Mehr Kundengelder und mehr Genossenschaftsmitglieder: Auch zur Jahresmitte 2011 zeigt Raiffeisen das vertraute Bild. Trotz turbulenter Finanzmärkte wuchs der Bruttogewinn stark.
St. Gallen. Dass die Raiffeisen Gruppe im Hypothekengeschäft schneller zulegt als der Markt, ist nichts Neues. Pierin Vincenz, Vorsitzender der Raiffeisen-Geschäftsleitung, sagte an der Telefonkonferenz zum Halbjahr, dass die Gruppe mit ihren 328 eigenständigen Banken seit Jahren stärker als der Markt expandiert habe. Brachte früher vor allem Raiffeisens Vorstoss in die Städte Schwung, kurbeln heute tiefe Zinsen und Zuwanderung die Nachfrage nach Wohneigentum an.
Gerade in hektischen Zeiten mehren sich Stimmen, die allgemein vor einer Blase am Immobilienmarkt warnen. Vincenz betonte jedoch gestern erneut, dass bei Raiffeisen im Hypothekengeschäft «unverändert strenge Richtlinien und Belehnungsstandards» gelten (siehe auch Interview). Konkret wuchs Raiffeisen vor allem im Segment des privaten Wohneigentums überdurchschnittlich. Der gesamte Hypothekarbestand erhöhte sich um 4% auf 124 Mrd. Franken. Zugleich führte der Raiffeisen-Chef ein weiteres Indiz für die stabile Lage der Genossenschaftsbanken an: Der ohnehin tiefe Bestand an Wertberichtigungen für Kreditrisiken sei erneut gesunken.
Die Belebung des Geschäfts spiegelt sich laut Vincenz in allen Regionen über die ganze Schweiz – wenn auch in unterschiedlichem Ausmass. Zum «guten, gesunden Wachstum» zählt Raiffeisen auch das höhere Volumen der Kundengelder. Es stieg um 2% auf 118,9 Mrd. Franken. 88,2 Mrd. entfallen auf Spar- und Anlagegelder (+2%), 17,4 Mrd. Fr. auf übrige Verpflichtungen (+7,5%).
Im bedeutsamen Zinsengeschäft haben die Raiffeisenbanken denn auch den grössten Erfolg eingefahren. Dank der Volumensteigerung schaute im 1. Halbjahr ein Erfolg von 1,04 Mrd. Fr. heraus. Das ist im Vergleich zur Vorjahresperiode ein sattes Plus von 6%.
Mit dieser Ausgangslage wurden auch die Turbulenzen an den Finanzmärkten ertragsmässig ohne Probleme abgefedert. Der Erfolg im zweiten Segment, dem Wertschriftengeschäft, schrumpfte nämlich um 3% auf 117 Mio. Franken.
Insgesamt zeigte sich Vincenz mit dem 1. Halbjahr zufrieden. Weil der Geschäftsaufwand nur moderat gestiegen ist, resultierte unter dem Strich ein um 9% höherer Bruttogewinn (siehe Tabelle). Für die noch kommenden Monate bis Jahresende gibt sich Raiffeisen zuversichtlich – auch wenn die Finanzmärkte verunsichert bleiben und im 2. Halbjahr üblicherweise etwas mehr Kosten anfallen.
Man erwarte auf jeden Fall ein solides Ergebnis, sagte Vincenz, denn: «Das Geschäftsmodell funktioniert.» Ablesbar auch am Zuspruch für die Genossenschaftsidee: Die Zahl der Mitglieder stieg im 1. Halbjahr um 34 000 und hat die Marke von 1,7 Mio. Mitgliedern überschritten.