Der Geschäftserfolg des Technologiekonzerns basiert zu einem guten Teil auf kontinuierlich neuen Entwicklungen. Dabei setzt Bühler auch auf Ideen externer Köpfe und richtet dazu einen Innovationscampus ein.
10 Milliarden Menschen dürften im Jahr 2050 auf der Erde leben. Sie ausreichend und gesund zu ernähren, ist eine enorme Herausforderung. Eine andere ist die Nachhaltigkeit: Emissionen zurückfahren, Abfall reduzieren, Wasserverbrauch senken, Energie sparen, die Mobilität in neue Bahnen lenken – all das und noch viel mehr ist erforderlich, um den Planeten zu schützen und Ressourcen zu schonen. Mit Innovationen versucht Bühler, einen Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten. «Wir dürfen das nicht nur der Politik und Nichtregierungsorganisationen überlassen, sondern auch die Wirtschaft ist gefordert», sagt Stefan Scheiber. Dies natürlich auch aus Eigennutz, denn der Konzernchef Bühlers sieht in solchen Innovationen ein erhebliches Geschäftspotenzial. Als Beispiel nannte er an der Bilanzpressekonferenz eine neue Getreidemühle, die sich günstiger herstellen, schneller installieren und mit weniger Energie betreiben lässt als das Vorgängermodell. Generell geht es Bühler bei Anlagen für Nahrungsmittel darum, diese kostengünstiger, nährstoffreicher und mit grösserer Ausbeute verarbeiten oder herstellen zu können.
Scheiber ist aber klar: «Wir wissen, dass wir nicht alles allein tun können. Deshalb setzen wir auf Kollaboration. Wir brauchen die klügsten Köpfe, auch von ausserhalb des Unternehmens.» Um solche anzuziehen, nimmt Bühler am Hauptsitz in Uzwil Ende Mai den Innovationscampus Cubic in Betrieb. Hier will man nicht nur zusammen mit Kunden und Lieferanten neue Prozesse und Anwendungen erforschen, entwickeln und testen, sondern auch externe Hochschulabsolventen und Start-ups anziehen, die Ideen für zukunftsträchtige Produkte und Dienstleistungen einbringen.
Wichtige Rollen spielen dabei die Digitalisierung, in der Bühler zusammen mit dem Softwarekonzern Microsoft eine Cloud-basierte Plattform entwickelt hat, und das Servicegeschäft. Dieses trägt mittlerweile 30 Prozent zum Konzernumsatz bei. Inzwischen hat Bühler weltweit 90 Servicestationen eingerichtet, die sich um Unterhalt, Wartung und Ersatzteile der Anlagen kümmern. Das Servicegeschäft dient als Instrument der Kundenbindung und weist höhere Margen auf als der Maschinenbau.
Im vergangenen Jahr ist Bühler flott gewachsen (siehe erste Grafik), wobei ein erheblicher Teil des Zuwachses auf die Übernahme der österreichischen Haas-Gruppe entfällt, die Maschinen zur Herstellung von Waffeln, Gebäck usw. fertigt. Zusammen mit einzelnen Bühler-Segmenten, vor allem den Anlagen zur Schokoladeherstellung, bildet Haas die neue Division Consumer Foods, die den Kunden alles aus einer Hand zur Herstellung vieler Süsswaren anbietet. Haas hat 1700 Mitarbeitende in die Bühler-Gruppe eingebracht, die mittlerweile über 13'000 Beschäftigte hat. Diese ist aber auch organisch gewachsen, also ohne die Zukäufe von Haas sowie einer US-Firma. Unter Ausklammerung dieser Akquisitionen stieg der Umsatz um 8 Prozent und der Auftragseingang um 3 Prozent.
Laut Scheiber haben sich alle Märkte Bühlers gut entwickelt, und folglich haben die Kunden eifrig investiert. Mit einem Auftragsbestand von 1,9 Milliarden Franken per Ende 2018 oder 6 Prozent mehr als vor Jahresfrist zeigt sich Scheiber auch für 2019 zuversichtlich. Finanzchef Andreas Herzog sagte, dieses Jahr dürfte beim Reingewinn die Marke von 200 Millionen Franken übertroffen werden, nachdem er 2018 von 173 auf 188 Millionen geklettert war.
Vergangenes Jahr lagen die Gewinne «jedoch unter unseren Zielsetzungen», räumt Scheiber ein. Zwar stieg das Betriebsergebnis um 13 Prozent auf 231 Millionen Franken, aber die operative Marge glitt von 7,6 auf 7,1 Prozent des Umsatzes zurück (siehe zweite Grafik). Gedrückt wurde die Profitabilität von «notwendigen Anpassungen» am chinesischen Standort Changzhou. Konkret sah sich Bühler veranlasst, das alte Werk für Futtermittel, das über zehn Jahre auf dem Buckel hatte, an einen neuen Standort zu zügeln, alle Produkte zu digitalisieren sowie die technischen Standards und Systeme auf Gruppenniveau anzuheben – dies auch, um gegen starke Konkurrenz vor Ort zu bestehen. Ohne diese Ausgaben läge die operative Marge bei 8 Prozent.
China ist für Bühler ein zentraler Standort. Der Konzern hat dort bereits 4000 Beschäftigte (in der Schweiz sind es 2400); in Wuxi hat Bühler in ein Batterielabor investiert. Insgesamt warf der Konzern 2018 für Investitionen 118 Millionen Franken auf, ein Plus von 18 Prozent. In der Schweiz fiel neben dem Cubic auch die laufende Modernisierung der Produktion in Uzwil ins Gewicht.
Weshalb hat Bühler Uzwil gewählt als Standort für den neuen Innovationscampus Cubic?
Zum einen wurde Bühler vor bald 160 Jahren in Uzwil gegründet, zum anderen lebt die Schweiz von Innovationen. Die besten Schulen und Universitäten sind in unserem Umfeld. Wir wollen die Schweiz als Werk- und Denkplatz weiterentwickeln und ihre Stärken nutzen.
Nachhaltigkeit ist ein zentrales Thema für Bühler. Wie konnte dies beim Bau des Cubic umgesetzt werden?
Wir haben beim gesamten Unterhalt des Gebäudes darauf geachtet, dass er den höchsten Nachhaltigkeitsstandards entspricht. Zudem wurde das verwendete Glas mittels unserer innovativen Leybold-Technologie von einem unserer Kunden hergestellt. Dabei werden auf das Glas dünne Schichten zum Sonnenschutz oder zur Wärmedämmung aufgetragen.
Welche weiteren Investitionen sind geplant?
In der Produktion stehen nächste Schritte zur Modernisierung an. Dies sind jedoch langfristige Prozesse. Zudem war die Investition von 50 Millionen Franken in den Innovationscampus für uns ein Meilenstein, den wir zuerst verarbeiten müssen.
Sind im Zusammenhang mit dem Campus auch neue Arbeitsplätze entstanden?
Zum einen gibt es Verschiebungen aus bestehenden Bereichen hin zum Campus, zum anderen lassen sich jedoch auch neue Unternehmen im Bereich digitaler Technologien hier nieder. Zudem steht der Cubic unseren Innovationspartnern zur Verfügung. Schliesslich können wir nicht alles alleine bewältigen, sondern sind auch auf die klügsten Köpfe von aussen angewiesen. (rmk)