LONDON. In diesem Jahr sind die Bohnenpreise für die Kaffeesorte Arabica – vor dem Hintergrund einer Rekordausfuhr Brasiliens – um 30% gefallen. Das ist ein stärkerer Preissturz als bei allen übrigen Rohstoffen, inklusive Rohöl und Gold.
LONDON. In diesem Jahr sind die Bohnenpreise für die Kaffeesorte Arabica – vor dem Hintergrund einer Rekordausfuhr Brasiliens – um 30% gefallen. Das ist ein stärkerer Preissturz als bei allen übrigen Rohstoffen, inklusive Rohöl und Gold. Der Preisrückgang lässt sich aber nicht allein mit dem zurzeit grossen Angebot am Weltmarkt erklären. Er steht auch mit den Kursschwankungen des brasilianischen Real gegenüber dem Dollar am Devisenmarkt in Zusammenhang.
Unter den Währungen der Schwellenländer ist der Real in den letzten Wochen wegen der Korruptionsuntersuchungen gegen Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff besonders unter Preisdruck geraten. In lokaler Währung gemessen erhalten die Kaffeeproduzenten bis zu 2% höhere Preise, wenn sie den Kaffee gegen Dollar verkaufen.
Gleichzeitig beklagt aber Brasilien wegen der aussergewöhnlichen Trockenheit 2014/15 im Südwesten des Landes eine bescheidene Ernte. Die Dürre beeinträchtigt das Wachstum der Kaffeesträucher auch in der Saison 2015/16. So meldet Brasilien eine Produktion von höchstens 44,2 Millionen Sack zu je 60 Kilo gegenüber 45 Millionen Sack im letzten Kaffeejahr. Davon ist die Sorte Robusta besonders in Mitleidenschaft gezogen. Brasilien rechnet mit einer Robustaernte von bloss 10,85 Millionen Sack gegenüber 13,04 Millionen im Vorjahr. Noch mehr erstaunt der Preiszerfall, weil neben dem weltgrössten Kaffeeproduzenten Brasilien auch Indonesien wegen des Wetters vor Ernteeinbussen steht.
Die diesjährige Ernte Indonesiens wird auf höchstens 5,86 Millionen Sack geschätzt, im Vergleich zu 6,7 Millionen Sack im Vorjahr. Indessen erwartet Vietnam, der weltgrösste Robustaproduzent, eine Rekordernte, die den Ausfall Brasiliens und Indonesiens kompensieren könnte.
Am Markt herrscht bisher noch keine Hektik wegen der möglichen Produktionsausfälle. Sollten sich allerdings die Erwartungen an Vietnam nicht erfüllen, ist bis weit ins nächste Jahr hinein eine Erhöhung der Notierungen im Bereich des Möglichen. (sda/awp)