Volkswagen hat sich im Skandal um die manipulierten Dieselfahrzeuge mit der US-Regierung im Grundsatz auf eine Lösung verständigt. Die Einigung wird VW teuer zu stehen kommen.
SAN FRANCISCO. Die Manager des Wolfsburger VW-Konzerns atmen trotz allem durch – weil es erstmals seit Beginn der Krise vergangenen September wieder ein Stück mehr Berechenbarkeit gibt. Und für die rund 500 000 betroffenen US-Besitzer der «Schummel»-VW besteht Hoffnung, nicht über Jahre auf Kompensation warten zu müssen.
«Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu dürfen, dass die Parteien einen konkreten Plan vorgelegt haben», sagte Bundesrichter Charles R. Breyer in San Francisco. Im Grundsatz verständigten sich die Wolfsburger mit der US-Regierung sowie den Vertretern der Privatkläger auf die Formel Rückkauf oder Reparatur plus Entschädigung. Endgültig abhaken lässt sich die Krise damit jedoch noch nicht. Die verkündete Grundsatzeinigung wird von Experten als wichtiger Zwischenschritt verstanden. Richter Breyer gab den Parteien bis zum 21. Juni Zeit, sich auf die Details zu verständigen.
Zu den offenen Fragen gehört die Höhe der Entschädigung. Vor Bekanntgabe der Einigung zirkulierte der Betrag von 5000 $ pro Fahrzeug. Diese Zahl konnte nicht bestätigt werden. Wohl auch aus Sorge, dass die Kunden in Europa und Asien auf Ideen kommen könnten. Schliesslich sitzt dort die Mehrheit der elf Millionen getäuschten VW-Käufer. Einen erheblichen Unsicherheitsfaktor stellen die fälligen Strafzahlungen unter der Umweltgesetzgebung der USA dar. Theoretisch drohen den Wolfsburgern hier Bussgelder bis zu 18 Mrd. $. Ein Betrag, den Experten für nicht wahrscheinlich halten, der aber den Rahmen setzt.
Die Kosten für das Rückkaufprogramm lassen sich bisher ebenfalls nur vage schätzen. Die Autobewertungsexperten von Kelley Blue Book gehen von etwa 7 Mrd. $ allein in den USA aus. Schliesslich muss Volkswagen eine Einigung mit den VW-Händlern und deren Konkurrenz finden, die unterschiedliche Ansprüche haben. Die aus eigener Erfahrung gut mit den Kosten von Rechtsverfahren in den USA vertraute Grossbank UBS schätzt die Gesamtbelastung des Dieselskandals für Volkswagen auf rund 43,1 Mrd. $. In anderer Sache ist jetzt auch der Daimler-Konzern (Mercedes) ins Visier geraten (siehe Kasten rechts).