«Die beste Zeit liegt noch vor uns»

Der Liechtensteiner Baugerätehersteller Hilti hat jüngst hervorragende Zahlen präsentiert, trotz unsicherem Umfeld. Hilti-Präsident Pius Baschera sieht die Firma auf viele mögliche Szenarien vorbereitet.

Melanie Steiger
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Interview: Melanie Steiger

Pius Baschera, die Hilti-Gruppe hat 2016 erneut sehr gute Ergebnisse erzielt und doch ruht sie sich nicht auf den Lorbeeren aus. Gibt es trotzdem Bereiche, die Sie nachdenklich stimmen?

Es gibt einige Länder, die herausfordernd für uns sind. Viele ungelöste Probleme in der Welt, unaufhaltsam ansteigende staatliche Schuldenberge, erschreckende Deglobalisierungstendenzen sowie deutlich zunehmende politische Spannungen beeinflussen die Weltwirtschaft und damit auch die Baubranche.

Was heisst das für einzelne Länder?

Beispielsweise die Wirtschaftskrise in Brasilien sowie die tiefen Öl- und Gaspreise beeinflussen unser Geschäft negativ. Eine gewisse Abkühlung und geringeres Wachstum in der Bauindustrie zeichnete sich 2016 auch in China ab. Der Markt und die politischen Rahmenbedingungen in Russland sind nicht einfach für unser Geschäft. Aktuell herrscht Verunsicherung in den USA. Noch ist nicht klar, welche Massnahmen die USA setzen und was allfällige Auswirkungen sind. Wir hoffen natürlich, dass sich die gute Baukonjunktur in den USA fortsetzen und unser Wachstum weiter unterstützen wird.

Gibt es bereits Überlegungen darüber, wenn sich die Situation nicht bessert?

Unsere Präsenz in den Ländern, in denen wir aktiv sind, ist grundsätzlich langfristig angelegt. Wir fühlen uns dem Standort gegenüber verpflichtet. Davonzulaufen, wenn es wirtschaftlich oder politisch schwierig wird, entspricht nicht unserer Kultur. Natürlich müssen wir in besonders kritischen Märkten schauen, welche Anpassungen uns helfen, den Marktbedingungen zu begegnen. Anpassen müssen wir uns, aber wir bleiben standhaft. Das Geschäft der Hilti ist auf Kontiniutät und Langfristigkeit ausgelegt.

Hinzu kommt noch das Pro­blem der Deglobalisierung.

Wie sich das auswirkt, wird sich zeigen. Falls die USA die Importzölle wirklich erhöhen, würden es die Chinesen sowie auch die Deutschen und alle anderen gleichtun. Für die Weltwirtschaft wäre das bestimmt nicht positiv. Das führt dann zu einer schwachen Entwicklung hin bis zur Rezession. Aber die genauen Auswirkungen können wir jetzt noch nicht beurteilen. Wir überlegen uns die möglichen Szenarien, beobachten die Entwicklungen und reagieren dementsprechend.

Sie haben zudem betont, dass Hilti stärker gewachsen ist als die meisten Mitbewerber auf dem Markt. Was macht Hilti anders oder besser?

Unser Geschäft folgt einer konsequenten Strategie: Von Jahr zu Jahr wollen wir den Wert des Unternehmens steigern durch Differenzierung und Leadership. Das bedeutet, wir gewinnen Marktanteile und wollen das grösste Unternehmen in den jeweiligen Produktsegmenten werden. Das erreichen wir durch Innovation – das kann bei Produkten, Systemlösungen, im Flottenmanagement, im Service und Softwarebereich sein – auf der einen Seite. Andererseits differenzieren wir uns auch durch unser Businessmodell – den Direktvertrieb. Das bietet uns die Möglichkeit, dem Kunden andere Leistungen zu bieten als die Konkurrenz über den Handel. In dieser Kombination aus Direktvertrieb und Innovation, davon sind wir überzeugt, können wir auch künftig Marktanteile gewinnen.

Ist das mit ein Grund, weshalb Sie die Vertriebsmannschaft aufgestockt haben?

Ja, und in diesen Bereich werden wir auch weiter investieren. Aber nicht nur dort. Denn wir werden die Interaktion im Aussendienst mit den Kunden durch die Hilti Centers, Call Centers und E-Bu­si­ness weiter ausbauen. In diesen Kanälen steht niemand zwischen uns und dem Kunden. Hier haben wir 2016 gute Fortschritte gemacht und erstmalig mehr als 1 Mrd. Umsatz gemacht, die für unseren E-Business-Bereich richtungsweisend sind. Mittlerweile generieren wir einen signifikanten Anteil unseres Umsatzes über unser Online-Geschäft.

Die Präsentation der Hilti-Zahlen vergangene Woche war Ihre letzte Bilanzmedienkonferenz. Es ist bestimmt ein schönes Gefühl für Sie, den Posten mit so einem guten Ergebnis für die Firma weiterzugeben.

Ganz klar ist es ein gutes Gefühl. Wir sind überzeugt, dass die beste Zeit von Hilti noch vor uns liegt. So ruhen wir uns nicht aus, sondern bleiben hungrig. Ich bin froh und stolz, nicht nur in den vergangenen rund vier Jahrzehnten, sondern auch in den kommenden Jahren in anderer Funktion als Sprecher des Martin-­Hilti-Familien-Trusts diese Ent­wicklung mitzugestalten.

Sie blicken auf jeden Fall optimistisch aufs Jahr 2017?

Ich bin ein Optimist. Die Welt und das wirtschaftliche Umfeld fühlen sich aufgrund der enormen globalen Probleme und politischen Unsicherheiten zwar ­weniger robust an als noch vor einigen Jahren. Diesen Unsi­cherheiten zum Trotz sind die Vorhersagen für das globale Baumarktwachstum weiterhin sehr solide. Zudem ist Hilti finanziell stark, unser Geschäft sehr solide aufgestellt und getrieben durch mehr als 24000 Mitarbeitende weltweit – damit fühlen wir uns bereit für die Zukunft.