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Wirtschaft
Weil sich der Autozulieferer TE Connectivity reorganisiert, steht das Steinacher Werk des Technologieunternehmens vor der Schliessung. Damit droht 259 Arbeitsplätzen das Aus. Alexander Filz, Sprecher des Unternehmens, sagt: «Es läuft jetzt ein Konsultationsverfahren.» Steinachs Gemeindepräsident Michael Aebisegger zeigt sich schockiert über die Nachricht.
Schon letztes Jahr schwächelte die Autoindustrie, und die Coronakrise gab der Branche noch einmal einen Schlag. Das scheint nun auch in der Ostschweiz Opfer zu fordern. «TE Connectivity sieht sich gezwungen, an ihrem Standort in Steinach über Entlassungen nachzudenken, um die Wettbewerbsfähigkeit und den Fortbestand in Europa zu sichern», teilte der Industriekonzern gestern mit.
«Ich würde es mir wünschen, dass während des Konsultationsprozesses eine Lösung gefunden wird»
Er räumt aber ein, dass es ihm Sorge bereite, wie sich eine tatsächliche Schliessung in der ganzen Region auswirken würde. «Ich habe grösstes Mitgefühl mit den Angestellten und kann nur erahnen, was in ihnen nun vorgeht», sagt er hörbar niedergeschlagen. Auch wenn der Gemeinderat die Geschehnisse nur zur Kenntnis nehmen und wenig bewirken könne, so werde er sie am kommenden Montag besprechen.
Total geschockt zeigt sich Tübachs Gemeindepräsident Michael Götte, der sich selbst als Ursteinacher bezeichnet. «Ich bin in Steinach aufgewachsen und habe die Entwicklung der Firma hautnah miterlebt. Viele der Führungspersonen waren Stammgäste im Restaurant meiner Eltern. Als Schülerbub war die Ansiedlung von Tyco Electronics, wie TE Connectivity damals noch hiess, ein spannender Prozess. Ich habe bis heute Kontakt zu Leuten, die von Anfang an dabei gewesen sind.»
Die genaue Anzahl könne er nicht sagen, doch Fakt sei, so der SVP-Politiker, dass einige Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von TE Connectivity auch in Tübach wohnen würden, was seine Betroffenheit noch grösser mache. Die drohende Schliessung sei allerdings ein katastrophales Zeichen für die ganze Region am See. Er habe sich regelmässig bei der Firma erkundigt, wie es läuft.
«Ich habe gewusst, das TE Connectivity schon vor Corona Kurzarbeit hatte, doch mit einer eventuellen Schliessung habe ich nicht gerechnet, da die Firma in der Vergangenheit schon mehrmals Schwierigkeiten gemeistert hat.»
(T.G.) Das Werk Steinach gehört zum US-Konzern TE Connectivity Solutions. Dieser beschäftigt weltweit fast 80'000 Mitarbeitende, darunter über 8000 Ingenieurinnen und Ingenieure in der Entwicklung, und setzt rund 13 Milliarden Dollar im Jahr um. Das Unternehmen beliefert Kunden in 150 Ländern mit Produkten der Verbindungstechnik, beispielsweise Stecker, Kabel, Antennen und Sensoren. Diese finden Verwendung in zahlreichen Branchen wie Industrie, Transport, Energie, Medizintechnik, Autobau, Datenkommunikation, Heimanwendungen usw.
Im zweiten Quartal (per Ende März) des laufenden Finanzjahrs hat TE Connectivity 3,2 Milliarden Dollar umgesetzt, 6 Prozent weniger als in der Vorjahresperiode. Für das laufende dritte Quartal hat TE Connectivity einen Umsatzeinbruch um 25 Prozent gegenüber dem Vorquartal als Folge der Coronakrise prognostiziert. Der Konzern verfüge über liquide Mittel von über 2 Milliarden Dollar.
Ende April verwies Konzernchef Terrence Curtin im Zusammenhang mit Corona auf das diversifizierte Portfolio, die globale Produktionsstrategie und frühe Schritte zur Kostenreduktion. Übersetzt heisst das, die einzelnen Standorte stehen noch stärker unter Beobachtung und auf dem Prüfstand. Vergangenes Jahr etwa hat TE Connectivity im Rahmen eines Optimierungsprogramms ein Werk in der Ukraine mit 800 Beschäftigten stillgelegt, das während zehn Jahren Kabel für 30 Autobauer hergestellt hatte.