Die Dänischen Staatsbahnen DSB wollen alte sowie pannenanfällige Fahrzeuge ersetzen. Es geht um eine Bestellung für 2,6 bis 3,35 Milliarden Franken. Neben dem Ostschweizer Bahnhersteller Stadler buhlen Alstom, Bombardier und Siemens um den Auftrag über mindestens 100 Züge. Derweil hat Stadler in Deutschland einen batteriebetriebenen Triebzug des Typs Flirt auf die Schienen gebracht.
Stadler in Bussnang ist einer von vier Schienenfahrzeugherstellern, die sich für die Lieferung von mindestens 100 elektrischen Zügen für die Dänischen Staatsbahnen DSB vorqualifiziert haben. Die drei Konkurrenten heissen Alstom, Bombardier und Siemens. Es wird erwartet, dass der Wert der Beschaffung inklusive eines Unterhaltsvertrags zwischen 17 und 22 Milliarden dänische Kronen (2,6 bis 3,35 Milliarden Franken) zu liegen kommt.
Die vier Unternehmen haben nun Zeit bis Anfang 2019, um ihre ersten Verhandlungsofferten vorzubereiten. Sobald diese eingereicht sind, werden die DSB mit jeder Firma einzeln deren Lösung und die Anforderungen der Ausschreibung diskutieren. Anfang 2020 werden die Unternehmen ihr definitives Angebot für die Lieferung der Züge und deren Unterhalt einzureichen haben. Die DSB erwarten, den Auftrag bis Mitte 2020 vergeben zu können. Der erste neue Zug soll laut einer ersten Schätzung im Jahr 2024 in Betrieb gehen.
Mit den neuen Zügen für den Fernverkehr und für Regionalstrecken wollen die DSB ihre alternde ABB-Flotte bestehend aus IC3-Dieselzügen und elektrischen IR4-Zügen ersetzen sowie die problembeladenen IC4-Dieselzüge, die seit jeher unter einem schlechten Stern standen.
Im Jahr 2000 hatten die DSB beim italienischen Hersteller Ansaldo Breda (heute Hitachi Rail Italy) 82 IC4-Garnituren mit je vier Wagen bestellt, die ab 2003 in Verkehr gesetzt werden sollten. Wegen wiederholter technischer Probleme verzögerte sich die Inbetriebnahme der ersten IC4 aber um mehrere Jahre, und nur ein Bruchteil der Züge wurde ausgeliefert.
Die 2002 bei Ansaldo Breda bestellten 23 zweiteiligen IC2-Dieselzüge, die ebenfalls gravierende technische Mängel aufwiesen, wurden von den DSB bereits 2016 aus dem Verkehr gezogen, nachdem das erste Exemplar erst 2011 in Betrieb genommen werden konnte.
Am Donnerstag hat Stadler auf der Strecke zwischen dem Berliner Werksgelände der Stadler Pankow GmbH und Schildow in Brandenburg erstmals den Flirt Akku öffentlich präsentiert. Diese batteriebetriebene Variante des Triebzugs ist konzipiert für teil- oder nicht-elektrifizierte Strecken. Der Prototyp hat eine aktuelle Reichweite von 80 Kilometern bei einer Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h im reinen Batteriebetrieb. Während der Fahrt unter Oberleitung, an Endhaltepunkten und mittels Bremsenergie können die Batterien wieder aufgeladen werden.
Stadler sieht für den Flirt Marktchancen in Deutschland, Österreich, Grossbritannien, Italien, den Niederlanden und in weiteren Ländern mit einem nennenswerten Anteil nicht-elektrifizierter Strecken. In Deutschland beispielsweise könnten 80 Prozent der nicht-elektrifizierten Strecken mit dem Flirt Akku bedient werden, als Alternative zu Dieselzügen.
Der Flirt Akku ist von Stadler selber entwickelt und vom deutschen Wirtschafts- und Energieministerium mit 2 Millionen Euro gefördert worden. Der Prototyp ist für den Personenverkehr zugelassen und soll ab 2019 auf ausgewählten Strecken verkehren.