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Wirtschaft
Konkurrenten geben der Fensterbauerin eine Mitschuld am Konkurs, da sie den Preiskampf selbst befeuert habe.
Die Fensterbauerin Swisswindows AG in Mörschwil ist in Konkurs. In einem Schreiben an die Geschäftspartner und die betroffenen Standortgemeinden schreibt CEO Nesa Meta unter anderem: «Eine massive Cyberattacke auf unsere Systeme führte jedoch im Mai 2019 zu einem herben Rückschlag für unser Unternehmen.» Die Folge sei ein Produktionsausfall von über einem Monat gewesen, begleitet von massiven Folgekosten. Dieser Vorfall und die begrenzten finanziellen Mittel hätten ausgereicht, um das Unternehmen in arge Bedrängnis zu bringen. Tatsächlich schreibt der CEO aber auch, dass es nicht gelungen sei, Investoren zu finden. Ausserdem sei er ab sofort nicht mehr für das Unternehmen zuständig.
Gut 170 Mitarbeitern war am Mittwoch Knall auf Fall gekündigt worden. Der Konkursverwalter hat übernommen. Das zuständige Regionale Arbeitsvermittlungszentrum (RAV) St.Gallen hat sich auf die Vermittlung der Betroffenen eingerichtet. Die Gewerkschaft Unia hat ebenfalls Hilfe zugesagt.
Ob es tatsächlich die Cyberattacke war, die Swisswindows den Todesstoss gegeben hat, bleibt zunächst offen. Real ist die Gefahr. Immerhin schreibt Localsearch in einer aktuellen Studie, dass den Schweizer KMU die Cyberkriminalität Angst einjage. 79 Prozent der befragten Firmen sehen diese als ernst zunehmende Gefahr. Doch Firmen wie die Thurgauer Nüssli oder die Frauenfelder Aebi Schmidt von Stadler-Patron Peter Spuhler haben Hackerangriffe überlebt.
Cyberexperten empfehlen deshalb schon länger: «Wenn Firmen vermeiden wollen, mit einem Cyberangriff in der nächsten Schlagzeile zu stehen, zahlt es sich aus, vorbereitet zu sein, um die Ausfallzeiten zu minimieren und die mit einem Angriff verbundenen Kosten zu senken. Denn diese könnten letztendlich einen Wert von mehreren Millionen betragen», sagt etwa Terry Ray von Imperva, einem Unternehmen aus den USA, das sich auf Cybersicherheit spezialisiert hat.
Vor diesem Hintergrund hat Swisswindows die Cyberattacke möglicherweise unvorbereitet getroffen. Die Geschäftsleitung hat entsprechende Anfragen noch nicht beantwortet.
In der Fensterbranche hat man unterdessen eine andere Erklärung für den Konkurs der Firma, die einst ganz oben mitspielen wollte, dann aber immer mehr abbaute, statt zu wachsen. «Wir kennen den Schweizer Fenstermarkt und haben eine Bereinigung dieser Art schon länger erwartet», sagt Franz Bischofberger, Inhaber und CEO der Blumer Techno Fenster in Waldstatt bei Herisau. Swisswindows habe den nun kritisierten Preiskampf in der Fensterbranche selbst mit zu verantworten.
Bischofberger verweist auf seine eigene Fensterbaufirma und sagt, dass man sehr wohl in der Schweiz als Fensterbauer produzieren und gut überleben könne. Er investiere weiter und gedenke nicht, ins Ausland zu gehen. Wichtig seien gute Mitarbeiter, Qualität, Zuverlässigkeit und ein Top-Service. Er habe eine sehr niedrige Fluktuation. Bei Swisswindows sei das ganz anderes gewesen, und alle paar Jahre habe der CEO gewechselt.
Bischofberger sagt, auch er habe etwa ehemalige Kadermitarbeiter von Swisswindows eingestellt und gestaunt, was dort für hohe Löhne gezahlt wurden. Er führe ein moderates Lohnregime. Und er wisse auch, wann man einen Auftrag sausen lassen müsse. Swisswindows habe aber Aufträge so lange unterboten, bis kein Profit mehr möglich gewesen sei. Noch in letzter Zeit sei er bei Aufträgen mit einem Volumen von 200000 oder 300000 Franken ausgestiegen, weil Swisswindows unterboten habe. Wenn man von vornherein wisse, dass kein Geld zu verdienen sei, komme das nicht gut.
Tatsächlich waren die Auftragsbücher der Swisswindows zum Zeitpunkt der Pleite wohl noch immer gut gefüllt.