SCHLATT ZH. Am vergangenen Samstag hat der 18jährige Ernst Baumann sein erstes Motocrossrennen der Saison bestritten. «mostindia»-Korrespondentin Rahel Haag begleitete den jungen Fischinger, fieberte mit und hörte sich seine Geschichten an.
Wenn man das Fahrerlager betritt, fühlt man sich wie bei einem Open-Air-Festival. Überall stehen Busse und die Fahrer sitzen mit ihren Begleitern in kleinen Runden auf Campingstühlen oder Holzbänken. «Wir sind schon am Freitagabend gekommen», sagt Ernst Baumann. Seine Familie, bestehend aus Mutter Astrid, Vater Ernst und Schwester Simone, ist immer dabei. Seit diesem Jahr ist er Teil des Teams Backyard Racing. «Das gemütliche Grillieren mit den Teamkollegen, dem Trainer und der Familie gehört einfach dazu», sagt Ernst.
Am Abend vor dem Rennen geht es auch darum, die Strecke abzulaufen. «Dann kann man danach von ihr träumen», sagt der 18jährige Fischinger. Zum Motocross sei er durch seinen Onkel gekommen, der den Sport früher selbst ausübte. «Bei ihm bin ich immer mit dem Töffli über die Wiese gefahren.» 2007 habe er dann richtig mit dem Motocross fahren angefangen. «Mich faszinieren vor allem die Sprünge und das Adrenalin.» Zudem brauche es viel Disziplin.
Im Winter gehe er dreimal pro Woche ins Fitnessstudio, um Kraft und Kondition zu trainieren. Für ihn steht fest: «Wer im Winter nichts tut, kann die Saison vergessen.» Im Sommer gehe er mit seinem Trainer Peter Grütter zweimal pro Woche joggen. «Seit diesem Jahr ist er mein Trainer, Betreuer, Mechaniker – ja eigentlich ist er wie ein Mami», sagt Ernst lachend.
Vor dem ersten Lauf werden die Motorräder gecheckt und auf einem Rennrad wärmen sich die Fahrer auf. Unterdessen isst die Familie zu Mittag. Nur Schwester Simone bringt keinen Bissen runter. «Ich kann nicht», sagt sie. «Mein Freund und mein Bruder fahren mit. Vor dem Rennen bin ich immer sehr nervös.» Zu Recht, denn der Sport ist nicht ungefährlich. Auch Ernst hat sich schon verletzt. In der letzten Saison hat er sich das Handgelenk gebrochen. Die Schmerzen seien aber nicht so schlimm gewesen, deshalb sei er die Saison zu Ende gefahren. «Danach war da kein Knochen mehr. Die Ärzte haben dann einen Teil meines Hüftknochens eingesetzt.»
Finanziert wird der Thurgauer von seinem Vater und seinem Team Backyard Racing sowie weiteren Sponsoren. «Ihnen bin ich sehr dankbar, ohne sie könnte ich den Sport nicht betreiben.» Heute tritt er im Rennen gegen rund 50 Fahrer an. Der Start sei die halbe Miete. Dort komme es darauf an, schnell wegzukommen. Ansonsten müsse man darauf achten, dass man in den engen Kurven nicht zu viel Zeit verliere. Nach dem ersten Lauf ist Ernst Fünfter. «Der Start hat nicht so gut geklappt, aber danach konnte ich noch einige Plätze gutmachen.»
Für den zweiten Lauf nimmt er sich viel vor, doch dann kommt alles anders. «Am Anfang ist mir ein Konkurrent in die Maschine gefahren und hat dabei meinen vorderen Bremshebel abgebrochen.» Immerhin habe er sich vom letzten noch auf den 14. Platz vorkämpfen können. Am Ende erreicht er den siebten Rang. Ein Ergebnis mit dem man unter diesen Umständen sicher zufrieden sein kann.