Beat Feuz ist in der heutigen Abfahrt der grosse Favorit aus Schweizer Sicht. Denn neben dem Berner fehlen zurzeit Teamkollegen, die mit ihm um einen Podestplatz kämpfen können.
Raya Badraun, Wengen
Beat Feuz hofft heute in der Abfahrt auf ein Spektakel. Dabei denkt er nicht nur an die Stimmung, die bei den Lauberhornrennen einmalig ist. «Einem Volksfest steht nichts im Wege», sagt der 30-jährige Berner und wünscht sich, dass dieses mit einem Schweizer Topresultat gekrönt wird. Er selbst stand 2012 zuoberst auf dem Podest, 2015 wurde er Zweiter. Auch dieses Jahr startet der Abfahrtsweltmeister von 2017 als grosser Schweizer Favorit. In Wengen fühlt er sich besonders wohl, hier kennt er sich aus. «Es muss jedoch nicht immer der Feuz sein», sagt er mit einem Schmunzeln. «Ich gebe zwar alles. Es dürfen aber ruhig auch einmal andere Schweizer auf das Podest fahren.» Das Problem ist nur, dass es in den Speed-Wettkämpfen zuletzt keine anderen Schweizer Spitzenfahrer gab.
Feuz fuhr in dieser Saison bereits zweimal weit nach vorne. In Lake Louise gewann er Ende November die Abfahrt, in Beaver Creek belegte er kurz darauf den zweiten Rang. Auch in den Rennen danach schaffte er es immer unter die besten zehn. Ein Ausrufezeichen von einem anderen Schweizer Speed-Spezialisten fehlt diese Saison hingegen noch. Das liegt nicht zuletzt auch daran, dass Carlo Janka nach seinem Kreuzbandriss im vergangenen Oktober alle bisherigen Rennen verpasst hat. Auch in Wengen steht der Bündner nicht am Start; er reiste nach dem letzten Abfahrtstraining am vergangenen Donnerstag frühzeitig nach Hause. «Wenn Carlo gesund und fit ist, ist er immer für einen Sieg gut», sagt Andreas Evers, Speed-Trainer der Schweizer.
Doch so liegen die Hoffnungen beim Lauberhornrennen auf den Schultern anderer. «Der Beat kann hier ganz vorne um den Sieg mitfahren», sagt Evers, der das Team seit bald einem Jahr betreut. «Zudem haben wir zwei, drei Fahrer, die das Potenzial für eine Top-Ten-Klassierung haben.» Zu diesen zählt Evers etwa Mauro Caviezel. Der 29-jährige Bündner hat nach verschiedenen Verletzungen zur Konstanz gefunden und den Speed erhöht. Sein bestes Ergebnis in dieser Saison ist der achte Rang in Lake Louise. In Val Gardena Mitte Dezember überzeugte er zudem mit dem zehnten Platz. Auch Patrick Küng gehört zum erweiterten Favoritenkreis. Dieser kann bisher jedoch nur ein Spitzenresultat vorweisen. In Bormio Ende Dezember belegte er Rang neun.
Davor hatte Küng, der am Donnerstag 34 Jahre alt geworden ist, Mühe, den Tritt zu finden. Der Abfahrtsweltmeister von 2015 sprach damals davon, das Gefühl fürs Skifahren verloren zu haben. Er kämpfte lange mit Materialproblemen. Die Abstimmung passte nicht. In Bormio zeigte er schliesslich eine deutliche Steigerung. «In der Zwischenzeit hat er weiter gut trainiert und konnte Verschiedenes ausprobieren», sagt Evers. «Wenn er in Wengen einen guten Lauf zeigt, kann er absolut an die Leistungen von Bormio anknüpfen.»
Hinter den Spitzenfahrern wird es hingegen ruhig. «Abgesehen von Feuz und Küng ist die Mannschaft jung und noch ohne Routine», sagt Evers. Zuletzt hätten sie immer wieder gezeigt, dass sie abschnittsweise schnell fahren können. Ins Ziel hätten sie es jedoch noch nicht gebracht. «Vielleicht klappt es nun zu Hause», sagt Evers.