Auch die Credit Suisse braucht zusätzliches Kapital, kann dies aber am Markt beschaffen. Die Massnahmen des Bundes für die UBS werden von Experten teilweise kritisch betrachtet.
Zürich. Die zweite Schweizer Grossbank Credit Suisse (CS) stockt angesichts der Marktentwicklung ihre Kapitalbasis um insgesamt 10 Mrd. Fr. auf, wie sie gestern bekanntgab. Das Kapital kommt von einer kleinen Gruppe von Investoren, vor allem von der Qatar Investment Authority. Der Staatsfonds war zuletzt auch bei der angeschlagenen britischen Grossbank Barclays eingestiegen. Geld kommt zudem von der privaten saudi-arabischen Olayan-Gruppe sowie von der israelischen Beteiligungsgesellschaft Koor. Bei den Investoren handle es sich durchgehend um bestehende und langjährige Aktionäre der Credit Suisse, sagte Konzernchef Brady Dougan. Mit der Kapitalaufstockung, die bereits vollständig plaziert ist, klettert die Kapitalquote auf 13,7%. Dies sei weltweit einmalig, teilte die Credit Suisse mit. Die CS sei so stark kapitalisiert wie keine andere Bank.
Im 3. Quartal schrieb die Credit Suisse rote Zahlen. Die Bank verbuchte einen Verlust von 1,3 Mrd. Franken. Sie machte dafür neben den widrigen Handelsbedingungen auch Wertminderungen bei Übernahmefinanzierungen und strukturierten Produkten in Höhe von 2,4 Mrd. Fr. verantwortlich. Im 2. Quartal erwirtschaftete die Bank noch einen Gewinn von 1,22 Mrd. Fr., nachdem sie in den ersten drei Monaten wegen Wertberichtigungen einen Verlust von 2,15 Mrd. Fr. eingefahren hatte. Die CS konnte ihre Risikopositionen im 3. Quartal allerdings weiter reduzieren. Die Bank sieht zum jetzigen Zeitpunkt daher keine Notwendigkeit, sich an der vom Bund eingerichteten Zweckgesellschaft zur Auslagerung von Ramschpapieren zu beteiligen. Ausserdem wurden der CS in den letzten Monaten neue Gelder von total 14 Mrd. Fr. anvertraut. Dies zeige, dass die Bank weiterhin das Vertrauen der Kunden geniesse, wurde betont.
Schlechter geht es der UBS, wie Aussagen von UBS-Chef Marcel Rohner gegenüber Schweizer Radio DRS und der SF «Tagesschau» zeigen. Proportional gesehen sei der Abfluss an Kundengeldern in der Schweiz «mit Abstand» am grössten, sagte er. Das Vertrauen der Bank sei «stark angekratzt». Dieses gelte es wieder zurück zu gewinnen.
Das Massnahmenpaket des Bundes, in dessen Mittelpunkt die UBS steht, wird von Bankexperten teils kritisch gesehen. Laut dem St. Galler Finanzwissenschafter Manuel Ammann bedeutet es einen Reputationsverlust für den Finanzplatz Schweiz. «Es ist ein Zeichen der Schwäche», sagte der Direktor des Schweizerischen Instituts für Banken und Finanzen an der Universität St. Gallen (HSG). Die Schweiz stehe nun nicht mehr besser da als andere Staaten. Irritierend findet Ammann die Grösse des Pakets von insgesamt fast 68 Mrd. Franken. Denn die UBS habe bisher signalisiert, dass sie auf dem Weg zur Besserung sei. Dass die Grossbank nun «eine so grosse und starke Massnahme» benötige, bedeute eine Kehrtwende der UBS-Kommunikation um 180 Grad, sagte Ammann weiter. Diese Kehrtwende sei nicht unbedingt geeignet, das Vertrauen wieder herzustellen. Die Steuerzahler werden laut Ammann im besten Fall nicht zur Kasse gebeten. Das Risiko für die 54 Mrd. $ zur Auslagerung illiquider Papiere in einen Fonds trage die Nationalbank. Im besten Fall könne es sogar einen Gewinn geben. (ap/sda/T.F.)