Mitfavorit Alexander Zverev ist an den US Open gegen den gleichaltrigen Kroaten Borna Coric ausgeschieden. Denis Shapovalov, ein anderer im Blickpunkt stehender junger Spieler, brillierte.
Durch die zahlreichen Absenzen erfahrener Spieler bietet sich den Jungen auf der Tour in New York eine exzellente Gelegenheit, sich in den Vordergrund zu spielen. Alexander Zverev, der Talentierteste der neuen Generation, sagte vor dem Turnier, er traue sich den Turniersieg zu. Zu Recht war der Hamburger als Kandidat auf den Titel gehandelt worden. Der Weltranglistensechste hat in diesem Jahr schon fünf Turniere gewonnen, darunter jene auf Masters-1000-Stufe in Rom und Montreal.
Zweieinhalb Wochen nach seinem Finalsieg in Montreal gegen Federer enttäuschte Zverev beim 6:3, 5:7, 6:7 (1:7), 6:7 (4:7) gegen Coric (ATP 61), der bislang ein insgesamt enttäuschendes Jahr hinter sich hat. In den vielen langen Ballwechseln, die sich die beiden lieferten, fehlte dem Favoriten die Sicherheit. In den dreieinhalb Stunden leistete er sich 58 unerzwungene Fehler.
«Von meinem Level her war es ziemlich katastrophal», ging Zverev nach der Niederlage hart mit sich ins Gericht. Der Hamburger schafft es bislang nicht, bei den Grand-Slam-Turnieren so aufzutreten, wie er es sonst auf der Tour tut. Seine Bilanz bei Majors entspricht mit 12:10 Siegen und einem Achtelfinal als bestem Resultat (Wimbledon 2017) nicht annähernd den Erwartungen. Als weitere Lektion auf dem Weg an die Weltspitze wollte er den Match gegen Coric nicht sehen. «Ich habe keine Lust mehr aufs Lernen.»
Denis Shapovalov, der wie Coric und Zverev eines der Gesichter der aufstrebenden nächsten Generation ist, beeindruckte in seinem Zweitrundenmatch. Der 18-jährige Kanadier setzte sich gegen den als Nummer acht gesetzten Jo-Wilfried Tsonga erstaunlich abgeklärt mit 6:4, 6:4, 7:6 (7:3) durch. Nerven zeigte der Qualifikant bei seinem ersten Auftritt bei einer Night Session nur zum Ende des dritten Satzes, als er zum Match aufschlug und seinen Service abgeben musste. Der in Toronto aufgewachsene Shapovalov, dessen Eltern kurz nach seiner Geburt nach Kanada ausgewandert sind, befindet sich seit dem Masters-1000-Turnier in Montreal auf einem Höhenflug. In seiner Heimat spielte er sich bis in den Halbfinal und schlug auf dem Weg dorthin Juan Martin del Potro und vor allem Rafael Nadal. Die Erfolge haben ihn nicht aus dem Konzept gebracht, wie seine Leistungen in New York beweisen.
Das mag daher kommen, dass Shapovalov in diesem Jahr nicht nur positive Erfahrungen machte. Vor sechs Monaten geriet er in die Schlagzeilen, weil er in der ersten Runde im Davis Cup gegen Grossbritannien einen folgenreichen Ausraster hatte: Er lag im entscheidenden fünften Duell gegen Kyle Edmund in den Sätzen 0:2 zurück, als er vor lauter Ärger einen Ball Richtung Tribüne schlug, der aber im Gesicht des Stuhlschiedsrichters landete. Es folgte die Disqualifikation. Kanada schied aus. Und Shapovalov verbarrikadierte sich tagelang bei sich zu Hause, ehe er das Training auf Druck seines Umfelds wieder aufnahm. Nun spielt er heute bei den US Open um den Einzug in die dritte Runde – gegen Kyle Edmund. (sda)