Milliardäre in Geberlaune

Die Initiative von Warren Buffett und Bill Gates findet Zuspruch. Die beiden US-Milliardäre wollen einen Grossteil ihres Vermögens für wohltätige Zwecke spenden. Dennoch gibt es Kritik.

John Dyer
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In this May 5, 2012 photo, Warren Buffett, chairman and CEO of Berkshire Hathaway, holds a newspaper as he participates in a newspaper throwing competition prior to the Berkshire Hathaway shareholders meeting in Omaha, Neb. On Thursday, May 17, 2012, Buffett's company Berkshire Hathaway agreed to buy 63 papers from Media General Inc. The Richmond, Va.-based Media General says the $142 million deal includes the Richmond Times-Dispatch and the Winston-Salem Journal. The company is selling all its papers except those in Tampa, Fla., most importantly the Tampa Tribune. (AP Photo/Nati Harnik) (Bild: Nati Harnik (AP))

In this May 5, 2012 photo, Warren Buffett, chairman and CEO of Berkshire Hathaway, holds a newspaper as he participates in a newspaper throwing competition prior to the Berkshire Hathaway shareholders meeting in Omaha, Neb. On Thursday, May 17, 2012, Buffett's company Berkshire Hathaway agreed to buy 63 papers from Media General Inc. The Richmond, Va.-based Media General says the $142 million deal includes the Richmond Times-Dispatch and the Winston-Salem Journal. The company is selling all its papers except those in Tampa, Fla., most importantly the Tampa Tribune. (AP Photo/Nati Harnik) (Bild: Nati Harnik (AP))

Die Bewegung, die Warren Buffett und Bill Gates ins Leben gerufen haben, wird immer grösser. Weitere elf der weltweit reichsten Menschen haben sich entschieden, einen Grossteil ihres Vermögens zu spenden. Zumindest haben sie sich dazu verpflichtet, dass nach ihrem Tod grosse Summen für wohltätige und andere Zwecke zur Verfügung gestellt werden.

Unter den Milliardären, die neu die entsprechende Erklärung unterzeichnet haben, sind Unternehmer aus Silicon Valley, kanadische Whiskey-Produzenten und Bankiers. Unter den Nutzniessern ihrer Grosszügigkeit sind wissenschaftliche Museen sowie Initiativen zur Stärkung des kanadischen Patriotismus und der Legalisierung von Marihuana.

Zuckerberg ist auch dabei

Bisher haben sich bereits 92 Personen dazu entschlossen, nach ihrem Tod mindestens die Hälfte ihres Vermögens zu spenden. Dazu gehören neben Buffett und Gates nun auch Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, der Mitbegründer von Oracle Larry Ellison sowie der New Yorker Bürgermeister und Medienmogul Michael Bloomberg. Einmal im Jahr treffen sich die Mitglieder zu einem Austausch darüber, in welchen Formen ihre wohltätigen Absichten umgesetzt werden können.

Darüber hinaus veröffentlichen sie auf ihrer Internetseite die Beweggründe für ihr Handeln und erklären, warum sie ihr Vermögen nicht komplett den Erben hinterlassen wollen. «Man kann es ja eh nicht mit in den Tod nehmen», meint zum Beispiel Albert Lee Ueltschi, eines der neuen Mitglieder. Ueltschi ist Gründer des Flugzeugsimulatorherstellers FlightSafety International. Er wird sein Geld einer Gruppe namens HelpMeSee zur Verfügung stellen, die gegen die Erblindung von Menschen ankämpft.

Ganz eigene Schwerpunkte

Weitere neue Mitglieder sind Manoj Bhargava, der mit den Erlösen seines Energiegetränkes die Armut in Indien bekämpfen will, Seagram-Gründer Charles Bronfman, bei dem die Stärkung des kanadischen und jüdischen Stolzes höchste Priorität geniesst, sowie Dan und Jennifer Gilbert vom Finanzdienstleister Quicken. Ihnen ist die Gesundheit von Kindern besonders wichtig. Der Versicherungsunternehmer Peter Lewis möchte zur Legalisierung von Marihuana beitragen, Intel-Gründer Gordon Moore liegt die wissenschaftliche Erziehung am Herzen. Jonathan Nelson von der Investmentfirma Providence Equity unterstützt eine Universität, die Immobilienmakler Jorge und Darlene Perez ein Museum.

Kreis fortlaufend vergrössert

Konkret entstanden ist die Idee vor zwei Jahren bei einem persönlichen Gespräch zwischen dem 82jährigen Buffett, der mit seinen Anlagegeschäften ein Vermögen von 50 Mrd. $ erworben hat, und Gates. Der Microsoft-Gründer gilt mit seinen 65 Mrd. $ als zweitreichster Mensch weltweit, Buffett rangiert auf Platz vier.

Nach dem Gespräch entschloss sich Buffett zur Spende an die Stiftung von Bill und Melinda Gates, die versucht, weltweit die gesundheitliche Versorgung zu verbessern. Anschliessend versuchten beide Männer, Mitstreiter für ihre Idee zu finden. Die neusten elf Mitglieder seien der Beleg für die Zugkraft der Idee, sagte Gates. «Wir wussten schon am Anfang, dass es Zeit brauchen würde. Schön zu sehen, dass das Konzept nun Früchte trägt.»

Deutscher Reeder äussert Kritik

Private Spenden zur Behebung von sozialen Missständen haben in Amerika eine lange Tradition. Nach Angaben der Giving USA Foundation wurden im vergangenen Jahr 300 Mrd. $ für wohltätige Zwecke gespendet, eine Steigerung um 4% zum Vorjahr.

Milliardäre, die sich gegen einen Beitritt erklärt haben, meldeten Zweifel an, ob die Absichtserklärung nach dem Tod überhaupt noch Gültigkeit habe. Andere Beobachter kritisieren, dass die Wahl der Nutzniesser lediglich die persönlichen Interessen der Spender spiegle.

Der deutsche Reeder Peter Krämer hat in einem Gespräch mit dem «Wall Street Journal» jetzt eine breitere Diskussion um die Verwendung der Gelder angemahnt. «Eine kleine Gruppe sollte nicht über die öffentliche Verwendung einer so grossen Summe entscheiden. Sei es für soziale, kulturelle oder andere Zwecke», sagte Krämer.

Beteiligte der ersten Stunde: Melinda Gates und ihr Ehemann Bill Gates. (Bilder: ap)

Beteiligte der ersten Stunde: Melinda Gates und ihr Ehemann Bill Gates. (Bilder: ap)