90 Millionen Franken investiert Hochdorf in neue Anlagen zur Herstellung und Abfüllung von Babynahrung in Sulgen. Es entstehen bis zu 80 neue Arbeitsplätze. Die Bauarbeiten sind in vollem Gange.
Stefan Borkert
Die Hochdorf-Gruppe hat letztes Jahr ein Rekordergebnis eingefahren. Der Umsatz ist zwar mit gut 551 Mio. Fr. auf dem Niveau von 2015 geblieben, aber der Bruttogewinn stieg um mehr als 5% auf 136,8 Mio. Fr. an und der Reingewinn kletterte um fast 50% auf nunmehr 19,4 Mio. Franken. Hochdorf-Chef Thomas Eisenring sagte bei der Präsentation der Geschäftszahlen gestern: «Insgesamt haben wir als Business-to-Business-Unternehmen ein sehr gutes Resultat erwirtschaftet.»
Für die Zukunft rüstet Hochdorf weiter auf. Die Nachfrage nach Babynahrung aus Schweizer Produktion steigt. Deshalb hat der Verwaltungsrat letztes Jahr entschieden, den Standort Sulgen mit einem neuen Sprühturm, dem Turm 9, auszurüsten, die Produktions- und Abfüllkapazitäten auszubauen und ein neues automatisiertes Hochregallager mit 9900 Palettenplätzen zu errichten. Dafür werden am Standort Sulgen 90 Mio. Fr. in die Hand genommen und im Endausbau etwa 80 neue Arbeitsstellen geschaffen.
Die Bauarbeiten in Sulgen sind bereits voll im Gange. Projektleiter Karl W. Gschwend erklärt, dass der neue Sprühturm 36 Meter hoch werde. 32 Meter seien sichtbar und 4 Meter reiche der Turm dann noch in die Tiefe. Ein weiterer Teil des Projekts sei eine neue Abwasserreinigungsanlage, die auch Biogas produziere, fährt Gschwend fort. Christoph Peternell, Chef sämtlicher Hochdorf-Produktionswerke, und Gschwend haben alle Hände voll zu tun. Der Projektplan ist ehrgeizig und sieht eine Inbetriebnahme der gesamten neuen Anlage für April 2018 vor. Dann ist man am Standort Sulgen auch endgültig in der Industrie 4.0 angekommen. Mit Automatisation und Hightech kann die Produktivität auf das Dreifache der heutigen Menge angehoben werden. Und das letztlich mit weniger Personal im Vergleich mit bestehenden Produktionsanlagen. Peternell ist überzeugt, dass die Entscheidung, hier im Thurgau zu produzieren und nicht im Ausland, richtig ist. «Wir bauen das Sortiment an Babynahrung aus.» Wer Babynahrung herstelle, der brauche das Vertrauen der Kunden. Und das Vertrauen in die Schweizer Produktion sei hoch. «Bei Babynahrung gilt die Nulltoleranz und es gibt dabei keine Kompromisse», ergänzt Gschwend, der seit mehr als zwei Jahrzehnten in Diensten von Hochdorf arbeitet. Peternell fährt fort, dass die Kundschaft, gerade aus Asien, es sehr schätze zu sehen, woher die Milch komme, die verarbeitet werde. «Und hier stehen die Kühe quasi direkt vor der Haustüre. Die Kunden wollen Swissness.» Die Milch, zeigt er aus dem Fenster, werde aus dem Grossraum Nordostschweiz angeliefert. Und er ergänzt, dass sich die Kunden auf die höheren Produktionskapazitäten einstellen, und: «Wir akquirieren auch neue Kunden.»
Von den rund 180 Mio. Litern Milch, die in Sulgen durchschnittlich jährlich verarbeitet werden, wird bei voller Auslastung der neuen Kapazitäten rund die Hälfte für die Produktion von Babynahrung verwendet. Letztes Jahr wurden nach Angaben von Hochdorf-Sprecher Christoph Hug rund 260 Mio. l Milch und Molke in Sulgen verarbeitet. Der Anteil der verarbeiteten Molke sei 2016 stark gestiegen, erklärt Hug weiter, und zwar um 44% auf knapp 80 Mio. Liter.
Noch wird die Arbeit in Sulgen von 166 Angestellten erledigt. Doch die Personalrekrutierung läuft bereits auf Hochtouren. Christoph Peternell sagt, das sei eine grosse Herausforderung. «Selbstverständlich suchen wir auch im Ausland.» Man brauche unter anderem Lebensmitteltechnologen, Lebensmittelingenieure und Personal für die Logistik.