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Trotz der Coronakrise konnte die St.Galler Kantonalbank ihre Erträge steigern. Gegenüber ihren Geschäftskunden sei die Bank kulant gewesen. Insgesamt bewilligte sie 1753 SGKB Covid-Kredite.
Ein Jahr der Extreme war 2020, sagte CEO Roland Ledergeber an der Videokonferenz zum Jahresergebnis der St.Galler Kantonalbank. Als Corona die Schweiz erreichte, schlitterte die Wirtschaft unvermittelt in eine Rezession. Die Börse fiel von einem Allzeithoch um 30 Prozent. «Das alles wussten wir nicht, als wir im Vorjahr das Budget planten.»
So verlief das Jahr auch für die Bank turbulent. Schnell musste man auf Homeoffice umstellen und Schutzkonzepte umsetzen und trotzdem den Betrieb aller Filialen aufrechterhalten. Daneben galt es, die Covid-Notkredite abzuwickeln.
Dem Jahresergebnis sind diese Turbulenzen aber kaum anzusehen. Verwaltungsratspräsident Thomas Gutzwiller sprach gar von einem sehr guten Ergebnis: Der Geschäftsertrag stieg um rund acht Millionen Franken auf 487 Millionen. Der Konzerngewinn stieg um zwei Prozent auf 67,2 Millionen.
Eine Sonderdividende an den Kanton will die SGKB aber trotzdem nicht ausrichten. Eine solche hatte die Zürcher Kantonalbank wegen der Coronakrise kürzlich beschlossen. Mit 16 Franken pro Aktie bleibt die Dividende im üblichen Rahmen, der Kanton erhält als Mehrheitsaktionär daraus 48,9 Millionen.
Man habe eine solche Sonderdividende zwar geprüft, sich aber dagegen entschieden, sagte Gutzwiller.
«Wir verfolgen eine ganz klare Dividendenpolitik»,
fügte Roland Ledergerber an. Diese lege Wert darauf, zurückgehaltene Gewinne für die Sicherstellung des Wachstums und die Solidität der Bank zu verwenden. «An dieser Grundstrategie halten wir fest.»
Die Bank sei sich aber bewusst, dass die Wirtschaft unter der Krise leide, dass viele Betriebe Existenzängste hätten. Deshalb habe sich die SGKB auch ihren Geschäftskunden gegenüber kulant gezeigt. «In 112 Fällen haben wir zum Beispiel Amortisationen sistiert oder Limiten erhöht», sagt Ledergerber. «Wir haben auch unsere Engagements für Kultur und Soziales erhöht.» Und die Sponsoringverträge mit Veranstaltern wurden verlängert, um diesen Sicherheit zu geben.
Auch viele Covid-Notkredite von Bund und Kanton wurden über die St.Galler Kantonalbank abgewickelt. Insgesamt wurden 1753 Kredite über insgesamt 232,8 Millionen Franken bewilligt. Davon wurden 101,4 Millionen genutzt, 1643 Kreditlimiten sind noch aktiv. Über 100 weitere Unternehmen sind nicht mehr dabei. «Die meisten von ihnen hatten vorsorglich einen Kredit beantragt, dann aber gesehen, dass sie ihn nicht brauchen», sagt Ledergerber.
Die Covid-Kredite würden das Wachstum der Ausleihungen etwas aufblasen, sagte Ledergerber. Doch auch ohne Notkredite wuchsen die Ausleihungen um rund eine Milliarde. Insgesamt lag die Summe der Kredite Ende 2020 bei über 28 Milliarden. Dem Zinsgeschäft war es denn auch zu verdanken, dass der Geschäftsertrag 2020 um gut acht Millionen Franken auf 487 Millionen zunahm.
Im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft nahmen zwar die verwalteten Vermögen um gut drei Milliarden zu. Doch wegen der turbulenten Lage an den Börsen ging der Ertrag daraus um knapp vier Prozent zurück. Ähnlich sieht es beim Handelsgeschäft aus.
Das laufende Jahr sei zwar weiterhin von Unsicherheiten geprägt. Die SGKB rechnet aber mit einer wirtschaftlichen Erholung. Da die Zinsen tief bleiben dürften, bleibe die Nachfrage nach Wohneigentum weiterhin hoch. Herausfordernder sei die Situation bei Rendite- und Geschäftsliegenschaften. Die Bank rechnet für 2021 mit einem leicht tieferen Gewinn.
Für Falk Kohlmann, Leiter Service Center der St.Galler Kantonalbank ist klar: Open Banking wird immer wichtiger. Es bedeutet, dass man auch über bankfremde Software auf die Daten und Dienstleistungen der Bank zugreifen kann. Einen ersten Schritt in die Richtung hatte die SGKB schon 2018 getan. Seither können Unternehmen über ihre Buchhaltungsprogramme auf das Online-Banking zugreifen und dort Buchungen auslösen. Das erhöhe nicht nur die Effizienz, sondern auch die Zuverlässigkeit der Daten. Dieses Jahr soll ein weiteres Element des Open Banking dazu kommen: Mit Open Wealth öffnet die Bank ihre Daten auch für externe Vermögensverwaltungen. Die Möglichkeiten des Open Banking seien aber vielfältig. Vorteile für Privatkunden könnte auch die Möglichkeit bieten, externe Software in die Systeme der Bank zu integrieren. (ken)