AFG am «Fenster der Zukunft»

Bauausrüster AFG Arbonia-Forster sieht nach langem Umbau rentablere Zeiten kommen. Zuvor gab es an der Generalversammlung aber einen Denkzettel für den Verwaltungsrat. Eine Zäsur ist auch der Abgang von Edgar Oehler.

Thorsten Fischer
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Edgar Oehler (Mitte) gestern ein letztes Mal mit dem Verwaltungsrat der AFG auf dem Podium. Hinten stehend AFG-Präsident Rudolf Graf. (Bild: Michel Canonica)

Edgar Oehler (Mitte) gestern ein letztes Mal mit dem Verwaltungsrat der AFG auf dem Podium. Hinten stehend AFG-Präsident Rudolf Graf. (Bild: Michel Canonica)

ARBON. Häufig wird dieser Punkt an Generalversammlungen (GV) problemlos durchgewunken: die Entlastung des Verwaltungsrats (VR) für das vergangene Geschäftsjahr. Aber nicht immer: An der gestrigen GV der AFG Arbonia-Forster im Seeparksaal fiel das Ergebnis denkbar knapp aus: Gerade noch 52,79% der Aktionäre entlasteten das Gremium des Ostschweizer Bauausrüsters für das Geschäftsjahr 2013. Immerhin ganze 41,33% verweigerten die Décharge, und 5,88% enthielten sich.

Damit wurde der VR unter dem Strich zwar entlastet und kann das Geschäftsjahr ad acta legen. Doch solch eine deutliche Ablehnung ist ein klares Zeichen. Ein grosser Teil der Aktionäre ist offensichtlich unzufrieden mit Vorgängen in der jüngeren Vergangenheit der AFG.

Abgang Frutigs irritiert weiter

Welches Ereignis das Votum der Aktionäre wie stark beeinflusste, lässt sich im einzelnen nicht eruieren. Doch bekanntlich gaben zuletzt vor allem zwei Dinge zu reden. Zum einen das abrupte Ausscheiden von Konzernchef Daniel Frutig. Ihm war vom VR beschieden worden, dass er «nicht der richtige Typus Manager» sei, die AFG in die Zukunft zu führen. Bereits seit 2011 hatte Frutig das Unternehmen umgebaut und ans neue Marktumfeld angepasst.

Zum Bruch mit Frutig kam es im Februar 2014 und damit strenggenommen nicht im vergangenen Geschäftsjahr. Aber die Begründung liess damals für viele Aussenstehende mehr Fragen offen als sie beantwortete – und dürfte weiterhin irritieren. Das wurde auch im Votum des Winterthurer AFG-Aktionärs Alfred Gysi deutlich. Er rief die Aktionäre auf, dem VR die Décharge fürs Geschäftsjahr zu verweigern. Er begründete dies einerseits mit der Causa Frutig. Der Winterthurer Aktionär liess durchblicken, dass er von der Arbeit Frutigs einen guten Eindruck hatte. Er forderte, die effektiven Gründe des Abgangs von Frutig zu klären. Als weiteren Kritikpunkt führte Gysi das Mandat von Verwaltungsrat Edgar Oehler bei der zur Gruppe gehörigen STI in China an.

Mandat durchleuchtet

Das Thema war bereits im Vorfeld der GV aufs Tapet gekommen. Der Aktionärsdienstleister zCapital mit Chef Gregor Greber hatte vom AFG-Verwaltungsrat Auskunft verlangt über Oehlers Kompensation im Gesamtumfang von 430 000 Fr. und Details zum Mandat. Nur wenn die Aktionäre vor der GV Antworten erhielten, könnten sie über die Entlastung des Verwaltungsrats befinden, argumentierte Greber, der sich gestern an der GV nicht mehr zu Wort meldete. Die AFG respektive die unabhängige Prüfungsfirma KPMG hatten den geforderten Bericht vor zwei Wochen präsentiert. KPMG kam zum Schluss, dass die Beauftragungen Oehlers und die Zahlungen an ihn «in allen wesentlichen Punkten formell korrekt erfolgten». Zudem habe Oehler die operativen Resultate der STI China klar verbessert.

Bei der gestrigen Abstimmung zur Décharge ist ausserdem zu beachten, dass Aktionäre, die am Geschäftsverlauf mitgewirkt haben, in diesem Traktandum nicht abstimmen konnten. Das dürfte vor allem Oehler mit seinem Aktienpaket von zuletzt 18,42% betreffen. Das Fazit indessen bleibt: Der Verwaltungsrat der AFG ist entlastet worden, aber es gab ein Warnsignal eines beachtlichen Teils der Aktionäre.

AFG-Präsident und Interimschef Rudolf Graf sagte an der GV, dass nach dem «anstrengenden und nicht immer schmerzfreien» Wandel der AFG künftig wieder Wachstum folgen soll. Die AFG stehe «am Fenster der Zukunft, wir müssen es nur noch aufstossen.»

Oehlers Abschied aus dem VR

Der 72jährige Edgar Oehler schied gestern wie angekündigt aus Altersgründen aus dem Verwaltungsrat aus. Graf sagte, neben Gruppengründer Jakob Züllig habe keiner das Unternehmen so geprägt wie Oehler. Bereits in den 1990er-Jahren einmal bei der AFG, kehrte Oehler 2003 zurück und übernahm die Aktienmehrheit. Graf attestierte ihm «Pioniergeist und Leistungswillen», mit dem er das Umfeld manchmal fast überfordert habe. Am Ende sei nur etwas stärker gewesen als Oehler, und das sei die Finanzkrise. Expansionspläne mussten zurückgefahren werden und Oehler Einfluss abgeben. Aber klar ist laut Graf: Oehler habe trotz allem ein tragfähiges Fundament für die AFG geschaffen, auf dem nun weiter aufgebaut werde.

Oehler selber bedankte sich bei den Chefs «und vor allem bei den Mitarbeitenden». Angesichts immer neuer Spekulationen um die AFG mutmasste er kurz, es müsse wohl «Maulwürfe in der AFG» gehabt haben. Doch er wisse das Unternehmen in guten Händen. «Ich gehe mit Freude und Stolz», betonte Oehler, der AFG-Grossaktionär bleibt. Und fügte an: Er freue sich auf «eine Dividende, die das Doppelte von heute ist – denn dann haben wir gut gearbeitet.»