Start Summit in St.Gallen: Neue Technologien faszinieren - und fordern heraus

Der Start Summit in St. Gallen widmet sich Technologien, die uns künftig das Leben erleichtern sollen. So ist es Software vermehrt möglich, wichtige Entscheide im Alltag zu treffen. Was die neuen Möglichkeiten der Wirtschaft und Gesellschaft bringen, lotet der internationale Grossanlass aus.

Thorsten Fischer
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Richard Socher am Start Summit in St.Gallen. Socher erforscht im Silicon Valley Anwendungen für Künstliche Intelligenz. (Bild: Urs Bucher/St.Gallen, 21. März 2019)

Richard Socher am Start Summit in St.Gallen. Socher erforscht im Silicon Valley Anwendungen für Künstliche Intelligenz. (Bild: Urs Bucher/St.Gallen, 21. März 2019)

Ein selbstständig lenkendes Auto, das sich auch im grössten Verkehrschaos alleine zurechtfindet? Das ist noch Zukunftsmusik. So mächtig, wie man sich die Künstliche Intelligenz (KI) landläufig vorstellt, ist sie nicht; noch nicht. Das zeigte am Start Summit in St. Gallen jemand, der es wissen muss: Der 35-jährige, aus Dresden stammende Richard Socher hat sich im amerikanischen Silicon Valley einen Namen als KI-Vordenker gemacht. Zuvor Student und Jungunternehmer, ist er heute Chefwissenschafter des US-Konzerns Salesforce. Dieser stellt Anwendungen für Unternehmen im Internet bereit – besonders im Bereich Künstliche Intelligenz.

Das Potenzial ist in jedem Fall hoch

Socher liess dennoch keinen Zweifel daran, dass Technologie, die riesige Datenmengen analysiert und eigenständig Entscheide fällt, irgendwann fast überall im Alltag anzutreffen sein wird. In Fabriken, in Gebrauchsgegenständen, in der Medizin und – wie heute bereits ansatzweise – in Smartphones. Wer am Start Summit durch die Hallen der Olma Messen streift, trifft Beispiele, wo Technologie und Umgebung bereits miteinander agieren – teils spielerisch, teils mit ernstem Hintergrund. Insgesamt sind es rund 3000 internationale Teilnehmende, die sich in St. Gallen den Zukunftstechnologien widmen – erneut auf Initiative des studentischen Vereins Start Global der HSG. Dabei wird auch das wirtschaftliche Potenzial der Entwicklungen ausgelotet.

(Bild: Urs Bucher)
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Allzu wilde Spekulationen, wie die Welt in ein paar Jahrzehnten aussieht, machen aber keinen Sinn, wie KI-Experte Socher betonte. Als in den 1970er-Jahren Menschen gefragt wurden, was ein Verbund von Computern im Alltag einmal bringen könnte, dachte kaum jemand an soziale Netzwerke wie Facebook, die Menschen rund um die Uhr via Internet vernetzen. So wird es auch mit den Anwendungen für Künstliche Intelligenz sein. Es werde Einsatzmöglichkeiten geben, die man heute noch gar nicht im Blick habe. Woran intensiv gearbeitet wird, sind Zwischenschritte und Teilanwendungen. Eine ausreichend mit Daten trainierte Software beispielsweise kann mit Fotos von Schadensfällen ziemlich genau eruieren, wie hoch die anschliessenden Reparaturkosten ausfallen. «Wann werden die Maschinen schlauer sein als die Menschen?» ist eine reflexartig und häufig gestellte Frage. Das wird wohl noch dauern, erwartet Socher.

Und was ohnehin nicht auszuschliessen ist: Vielleicht wird die Intelligenz aus dem Rechner, die Personen zwar immer wieder in einzelnen Disziplinen schlägt, dennoch nie klüger sein als ein Mensch in seiner Gesamtheit mit all seinen Fähigkeiten. Doch auch so ist das Reservoir an Möglichkeiten, künstliche Intelligenz einzusetzen, sehr gross. Socher zeigt sich überzeugt, dass der Nutzen auf Dauer hoch sein wird. Allerdings müssten auch ethische Aspekte berücksichtigt werden. Es handle sich um sehr mächtige Technologien, und deshalb sei eine Debatte darüber wichtig. Vielfach handle es sich bei den Entwicklungen um Dual-Use-Produkte, die auf zwei Arten eingesetzt werden können. KI hilft in der Medizin, den Verlauf von Krankheiten zuverlässiger einzuschätzen. Gleichzeitig können mit ihr auch komplett autonom handelnde Waffensysteme gebaut werden.

Die jüngere Generation ist gefordert

Viele Fragen zur Entwicklung seien noch unbeantwortet, stellten auch Deborah Dörig, Präsidentin von Start Global, und Sophie Bree, Leiterin des Start Summits, in ihrer Auftaktrede fest. Die neuen Möglichkeiten seien faszinierend und aufregend, und manchmal auch beängstigend. Doch es liege an der heutigen, jüngeren Generation, die Chancen sinnvoll zu nutzen.

Deborah Dörig (links), Präsidentin von Start Global, und Sophie Bree, Chefin des Start Summits, geben einen Überblick über neue Technologien und die Auswirkungen für Wirtschaft und Gesellschaft. (Bild: PD/Hannes Thalmann)

Deborah Dörig (links), Präsidentin von Start Global, und Sophie Bree, Chefin des Start Summits, geben einen Überblick über neue Technologien und die Auswirkungen für Wirtschaft und Gesellschaft. (Bild: PD/Hannes Thalmann)

Die Herausforderung anzunehmen – für die Schweiz heisse das konkret: «Sie muss die hier vorhandene Wissensbasis intensiv nutzen.» Denn Deborah Dörig und Sophie Bree sind sich – so wie Richard Socher und weitere Redner – sicher: «Die neuen Technologien haben das Potenzial, die Welt zu verbessern.»