Zusammen mit einem holländischen Start-up will der Bühler-Konzern Anlagen und Prozesse entwickeln zur industriellen Verarbeitung von Insekten zu Nutztierfutter.
Thomas Griesser Kym
Bis 2050 dürften laut Schätzungen neun Milliarden Menschen auf der Erde leben. Um sie alle nachhaltig zu ernähren, werden zusätzliche 250 Millionen Tonnen Eiweiss pro Jahr nötig sein – fast 50% mehr als die heutige Produktion. Gleichzeitig werden wichtige natürliche Ressourcen knapper, Stichwort Überfischung der Meere. Und zwei Drittel aller pflanzlichen Proteine werden zu Futter für Nutztiere verarbeitet; bei Soja sind es gar 80%.
Diese Entwicklungen rufen nach alternativen Proteinquellen. Grosse Erwartungen ruhen auf Algen, Hülsenfrüchten – und auf Insekten. Zwei Milliarden Menschen auf der Welt verzehren regelmässig Insekten, vor allem in Asien. Ob das auch im Westen ein Trend werden kann? Der Technologiekonzern Bühler aus Uzwil hat seine Zweifel: Es sei «derzeit noch unsicher, ob westliche Konsumenten Nahrungsmittel auf Insektenbasis akzeptieren werden». Dennoch springt Bühler auf den Zug mit den Insekten als Proteinquelle auf. Zusammen mit dem holländischen Start-up Protix, gegründet 2009, haben die Uzwiler in China ein Gemeinschaftsunternehmen errichtet.
Dieses Joint Venture namens Bühler Insect Technology Solutions soll Lösungen entwickeln, um Insektenlarven in industriellem Massstab züchten, mästen und zu hochqualitativen Produkten verarbeiten zu können. Momentan steht die Verarbeitung des Insektenproteins zu Futtermitteln für Nutztiere im Vordergrund. Weil das Insektenmehl als Eiweissquelle dem Fischmehl ähnelt, könnte es in der Aquakultur, also etwa in Fischzuchten, eingesetzt werden und helfen, den Druck auf die natürlichen Fischbestände zu reduzieren. Bei der Verarbeitung der Insekten wird neben dem Eiweiss auch ein hochwertiges Fett gewonnen, das dem Palmkernöl ähnlich ist.
Der Fokus liegt laut Bühler zunächst auf der Schwarzen Soldatenfliege, die organische Abfälle in hochwertiges Eiweiss umwandeln kann und deshalb auch «Königin der Abfallverwertung» genannt wird. Später will man auch Lösungen für Mehlwürmer entwickeln. Das Joint Venture ist in China angesiedelt, weil dort die Verwendung von Insekten in der Tierfütterung eine lange Tradition hat. Bühler bringt seine Expertise bei Anlagen und Prozessen in der Lebensmittel- und Futterherstellung sowie der Vermahlung ein. Protix hat bereits Anlagen entwickelt für die Zucht und Mast von Insektenlarven sowie zur Trennung und Extraktion von Eiweiss und Fett aus den Insekten.