Einfacher und schneller mit LEA

Wer an einer Solarstromanlage interessiert ist, muss sich oft mühsam durch Papierkram kämpfen. Die Eturnity AG macht Solarstrom nun auch für Laien verständlich. Die Firma ist für den Start-up-Preis «Startfeld Diamant» nominiert.

Perrine Woodtli
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Patrick Gemperli, Matthias Wiget und Peter Novotny (von links) in ihrem Büro in Chur. (Bild: Benjamin Manser)

Patrick Gemperli, Matthias Wiget und Peter Novotny (von links) in ihrem Büro in Chur. (Bild: Benjamin Manser)

CHUR. Der Verkaufsprozess von Solarstromanlagen soll einfacher und kundenfreundlicher werden. Grund: Solarstrom ist für viele ein Thema. Zahlreiche Personen kennen sich in dieser Thematik aber nicht aus. Der Verkauf einer Solarstromanlage erfordert daher viel Beratung durch die Solarinstallateure. Auch das Ausarbeiten der Offerten für die Kunden ist eine aufwendige Arbeit. Die Software LEA, entwickelt von Matthias Wiget und Peter Novotny, soll helfen, diesen Prozess zu verbessern. Die beiden leiten die Eturnity AG, die mit LEA, der «einfachsten Solarverkaufsplattform aller Zeiten», für den Innovationspreis «Startfeld Diamant» nominiert ist.

Digitalisieren und vereinfachen

Die Idee für die Eturnity AG hat ihren Ursprung in einem Dritte-Welt-Land. Wiget arbeitete früher in der Wasserkraft. «Ich baute unter anderem in Äthiopien kleine Wasserkraftwerke», erzählt er. Fasziniert von der Tatsache, dass erneuerbarer Strom unter harten Bedingungen kostengünstig hergestellt werden konnte, machte sich Wiget 2012 selbständig und gründete das Unternehmen, das seinen Sitz in Chur hat.

Der 34-Jährige baute damals zuerst selber Solarstromanlagen und verkaufte diese. «Ich habe in dieser Zeit viel über die Branche gelernt und gemerkt, dass besonders die Kundenberatung mühsam ist.» Laut Wiget dauert der Prozess bis zum Verkauf zwei bis acht Stunden – zu lange, findet der Jungunternehmer. Dieses Problem wollte er lösen. «Ich wollte die Akquisitionsphase durch eine Digitalisierung des Prozesses vereinfachen und beschleunigen.» Wiget holte den 38jährigen Peter Novotny zu sich ins Boot, der das IT-Know-how mitbrachte und heute technischer Direktor der Firma ist. Inzwischen ist das Team zu dritt: Der 30jährige Softwareentwickler Fabian Gemperli ist seit September dabei.

Überzeugt dank Live-Erlebnis

Die Kunden von Eturnity sind Solarinstallateure und Energieversorger. Diese kaufen die Software, um sie bei ihren Endkunden zu verwenden. Nebst der Tatsache, dass der Prozess beschleunigt wird, ist laut den drei St. Gallern am wichtigsten, dass für den Endkunden alles verständlich ist. «Sie müssen sich vorstellen können, wie viel Geld sie mit einer Solarstromanlage einsparen, wie diese die Umwelt beeinflusst, wie sie funktioniert und ausschaut», sagt Wiget. Letzteres sei ebenfalls ein wichtiger Punkt. «Die Leute wollen wissen, ob die Anlage auf ihrem Dach gut aussieht oder nicht.»

Um dies herauszufinden, kommt die Software Eturnity LEA ins Spiel. «LEA» bedeutet «Live-Energie-Analyse», soll mit dem Namen dem Produkt aber auch ein Gesicht geben. LEA besteht aus zwei Teilen: Der Solar- und Speicherrechner LEA.Rechner ist für die Endkundenberatung zuständig und macht Solarstrom auch für Laien verständlich. Das Experten-Tool LEA.Expert ermöglicht dem Installateur die Ausarbeitung einer kundenfreundlichen Offerte. Der Endkunde kann seine Anlage im LEA.Rechner planen. Die Stromtarife vieler Energieversorger sind in LEA verfügbar. Neben genauer Preisberechnung, einer Wirtschaftlichkeitsberechnung und einer Visualisierung bietet LEA noch mehr. Wiget: «Der Kunde erhält ein Live-Erlebnis seiner zukünftigen Solarstromanlage.» Dieses Live-Erlebnis sei wichtig, um den Endkunden zu überzeugen. «Die Begeisterung für ein Produkt kommt meistens erst, wenn man es bereits hat. Dank LEA können wir dieses positive Erlebnis bei den Kunden bereits vor dem Kauf vermitteln», sagt Novotny. Mit dem Live-Erlebnis sollen Kunden sehen, dass sich eine Solarstromanlage wirtschaftlich rechnet. «Viele denken, dass sich eine Anlage bloss auf einem Süd-Dach lohnt. Das stimmt aber nicht.»

Mit LEA wird die Akquisitionsphase pro Kunde bis zu 80 Prozent kürzer, wie Wiget sagt. «Die Akquisitionskosten machen 10 bis 15 Prozent des Verkaufspreises aus. Dank LEA werden also auch Kosten gespart.»

LEA in ganz Europa anbieten

Die Eturnity AG ist in der ganzen Schweiz tätig. Das Team erhielt auch bereits Anfragen aus Deutschland, England oder Schweden. «Momentan sind wir noch nicht im Ausland aktiv, bauen jedoch Kundenbeziehungen auf», sagt Wiget. Ziel ist es, LEA in ganz Europa anzubieten. Die Nomination für den Preis «Startfeld Diamant» sieht das Team als Chance, bekannter zu werden. «Wir freuen uns sehr, unter den Finalisten zu sein», sagt Wiget. Er ist zufrieden, wie sich die Firma entwickelt. «Unser Unternehmen spricht sich langsam herum. Wir sind zwar noch nicht so bekannt, wie wir es gerne wären, aber wir spüren ein grosses Interesse an LEA.»