Die Mowag saniert für die Schweizer Armee 2200 Duros. Allerdings ist der Motorenlieferant in Österreich pleite. Ende Mai soll der neue Eigentümer bekannt werden.
Es klingt paradox. Die Firma Steyr Motors im oberösterreichischen Steyr ist einerseits Konkurs. Andererseits sind die Auftragsbücher bis auf zwei Jahre hinaus gefüllt. Letzten Winter sind ausserdem neue Mitarbeiter gesucht worden. Der Grund für die Pleite ist, dass Lieferanten vom chinesischen Eigentümer Phoenix Tree auf Rechnungen sitzen gelassen wurden. Ausserdem wurde ein Hypothekardarlehen nicht bedient. Ein Sanierungsplan des Spezialmotorenbauers ist gescheitert. Der Schuldenberg ist, laut Insolvenzverwalter Norbert Mooseder, auf 30 Millionen Euro angewachsen.
Auch die Mowag in Kreuzlingen hat die Turbulenzen zu spüren bekommen. Die Motorenlieferung für die Sanierung von 2200 Duro-Transportern der Schweizer Armee kam ins Stocken. In der Firmenleitung überlegte man laut, Steyr Motors zu kaufen. Doch diese Überlegungen haben auch andere Unternehmen angestellt. Ein Versteigerungsverfahren ist eingeleitet worden. Ursprünglich sollte der Verkauf bis Ende April über die Bühne gehen, so Masseverwalter Mooseder. Doch nun wird es wohl Ende Mai werden.
Die Wirtschaftsjournalistin Sigrid Brandstätter schreibt in den «Oberösterreichischen Nachrichten» (OÖN), dass der Verkauf kompliziert sei. Acht Bieter sind demnach auf den Plan getreten. Teilweise haben sich diese zu Bietergruppen zusammengeschlossen. Seitens der Mowag gibt es zu Steyr Motors in dieser sensiblen Phase keine Auskünfte. Man werde nach Abschluss des Verfahrens kommunizieren, heisst es.
In Steyr wird unterdessen gepokert. Ab Anfang Mai wolle ein Wirtschaftsanwalt mit drei Konsortien verhandeln, heisst es in den OÖN. Auf den Plan getreten seien strategische Investoren mit industriellem Hintergrund, die die Motorenentwicklung und Produktion weiterführen wollen. Andere seien Finanzinvestoren. Wieder andere – selbst Motorenentwickler – wollten das Engineering übernehmen. Genannt werden etwa AVL List aus Graz, zu deren Kunden auch BMW zählt. Interessiert sind ausserdem der britische Entwicklungsdienstleister Ricardo und die deutsche Motorenentwicklerin FEV. Weiter ist in den OÖN von einem dänischen Motorenbauer die Rede. Dieser könnte die Aufträge übernehmen und nicht in Steyr, sondern in Dänemark abarbeiten, wo er freie Kapazitäten hätte. Insolvenzverwalter Mooseder betont unterdessen, dass er nicht dazu berufen worden sei, Arbeitsplätze zu erhalten, sondern die Interessen der Gläubiger bestmöglich zu vertreten. Wobei das nicht im Widerspruch stehen müsse.
Von den rund 150 Beschäftigten bei Steyr Motors ist der Grossteil traditionell in der Motorenentwicklung tätig. Etwa 35 fertigen dann die Motoren.