«Innert 48 Stunden sind die Resultate da»: Die App dieses Frauenfelder Start-ups kam rechtzeitig auf die Coronakrise hin

Das Frauenfelder Start-up Misanto brachte Anfang Jahr eine App für medizinische Beratung auf den Markt. Es kann dem User sagen, ob er einen Corona-Test machen soll. Das gibt dem Unternehmen einen Startschub.

Kaspar Enz
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Die App der Frauenfelder Misanto zeigt, ob ein Corona-Test angezeigt ist.

Die App der Frauenfelder Misanto zeigt, ob ein Corona-Test angezeigt ist.

Bild: Getty

Schmecken Sie nichts mehr beim Essen? Können Sie Ihr Parfüm nicht mehr riechen? Haben Sie Fieber? Die App des Thurgauer Start-ups Misanto fragt nach Symptomen und Risikofaktoren im Zusammenhang mit dem Coronavirus. Ist aufgrund der Antworten ein Test angezeigt, kann man diesen gleich bestellen. Im Thurgau arbeitet Misanto gar mit dem Kanton zusammen. So kommt bald der Zivilschutz vorbei und nimmt den Test ab.

«Innert 48 Stunden sind die Resultate da», sagt Carol Krech, Geschäftsleitungsmitglied des Unternehmens. Um die Anstrengungen gegen die Ausbreitung des Virus zu unterstützen, hat Misanto ein weiteres Angebot eingeführt: Mit einem Bus testen Mitarbeitende des Start-ups die Belegschaften von Unternehmen.

Das Virus hat dem Frauenfelder Start-up ein schnelles Wachstum beschert. «Wir haben in zwei Monaten zehn zusätzliche Mitarbeiter eingestellt», sagt Carol Krech. Heute arbeiten rund 30 Leute bei Misanto. Dabei ist die App erst seit Ende letzten Jahres überhaupt im Einsatz, nach langen Vorarbeiten. Gegründet wurde Unternehmen 2016, lange bevor das neue Virus auftauchte. Die App kann nicht nur den Verdacht auf eine Coronainfektion feststellen, sie fragt auch nach unzähligen weiteren Symptomen und ermöglicht bei Bedarf den Chat mit einem Arzt. Ein grosser Teil der Angestellten sind denn auch selber Ärzte oder angehende Mediziner.

Mobile Medizin soll Lücken füllen und Sparen helfen

Arzt ist auch Thomas Krech, der CEO und medizinische Leiter des Familienunternehmens, das er mit seinen Töchtern führt. Gerade bei Berufskollegen habe er für die Idee damals viel Zuspruch bekommen, sagt Carol Krech. «Wir wissen, dass jährlich etwa zwei Millionen Arzttermine fehlen», sagt sie. Weil die Hausärzte überlastet sind, weil die Patienten innerhalb der Öffnungszeiten der Praxen keine Zeit finden. «Und die Zahl wird steigen.» Telemedizinische und digitale Angebote wie dasjenige von Misanto könnten mithelfen, die Lücke zu schliessen. Nicht nur, weil so Patienten besser erreicht werden könnten, denen die Zeit oder ein Hausarzt fehlt. Manche Termine lassen sich dank solcher Angebote einsparen.

Thomas Krech.

Thomas Krech.

Bild: pd

Gegenüber anderen telemedizinischen Angeboten habe die App von Misanto noch einige Vorteile. Die Chats mit den Misanto-Ärzten sind dokumentiert. Und sie erlaubt auch den digitalen Austausch von Patientenakten. Auch das eröffne dem Gesundheitswesen noch viel Sparpotenzial, sagt Carol Krech.

Wer Vorteile sieht, steigt um

Die Coronakrise könne diese Entwicklungen anschieben, ist sie überzeugt. Denn ausser Coronapatienten kamen in den letzten Wochen nur noch Notfälle in die Praxen und Spitäler. Ärzte und Patienten weichen auf Telemedizin aus. «Und erkennen dabei die Vorteile der Digitalisierung», sagt Krech. Und die neuen Technologien würden weiterhin genutzt. Zumal sich schon länger ein Wandel abzeichne.

«Eine neue Generation von Ärzten ist mit der Digitalisierung aufgewachsen und steht ihr weniger skeptisch gegenüber. Aber auch erstaunlich viele ältere Leute sind überraschend technikaffin.»

So werde Misanto auch nach der Coronakrise weiter wachsen, ist Krech überzeugt. Bald bezieht das Unternehmen grössere Räumlichkeiten im Zentrum von Frauenfeld. Und von heute rund 30 Mitarbeitenden könnte das Start-up bis in vier Jahren auf gut 200 wachsen, glaubt sie. «Wenn man sieht, wie sich der Bedarf nach mobilen Angeboten entwickelt, ist das durchaus realistisch.»