Defizite in Eurozone abgebaut
Zehn Jahre nachdem die globale Finanzkrise ihren Lauf nahm, ist es den meisten Staaten gelungen, ihre Haushaltsdefizite zu senken und ihren Schuldenstand zumindest zu stabilisieren. In der Eurozone sollten Portugal und Italien die Defizithürde von 3% des Bruttoinlandprodukts (BIP) dieses Jahr einhalten können und Frankreich sowie Spanien dem Ziel zumindest nahe kommen und es nächstes Jahr erreichen.
Unter den Industrienationen fallen dann nur noch die USA und Japan mit hohen Defiziten um die 4% auf. Länder, die ihre Schuldenquote nach der Krise rasant gesenkt haben, wie beispielsweise Irland und Island, werden wohl bald eine Verschnaufpause einlegen müssen. Insgesamt werden daher in den nächsten 12 Monaten kaum nennenswerte Veränderungen bei den Bonitätsnoten der entwickelten Länder erwartet. Immer neue Tiefststände bei den Anleihezinsen, vor allem in Europa, haben massgeblich zur Konsolidierung der Staatsfinanzen beigetragen. Während Italien 2008 noch 10,3% der Staatseinnahmen für Schuldzinsen aufwenden musste, liegt dieser Anteil heute noch bei 7,6%, und das obwohl die Schuldenquote seither von 102% des BIP auf 133% angestiegen ist. Das gleiche Bild zeigt sich bei allen Euroländern, was die Frage aufwirft, ob ein Ausstieg der EZB aus expansiven Massnahmen unmittelbar zu steigenden Zinskosten und einer neuen Finanzkrise in der europäischen Peripherie führt.
EZB-Ausstieg löst keine neue Eurokrise aus
Zumindest für die nächsten Jahre wird dies nicht erwartet. Ein hohes Risiko stellt längerfristig jedoch dar, dass Europa ohne entschiedene Reformfortschritte eine zweite Welle der Schuldenkrise durchlaufen wird.
Kurzfristig gibt es drei Hauptgründe, die gegen eine neue Eurokrise sprechen. Erstens wird die EZB ihr Kaufprogramm nur einstellen, wenn sie davon überzeugt ist, dass der Wirtschaftsausblick solide genug ist, und erneut eingreifen, wenn er sich verschlechtert.
Zweitens würden die Staaten auch bei einem Anstieg der Zinsen noch für einige Jahre ihre durchschnittlichen Zinskosten weiter senken, da die Coupons von alten Anleihen, die zur Refinanzierung anstehen, weit über den Marktzinsen liegen.
Drittens ist der europäische Bankensektor heute deutlich besser kapitalisiert und strenger reguliert. Dies kann einen Anstieg der Kreditausfälle von derzeit sehr tiefen Niveaus zwar nicht verhindern, aber abfedern, so dass ein finanzielles Eingreifen des Staats nur noch in wenigen Einzelfällen nötig werden sollte.
Thomas Wacker
Leiter Kreditanalyse
UBS Wealth Management