Gut zwei Monate nach einem ersten Grossauftrag aus Grossbritannien doppelt Stadler Rail nach: Der Ostschweizer Schienenfahrzeugbauer liefert 52 Triebzüge für den Grossraum Liverpool.
In der Vergangenheit hat Stadler Rail einige kleinere Aufträge aus Grossbritannien erhalten – für Lokomotiven, Strassenbahnen, Tram-Trains und die U-Bahn in Glasgow. Seit einiger Zeit aber definiert das Unternehmen die Insel als neuen geografischen Markt, den man rasch entwickeln möchte. Mit Erfolg, wie sich zeigt: Anfang Oktober erhielt Stadler von Abellio East Anglia eine Bestellung über 58 Triebzüge im Wert von 610 Mio. £ für Teile des Grossraums London. Nun, gut zwei Monate später, angelt sich Stadler den nächsten Grossauftrag aus England: Für 460 Mio. £ (585 Mio. Fr.) liefert Peter Spuhlers Unternehmen 52 massgeschneiderte elektrische Triebzüge für Merseyrail. Diese unterhält ein Bahnnetzwerk im Grossraum Liverpool und will mit dem Stadler-Rollmaterial die bestehende Flotte von 59 Zügen ersetzen, die 40 Jahre auf dem Buckel haben.
Mit dem Gewinn der Ausschreibung hat sich Stadler gegen mehrere Konkurrenten durchgesetzt: Bombardier, Siemens, die spanische CAF sowie ein Konsortium aus Alstom und den japanischen Firmen Mitsui und J-Trec. Stadler soll den ersten Zug im Sommer 2019 liefern, der anschliessend in Liverpool auf Herz und Nieren getestet wird. Danach sollen die weiteren Züge ab Anfang 2020 im Wochenrhythmus geliefert werden, so dass Merseyrail respektive der von ihr beauftragte Betreiber der Züge mit vollständig erneuerter Flotte 2021 einen neuen Fahrplan einführen kann. Dieser sieht eine Reduktion der Fahrzeiten um 10% vor. Stadlers vierteilige Züge sind leichter und trotzdem etwas länger als die alten Dreiteiler, und sie verbrauchen 20% weniger Energie. Die Zahl der Sitze bleibt gleich, doch dank breiter, durchgängiger Korridore steigt die Zahl der Stehplätze beträchtlich, was die Kapazität pro Zug um 60% erhöht, von 303 auf 486 Passagiere. Das sei wichtig, so Merseyrail, weil die Passagierzahlen in Liverpool jährlich um 2,5% zunähmen.
Stadler wird die Züge nicht nur fertigen, sondern vor Ort in bestehenden Depots auch warten. Langfristig will Merseyrail mit den neuen Zügen auch ihr Netzwerk erweitern, etwa bis nach Wrexham in Wales oder nach Warrington. Stadler selbst will sich erst äussern, wenn der Auftrag unterschrieben ist. Das soll Anfang Januar der Fall sein.