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Wirtschaft
Wegen der Massnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus sind die traditionellen Weihnachtsessen der Firmen abgesagt. Ein schwerer Schlag für die Wirte.
Sie sind die wichtigsten gesellschaftlichen Ereignisse des Jahres – zumindest firmenintern: die Weihnachtsessen. Für viele Wirte sind sie bedeutende geschäftliche Ereignisse. «Vor allem für Wirte grösserer Lokale oder solche, die auch Catering machen, fällt das ins Gewicht», sagt Ruedi Bartel, Präsident des Branchenverbandes Gastro Thurgau. Und nicht nur sie: Wer das Säli verlässt, geht nicht immer schnurstracks nach Hause.
Doch in der zweiten Coronawelle sind solche Weihnachtsessen undenkbar. Abstandsregeln, Maskenpflicht, eingeschränkte Öffnungszeiten, Beschränkungen der Gästezahlen für Veranstaltungen und Versammlungen machen Weihnachtsessen für die meisten Firmen unmöglich. Für viele Wirte ein harter Schlag am Ende eines schweren Jahres.
Mit Gutscheinen wollen die Wirteverbände im Thurgau und in St. Gallen nun dafür sorgen, dass vom Weihnachtsgeschäft doch noch etwas übrig bleibt. Auch beim Ausserrhoder Verband ist ein solcher Schritt in Arbeit. «Schon im Frühling haben wir Gutscheine verkauft, die man bei unseren Mitgliedern einlösen konnte», sagt Ruedi Bartel. Seit ein paar Wochen gibt es von Gastro Thurgau neue Gutscheine. «Diese verkaufen wir in erster Linie an Firmen. So können sie ihren Mitarbeitern doch noch einen Znacht schenken.»
Auch Gastro St. Gallen bietet seit Anfang November solche Gutscheine an. Damit sich diese noch mehr lohnen, legt der Verband ab sofort etwas drauf. «Den Wirten, die die Gutscheine bei uns einlösen, zahlen wir zehn Prozent des Wertes als Zuschlag», sagt Walter Tobler, Präsident des kantonalen Wirteverbandes Gastro St. Gallen. Den Zustupf könnten die Wirte gut gebrauchen, sagt er.
«Als die neuen Massnahmen im Oktober bekannt wurden, blieb ich erst optimistisch», sagt Tobler. Doch der Optimismus falle ihm immer schwerer. Dank der Covid-Kredite seien viele Betriebe noch durch den Lockdown im Frühling gekommen. Doch jetzt gehe es an die Substanz. «Auch erfolgreiche Wirte kämpfen jetzt ums Überleben.»
Und das in der wichtigsten Zeit des Jahres. «Gerade in der Stadt ist die Olma der Startschuss zur Saison», sagt Tobler. Doch nach Hochsaison sieht es derzeit nicht aus in den Restaurants der Ostschweiz. Vor allem die Personalkosten sind ein Problem, sagt Tobler. «Wenn wir offen sind, sind wir zu 100 Prozent offen. Eine Serviceangestellte kostet gleich viel, ob sie einen oder sieben Kaffee bringt.» Die Kurzarbeit nütze den Wirten deshalb wenig.
«Es ist kein Wunder, dass niemand kommt, wenn der Bundesrat rät, zu Hause zu bleiben», sagt Ruedi Bartel. «Wer nicht reserviert hat, kommt nicht, und wer reserviert hat, geht nach zwei Stunden wieder. Dann ist das Lokal leer.» Am Mittag gehe es noch. Aber am Abend bleiben die Leute den Beizen fern. «Auch das Feierabendbier wird in vielen Firmen in der Kantine getrunken. Dann geht's nach Hause.» Auch wenn die Wirte die Massnahmen des Bundes gut umsetzen. «Vielen Leuten fehlt das Vertrauen.»
Die Idee scheint bis jetzt gut anzukommen. So verteilt die Brauerei Schützengarten Gutscheine unter den Mitarbeitern, einlösbar bei den Kunden der Brauerei. Auch die Stadtverwaltungen von Wil und St. Gallen schenken den Mitarbeitern Gutscheine für die lokale Gastronomie. Auch die Wirtepräsidenten sind bis jetzt zufrieden. Die Zahlen bis jetzt sind gut, sagt Ruedi Bartel. Auch in St. Gallen sei die Aktion gut angelaufen, sagt Walter Tobler. Die Ankündigung, dass der Verband noch etwas drauflege, soll der Aktion zusätzlich Schub geben. «Jetzt hoffe ich, dass das den Verband richtig viel Geld kostet», sagt er.