Die durch die Europäische Schuldenproblematik ausgelösten wochenlangen Turbulenzen an den internationalen Aktienmärkten haben nur temporär an Intensität verloren. Nach einer mehrwöchigen Erholungsbewegung haben die Dividendentitel zuletzt wieder Kursterrain preisgegeben.
Die durch die Europäische Schuldenproblematik ausgelösten wochenlangen Turbulenzen an den internationalen Aktienmärkten haben nur temporär an Intensität verloren. Nach einer mehrwöchigen Erholungsbewegung haben die Dividendentitel zuletzt wieder Kursterrain preisgegeben. Insgesamt weist der Grossteil der europäischen Indizes seit den Kurshochs im April einen deutlichen Verlust aus.
Auch die Indizes der stark exportorientierten Länder wie beispielsweise Frankreich vermögen vom schwachen Euro nicht so recht zu profitieren. Grundsätzlich verfolgten die Anleger im laufenden Jahr folgende Strategie: Sie investierten regional diversifiziert – Länder mit akuter Schuldenproblematik wie Italien oder Spanien wurden eher gemieden. Ein Profiteur der Krise ist der Deutsche Aktienmarkt. Da kann auch der defensive Schweizer Swiss Market Index (SMI) nicht mithalten.
Der DAX profitiert als exportlastiger Index einerseits von der anhaltenden weltweiten Konjunkturerholung und andererseits von der Schwächephase des Euro.
Wie die volatilen Finanzmärkte zeigen, besteht nach wie vor Verunsicherung bezüglich der Stabilität der Euro-Zone und der Nachhaltigkeit des Konjunkturaufschwungs.
Wegen den kollektiven Sparanstrengungen, vor allem in Europa, ist tatsächlich mit einer langsameren Erholung der Weltwirtschaft zu rechnen. Die globalen Frühindikatoren weisen bereits darauf hin, dass sie ihren Zenit wohl überschritten haben. Daher muss insgesamt von einer Abschwächung der globalen Konjunkturkräfte ausgegangen werden – einen Rückfall in die Rezession, einen Double Dip, erwarten wir aber nicht.
Allerdings sollten die positiven Faktoren nicht aus dem Blickfeld verloren werden. Die Gewinnschätzungen steigen, wenn auch mit abnehmender Dynamik. In Kombination mit den – im Vergleich zu den Staatsbilanzen – soliden Unternehmensbilanzen und ausreichender Konjunkturkräfte lässt dies auf weiteres Umsatzwachstum schliessen.
Dies dürfte den Börsen wieder Auftrieb verleihen, zumal die Aktienmärkte seit April angemessen oder gar unterdurchschnittlich bewertet sind. Für dieses Szenario spricht auch die auf absehbare Zeit fortgeführte expansive Geldpolitik der Notenbanken. Ausreichend Liquidität, die eine rentable Anlage sucht, ist vorhanden. Es gibt also durchaus Gründe für eine positive Einstellung gegenüber Aktien.
Nach dem Abverkauf im April dürften die Aktien nahe an einem temporären Tiefpunkt angekommen sein, von dem aus der Eintritt einer Erholungsbewegung erwartet werden darf.
Daher präferieren wir ein Szenario positiver Aktienmärkte – zumindest zunächst. Einen Anstieg der europäischen Indizes über die Kurshochs vom April sehen wir derzeit allerdings nicht, einzig dem DAX gestehen wir auch hier eine Sonderrolle zu. Nach der Kurserholung dürfte die Wegstrecke wieder holprig werden und ein erneuter Abverkauf folgen.
Dies sollte dann ein günstiges Zeitfenster für eine Positionierung für das Börsenjahr 2011 darstellen.
Manfred Hofer,
Leiter Aktienanalyse,
LGT Capital Management