Hoffnung am Gotthard

Nach dem Debakel mit der Cisalpino-Flotte beschaffen die SBB 29 Hochgeschwindigkeitszüge für die Nord-Süd-Achse. Statt auf Neigezüge setzt man wieder auf konventionelles Rollmaterial.

Gerhard Lob
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Die Cisalpino-Neigezüge vom Typ ETR 470 werden von den SBB ausgemustert zugunsten neuer Triebzüge im Wert von gut 800 Mio. Franken. (Bild: ky/Jean-Christophe Bott)

Die Cisalpino-Neigezüge vom Typ ETR 470 werden von den SBB ausgemustert zugunsten neuer Triebzüge im Wert von gut 800 Mio. Franken. (Bild: ky/Jean-Christophe Bott)

LOCARNO. Im Bahnverkehr mit Italien zeichnet sich Besserung ab. Die SBB haben gestern die Beschaffung von 29 Triebzügen öffentlich ausgeschrieben. Gut 800 Mio. Fr. wollen die Bundesbahnen investieren. Die neuen Kompositionen sollen dereinst den nationalen Nord-Süd-Verkehr auf der Gotthard- und der Lötschberg-Linie garantieren sowie die Anbindung der Schweiz an die grenznahen internationalen Zentren, besonders Mailand. Die neuen Züge müssen laut Ausschreibung auf dem italienischen, deutschen und österreichischen Schienennetz einsetzbar sein.

Allerdings ist Geduld gefragt: Der erste neue Zug soll laut SBB auf den Fahrplanwechsel im Dezember 2017 zwischen der Deutschschweiz und dem Tessin verkehren – ein Jahr nach der für 2016 vorgesehen Inbetriebnahme des neuen Gotthard-Basistunnels.

«Cisalpino-Pannenzüge»

Die SBB setzen auf Komfort und Tempo. Die neuen Züge müssen mindestens 249 km/h erreichen. Vorgesehen sind Speisewagen, Ruhe-, Familien- und Arbeitszonen, Steckdosen an allen Sitzplätzen, neue Repeater für guten mobilen Empfang und WLAN. Bei Doppelführung mit bis zu 400 Metern Länge bieten die Kompositionen 70% mehr Sitzplätze als die heutigen, 230 Meter langen ETR-470-Züge, die im Volksmund immer noch bekannt sind als «Cisalpino-Pannenzüge».

Deswegen setzen die SBB auf der Nord-Süd-Achse wieder auf konventionelles Rollmaterial. Das ist vernünftig, weil sich nach der Eröffnung von Gotthard-Basis- und Ceneri-Basistunnel (2019) mit Neigezugtechnik nur minimale Zeitgewinne herausfahren liessen. Wichtiger ist die anvisierte Fahrplanstabilität. Die neuen Züge sollen die erwartete Verdoppelung der Nachfrage auf der Nord-Süd-Achse nach der Eröffnung der zwei Basistunnels auffangen.

Eine Lücke ist zu überbrücken

Die störanfälligen ETR 470 werden Ende 2014 ausrangiert. Das erzeugt zwischen 2015 und 2017 eine Lücke, in der keine Triebzüge für den grenzüberschreitenden Bahnverkehr nach Italien zur Verfügung stehen. Wie das Angebot auf der Gotthard-Achse ab 2015 aussieht, wollen die SBB diesen Frühsommer verraten. Zurzeit ist man laut SBB daran, «eine Übergangslösung» zu erarbeiten.