Kunststoffproduktion: Klimaneutral und sozial engagiert

Die Firma Swissplast in Sargans bringt Kunststoffe in Form. Sie ist für den Raiffeisen-Unternehmerpreis nominiert.

Stefan Borkert
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Bei der Swissplast werden Kunststoffteile unter anderem für Wohnmobile und den Zugbauer Stadler hergestellt.Bild: Lisa Jenny

Bei der Swissplast werden Kunststoffteile unter anderem für Wohnmobile und den Zugbauer Stadler hergestellt.Bild: Lisa Jenny

Auf den ersten Blick sieht es unspektakulär aus. Eine Kunststoffplatte wird über ein Werkzeug in einer Maschine gelegt. Es wird heiss gemacht und plötzlich entsteht die Form einer Duschwanne. Einige Schritte weiter, glüht es in der Maschine orangerot. Ein grosses Teil wird vom Mitarbeiter herausgenommen. «Das ist die Heckschürze für ein Wohnmobil», sagt Barac S. Bieri, Inhaber der Swissplast AG in Sargans.

Kunststoffverarbeitende Betriebe brauchen viel Energie. Es fällt Abfall an. Plastik ist in Verruf geraten. Bieri hat schon vor den Klimademonstrationen reagiert. Die Swissplast ist seit 2013 als eines der ersten Thermoform-Unternehmen klimaneutral zertifiziert. «Ökologie ist mir sehr wichtig», sagt Bieri und ergänzt, dass praktisch der gesamte Kunststoffabfall recycliert und wieder verarbeitet wird. «Klimaschutz, die Reduzierung von CO2-Emissionen und den damit verbundenen Energieeinsparungen und Energieeffizienzsteigerungen sind aus ökologischer Sicht eine Notwendigkeit», stellt er fest. Die Klimaneutralität erreicht Swiss­plast zusätzlich mit einem Klimaprojekt in Indien.

Barac S. Bieri, Inhaber und CEO der Swissplast Group Sargans. Bild: Lisa Jenny

Barac S. Bieri, Inhaber und CEO der Swissplast Group Sargans. Bild: Lisa Jenny

Bieri ist mit einer Inderin verheiratet. Aus persönlicher Verbundenheit hat sich deshalb Swissplast für ein Projekt dort entschieden. In einer ländlichen Region erzeugen neun Windanlagen ungefähr 25000 Megawattstunden umweltfreundlichen Strom. «Sie ersetzen die in dieser Gegend üblichen Kraftwerke», sagt Bieri. So könnten grosse Mengen an Treibhausgasen und Schadstoffen vermieden werden. Weiter hat Bieri zusammen mit seiner Frau 2012 die «Afshan & Barac Bieri-Stiftung» (www.ab-stiftung.com) gegründet. Diese unterstützt mittels nachhaltiger Direkthilfe Waisenkinder und Kinder von notleidenden Familien in Indien, so dass diese eine zeitgemässe Ausbildung sowie den Zugang zu sauberem Trinkwasser bekommen. «Dieses soziale Engagement ist uns sehr wichtig und wir versichern, dass das Geld jeweils direkt vor Ort ankommt und zielführend investiert wird.» Bieri erklärt weiter: «Alle paar Stunden begeht in einer indischen Agrar-Provinz ein Bauer Suizid. Indiens Landwirte leben in unfassbarem Elend. Als letztes Mittel des Protests wählen sie den Selbstmord.» Die Unterstützung durch die Stiftung erfolge ausschliesslich parteipolitisch unabhängig und konfessionell neutral. So wurden beispielsweise letztes Jahr zwei neue Wasserversorgungen für 40 Familien übergeben.

Die Ursprünge der Swiss­plast gehen auf die Blumer Kunststoffe AG zurück, die 1990 gegründet wurde. Barac S. Bieri der zuvor in den USA als Manager tätig war, interessierte sich im Rahmen der Nachfolgesuche von Blumer für das Unternehmen und konnte 2011 einsteigen. Zwei Jahre später startete das Unternehmen unter dem neuen Namen Swissplast AG durch. 2017 gründete Bieri eine Niederlassung in Deutschland. 2018 schliesslich erwirbt das Sarganser Unternehmen die deutsche Alko-Plast GmbH. Damit stieg die Mitarbeiterzahl auf einen Schlag von 45 auf 130 an. Die inhabergeführte Swissplast Group konnte nun Kunden mit thermogeformten, technisch anspruchsvollen Kunststoffteilen aus eigener Produktion in Sargans, im thüringischen Gotha und im bayrischen Ichenhausen bedienen, wo die Alko-Plast ansässig ist.

Konsolidierung und Stabilität

Der Wachstumskurs wird fortgesetzt. Zur Gruppe stösst dieses Jahr noch die CAP Vakuform GmbH in Bayern. Schliesslich wird auch der thüringische Produktionsstandort erweitert. Die Grundsteinlegung in Gotha ist erfolgt. Die Inbetriebnahme wird im Januar erfolgen. Das rasante Wachstum auf nunmehr rund 150 Vollzeitstellen und einem Gruppenumsatz von gegen 30 Millionen Franken im Jahr werde sich verlangsamen, sagt Gruppenchef Bieri. Man verfolge eine ganz klare Wachstumsstrategie, die auf nachhaltiges Wachstum setze. Nach den Akquisitionen sei nun aber erst einmal wieder Konsolidierung und Stabilisierung angesagt.

Weiter gearbeitet wird hingegen an Innovationen und an Entwicklungen. Qualität ist dabei oberstes Gebot gepaart mit einer Schnelligkeit, die Mitbewerber so nicht leisten können. Das sei manchmal recht herausfordernd, aber auch sehr spannend, sagt Stephan Zwahlen, CEO in Sargans. Unzufrieden sieht er dabei nicht aus. Bieri, dessen Söhne inzwischen ebenfalls im Unternehmen tätig sind, sieht einen Erfolgsfaktor in der Motivation der Mitarbeiter. «Mir ist es sehr wichtig, dass alle auch Spass an ihrer Arbeit haben.»

Unternehmerpreis

Für die zweite Ausgabe des Raiffeisen-Unternehmerpreises Ostschweiz sind sechs kleine und mittlere Unternehmen (KMU) nominiert. Wir stellen die Firmen in loser Folge vor. Vergeben wird der Preis am 14. November im Werk 1 in Gossau. Neben dem Hauptpreis wird auch der Publikumspreis «für das beliebteste Unternehmen» verliehen. (T. G.)