Weniger Mittel für Mittelschulen

Die vorgeschlagenen Einsparungen der St. Galler Regierung am Beispiel der Mittelschulen: Mit fünf Massnahmen nach dem Grundsatz «Schade, aber verkraftbar» will das Bildungsdepartement insgesamt 1,54 Millionen Franken sparen.

Marcel Elsener
Drucken
Tapfer bleiben: Schultheater am nichtstaatlichen Gymnasium Friedberg in Gossau, das Kürzungen des Staatsbeitrags hinnehmen müsste. (Bild: Coralie Wenger)

Tapfer bleiben: Schultheater am nichtstaatlichen Gymnasium Friedberg in Gossau, das Kürzungen des Staatsbeitrags hinnehmen müsste. (Bild: Coralie Wenger)

St. Gallen. «Italienisch, Spanisch, Französisch und Englisch, wo sonst kann ich so viele Fremdsprachen lernen? Mit der Matura stehen mir später alle Wege offen.» So wirbt eine Schülerin der St. Galler Kantonsschule am Burggraben auf dem «Kanti-Navigator» für Reisen auf dem «Kontinent Gymnasium». Die junge Frau wird ihre Reisepläne in Zukunft wohl ein wenig ändern müssen: Ihr Schwerpunktfach Italienisch soll nämlich abgeschafft werden, womit der Kanton 250 000 Franken einsparte – eines von fünf Beispielen für Entlastungsmassnahmen im St.

Galler Finanzhaushalt, die die Mittelschulen betreffen.

Wenig gefragte Sprache

Ausgerechnet Italienisch, immerhin eine Landessprache? Im reichen Angebot möglicher Schwerpunktfächer stosse Italienisch auf eine «sehr kleine Nachfrage», erklärt Christoph Mattle, Leiter des Amts für Mittelschulen, Spanisch etwa sei klar beliebter. Nachbarkantone wie TG oder AR hätten es schon gar nicht im Angebot.

«Natürlich ist die Landessprache ein Argument, aber mit gleichem Recht kann Latein als Muttersprache Europas gelten.»

Von der Nachfrage abhängig sind auch die Freifächer: Die Reduktion des Angebots «bringt» 260 000 Franken – auch dies letztlich eine Erparnis beim Personalaufwand. Ob eine Kanti Freifach-Klassen für ein Physik-Praktikum, Theater oder Astronomie anbiete, hängt laut Mattle an der Zahl von mindestens sechs Interessenten und einem mit Lektionenpunkten zu errechnenden Faktor ab.

«Es gibt ein bisschen weniger Freifächer, vereinfacht gesagt.»

130 000 Franken sollen künftig die Eltern berappen: Sie müssen mit höheren Beiträgen für den Instrumentalunterricht rechnen. Jährlich 1450 Franken (jetzt 1250) für eine Lektion pro Woche entspräche einem Viertel der Kosten, mit denen der Kanton rechnet.

Mehr Klassen zusammenlegen

Eine einfache, wenn auch für die Schüler oft bittere Massnahme heisst «Klassenzusammenlegungen in höheren Klassen forcieren» (400 000 Fr.), was nur in vereinzelten Fällen vorkam. Bis anhin habe man eine im Verlauf der Jahre durch Abgänge (Repetenten, Wegzug u. a.) von 25 auf vielleicht noch 16 Schüler ausgedünnte Klasse weiterlaufen lassen, so Mattle. Doch könnten Schüler auf andere Klassen oder gar in andere Schulen verteilt werden.

Mit einer halben Million gewichtigster Posten ist die Kürzung des Beitrags an die drei privaten Mittelschulen (Friedberg, Gossau, Untere Waid, Mörschwil, Marienburg, Rheineck). Mit Zahlungen pro st. gallischen Schüler – derzeit 230 – verrechnet der Kanton die bei einem staatlichen Schulplatz entfallenden Kosten.

«Sehr schmerzhaft»

Für die drei Gymnasien sei die Beitragskürzung «sehr schmerzhaft und im Ausmass sehr überraschend», sagt Hansruedi Mächler, Rektor am Gymnasium Friedberg in Gossau.

Man müsse prüfen, wie der Verlust an Geldern ausgeglichen werden könne und welche Konsequenzen er auf den Schulbetrieb habe. Ob die Kürzung zwingend höhere Schulgelder für Eltern bedeute, lässt sich laut Mächler noch nicht sagen.

Zurückhaltend reagiert Margit Kopp, Präsidentin des kantonalen MittelschullehrerInnen Verbands (KMV), auf die Massnahmen, die sie noch nicht im Detail studiert habe.

Wenn nun wieder von Einsparungen die Rede sei, sorge sie sich aber um die geforderten Verbesserungen der Arbeitsbedingungen. Zum Grundsatz «schade, aber verkraftbar» gibt Kopp zu bedenken, dass die Mittelschulen «schon so geschröpft wurden, dass nicht mehr viel mehr möglich ist – bis es sehr weh tut.»