Zweite Halbzeit im Ferienmodus

St. Gallen verliert gegen den FC Luzern mit 1:4 und lässt dabei nach der Pause die Entschlossenheit vermissen. Diese hätte es gebraucht, um selbstbewusste Luzerner zu bremsen. Die Zentralschweizer können die Europa League planen.

Ralf Streule
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Edgar Salli, einziger St. Galler Torschütze, wird von Luzern-Verteidiger Tomislav Puljic abgedrängt. (Bild: Urs Bucher)

Edgar Salli, einziger St. Galler Torschütze, wird von Luzern-Verteidiger Tomislav Puljic abgedrängt. (Bild: Urs Bucher)

FUSSBALL. Etwas hatte St. Gallens Trainer Joe Zinnbauer vor dem Spiel gegen den FC Luzern besonders betont. Auch wenn sein Team nicht mehr auf Punkte angewiesen ist: Er wollte dem St. Galler Publikum einen versöhnlichen Saisonabschluss bieten und an den 3:0-Erfolg von vergangener Woche gegen den FC Zürich anknüpfen. Umso konsternierter stand er nach dem Spiel im Presseraum. Von «Freibad-Fussball» sprach er, den einige seiner Spieler gezeigt hätten. «Ein bisschen hinten rum» sei gespielt worden anstatt entschlossen nach vorne. Und vor allem: Man habe zu wenig Herzblut gezeigt, sei zu wenig aggressiv gewesen. Einige Spieler nahm Zinnbauer von seiner Beobachtung aus. Edgar Salli zum Beispiel, der zwischenzeitlich auf 1:3 korrigierte oder Mario Mutsch, der im defensiven Mittelfeld rackerte.

Auf frühen Rückstand reagiert

Sicher spielte den Luzernern in die Karten, dass sie schon früh durch Tomislav Puljic in Führung gehen konnten. Nach einem Eckball blieben die St. Galler unter Druck, eine Flanke von Jahmir Hyka fand in der sechsten Minute den Kopf des grossgewachsenen Luzern-Captains. Wer gehofft hatte, dass die Ostschweizer ohne Abstiegsgespenst im Nacken plötzlich unverkrampft auftreten würden, konnte nur in der darauffolgenden halben Stunde einigermassen zufrieden sein. In dieser Phase bis zur Pause gelang den St. Gallern die eine oder andere Ballstafette oder der eine oder andere präzise Ball in die Tiefe. St. Gallen war mit Luzern auf Augenhöhe – auf eine Grosschance der Gastgeber wartete man aber dennoch vergeblich.

Nach der Pause kamen dann die Momente, die Zinnbauer besonders ärgerten. Die St. Galler waren in den Zweikämpfen plötzlich weniger präsent und in der Defensive reagierten sie gedanklich mehrmals erschreckend träge. Hier zeigte sich deutlich, welches Team noch um die Europa-League-Qualifikation spielte und wer in den vergangenen Wochen mehr Selbstvertrauen getankt hatte. Und vielleicht auch, wer schlicht mehr Qualität im Kader versammelt. Luzern drängte. St. Gallen reagierte. Und dies meistens mit einiger Verzögerung. Marco Schneuwly lancierte nur drei Minuten nach Wiederanpfiff Michael Frey, der alleine auf Marcel Herzog losziehen konnte. Er scheiterte zunächst am gut reagierenden Goalie, im Nachsetzen aber traf er doch noch. Das 3:0 sah ähnlich aus: Hekuran Kryeziu lancierte Marco Schneuwly, Herzog hielt – und musste sich doch noch bezwingen lassen. Ein Befreiungsschlag in der 65. Minute liess St. Gallen doch noch etwas hoffen. Edgar Salli erlief sich einen weiten Ball von Batuhan Karadeniz und bezwang mit etwas Glück David Zibung. Die St. Galler Niederlage – die erste gegen diesen Gegner in dieser Saison – wurde fünf Minuten später von Marco Jantscher gebührend besiegelt. Der Österreicher traf unbedrängt aus gut 20 Metern via Latte herrlich zum 1:4.

Zürich hofft auf St. Gallen

Nichts also war es mit dem versöhnlichen Abschluss vor heimischem Publikum, wo die St. Galler eine schwache Saisonbilanz vorzuweisen haben: Sieben Siege stehen sieben Niederlagen und vier Unentschieden gegenüber. Versöhnlich kann der Saisonabschluss aber doch noch werden. Übermorgen treten die St. Galler in Lugano an. Auch dann wird es nur für den Gegner um etwas gehen. Ums Überleben in der Super League nämlich. Zürich auf jeden Fall dürfte auf Zinnbauers Motivationskünste hoffen. Und darauf, dass sich St. Gallen doch noch nicht in die Ferien verabschiedet hat.