L'Oréal-Erbin und Milliardärin Liliane Bettencourt soll 100 Millionen Euro im Ausland versteckt haben, hauptsächlich auf Konten von Schweizer Banken. Genannt wird einmal mehr die Hyposwiss Privatbank, Tochter der St. Galler Kantonalbank.
Auf 17 Mrd. € (21 Mrd. Fr.) schätzt das US-Magazin «Forbes» das Vermögen Liliane Bettencourts (89). Damit figuriert die L'Oréal-Erbin in der Liste der Reichsten der Welt auf Rang 15. Trotz ihrer immensen Besitztümer scheint es die Greisin, mittlerweile mutmasslich dement und unter Vormundschaft gestellt, für nötig befunden haben, einen Teil ihres Vermögens vor dem französischen Fiskus im Ausland zu verstecken. Vergangenen Sommer hatten die Behörden der reichsten Frau Europas bereits eine Steuernachforderung von 30 Mio. € zugestellt, nun wird eine weitere Nachzahlung fällig, wie das Pariser Haushaltministerium bestätigt. Angeblich handelt es sich diesmal um 77 Mio. €. Bettencourt steht seit dem Jahr 2007 im Visier der französischen Justiz- und Steuerbehörden.
Laut einem Bericht des französischen Internetdienstes Mediapart hatte Bettencourt per Ende 2010 rund 100 Mio. € (124 Mio. Fr.) ohne Wissen des Fiskus auf einem Dutzend geheimer Konten in der Schweiz und in Singapur geparkt. Laut Mediapart verteilen sich die zwölf Konten auf ein halbes Dutzend Banken – in der Schweiz UBS, Julius Bär, die Waadtländer Kantonalbank (BCV), die Genfer Filiale von Baring Brothers und die Hyposwiss Privatbank, Tochtergesellschaft der St. Galler Kantonalbank (SGKB). Als sechstes Institut genannt wird der Singapur-Ableger der LGT, der Bank des Liechtensteiner Fürstenhauses.
Zuvor waren erst zwei Schweizer Konten mit Schwarzgeld aufgedeckt worden, im Umfang von 78 Mio. €. Für Bettencourt und ihren früheren Vermögensverwalter könnte es nun insofern ungemütlich werden, weil sie die Existenz dieser beiden Konten letztes Jahr gestanden, die nun entdeckten mutmasslichen zwölf Konten aber verschwiegen hatten. Mediapart beruft sich bei seinen Angaben auf einen Bericht der nationalen Steuerprüfdirektion DNVSF vom letzten August; die Nachrichtenagentur AFP schreibt, sie habe diese Informationen von «autorisierten Quellen» bestätigt bekommen. Die genannten Banken gaben laut der Westschweizer Zeitung «24heures» mit Verweis auf das Bankkundengeheimnis keinen Kommentar ab. Ein SGKB-Sprecher bestätigte diese Informationspolitik auf Anfrage.
Mit der Affäre Bettencourt findet sich Hyposwiss in kurzer Zeit in den dritten Fall von Geldern dubioser Herkunft involviert. So soll der argentinische Fifa-Vizepräsident Juan Grondona Gelder unter anderem auf einem Hyposwiss-Konto versteckt haben. Und der russische Oligarch Oleg Deripaska beschuldigt die Bank, sie habe als Drehscheibe gedient für Gelder aus einer umstrittenen Aktientransaktion (siehe Kasten).