.» Das sagt Camion-Transport-Chef Josef Jäger über die Folgen des Coronavirus. Einzelne Bereiche hätten überdurchschnittlich hohe Transportvolumen zu bewältigen, zum Beispiel Pharmazeutika, Lebensmittel oder Hygieneprodukte. Anderes Bereiche wie der Transport von Baumaterial leide angesichts vieler geschlossener Baustellen.
In der Westschweiz und im Tessin seien die Einbrüche auch teils stark, sagt Jäger. Kurzarbeit sei bisher noch nicht beantragt, aber nicht auszuschliessen. «Kurzarbeit könnte kommen, aber in einem bescheidenem Ausmass, etwa im Umfang von 20 Prozent», sagt Jäger. (T.G.)