HSBC-Chefs im Gegenwind

Die HSBC-Führungsleute Stuart Gulliver und Douglas Flint haben einen schweren Rufschaden für die Bank durch die Finanzskandale eingeräumt. Einen Rücktritt lehnen sie aber ab.

Sebastian Borger
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HSBC-Chef Stuart Gulliver (links) und Präsident Douglas Flint neben einer Löwenskulptur am HSBC-Ableger in Hongkong. (Bild: ap/Kin Cheung)

HSBC-Chef Stuart Gulliver (links) und Präsident Douglas Flint neben einer Löwenskulptur am HSBC-Ableger in Hongkong. (Bild: ap/Kin Cheung)

LONDON. Die Spitze der zweitgrössten Bank der Welt HSBC hat persönliche Verantwortung für eine Reihe von Skandalen zurückgewiesen. In einer mit Spannung erwarteten Anhörung vor dem Finanzausschuss des britischen Unterhauses entschuldigten sich Verwaltungsratspräsident Douglas Flint und Konzernchef Stuart Gulliver erneut für die «unakzeptablen Vorkommnisse» in der Schweizer HSBC-Privatbank. Dort leisteten Firmenangestellte jahrelang aktive Beihilfe zur Steuerhinterziehung. «Hier ist Schaden für das Vertrauen in unsere Bank entstanden», teilte Gulliver mit.

«Warum Panama?»

Der Ausschuss hatte die Anhörung des Duos anberaumt, nachdem am Montag auch Gullivers persönliche Steuerangelegenheiten ins Zwielicht geraten waren. Der früher als Trader und Leiter der HSBC-Investmentbank in Hongkong tätige Banker hatte sich jahrelang seine Millioneneinkünfte auf ein Schweizer Konto überweisen lassen. Dieses lautete auf die in Panama angesiedelte Firma Worcester Equities und wies 2007 einen Betrag von 7,6 Mio. $ auf.

«Warum Panama?», fragte der Ausschussvorsitzende Andrew Tyrie in Anspielung auf die Reputation des mittelamerikanischen Staates als Steuerparadies. «Ausschliesslich zum Schutz meiner Privatsphäre», erwiderte Gulliver und verwies auf die Neugierde seiner Hongkonger Kollegen. Diese hätten damals durch ein firmeninternes Computersystem Einblick in die normalen HSBC-Gehaltskonten nehmen können. «Ich war einer der bestbezahlten Angestellten. Aber ich habe stets alle Steuern korrekt bezahlt.»

Der Bankchef machte in der Anhörung einen angespannten, beinahe beleidigten Eindruck. Wie stets bei solchen Befragungen verhinderten mangelnde Sachkenntnis sowie persönliche Eitelkeit der Abgeordneten ein wirksames Kreuzverhör.

«Mittlerweile umgekrempelt»

Gulliver und Flint zogen sich immer wieder auf die kollektive Verantwortung der Firmenleitung zurück und verwiesen darauf, die Bank sei mittlerweile «völlig umgekrempelt». In der Genfer HSBC-Privatbank verwalte das Asset Management Einlagen von 68 Mrd. $, 42% weniger als zu den Hochzeiten der Genfer Machenschaften. Damals liessen sich HSBC-Kunden Millionensummen in Cash ausbezahlen; die lokalen Banker sollen auch dann geholfen haben, wenn an der Kriminalität des Handelns kaum Zweifel bestand.

Der Skandal um die Genfer HSBC-Tochter geht auf die Auswertung von Dokumenten zurück, die der IT-Experte Hervé Falciani 2007 aus der Bank gestohlen hatte. Falciani sei ein Whistleblower, bekräftigte ein Labour-Abgeordneter und wandte sich empört an Flint: «Warum reden Sie von Datendiebstahl? Die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf, über kriminelles Verhalten in Ihrer Bank aufgeklärt zu werden.»

Aktivitäten aufgelistet

Insgesamt stand Präsident Douglas Flint stärker im Kreuzfeuer als der operative Chef. Tyrie hielt Flint eine lange Liste krimineller oder unethischer Aktivitäten von Bankangestellten vor: Manipulation des Interbankenzinses Euribor, Manipulation im Devisenhandel (Forex), Geldwäsche für mexikanische Drogenkartelle. Das sei «eine furchtbare Liste», pflichtete Flint ihm bei. Von einem Abgeordneten zum Rücktritt aufgefordert, sagte der Präsident: «Wir befinden uns in einer Umstrukturierung. Unsere Gremien glauben, dass wir einen guten Job machen.»