Transfer-Coup: Rolf Erdin wird neuer Trainer der Brühler Handballerinnen

Die NLA-Frauen des LC Brühl haben einen neuen Trainer. Mit dem ehemaligen
Gossau-Coach Rolf Erdin steht ein bekannter Name mit viel Ausstrahlung
an der Seitenlinie des Rekordmeisters.

Laura Inderbitzin
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Rolf Erdin trainierte sechs Jahre den Männer-NLA-Club Fortitudo Gossau. (Bild: Archiv/Urs Bucher)

Rolf Erdin trainierte sechs Jahre den Männer-NLA-Club Fortitudo Gossau. (Bild: Archiv/Urs Bucher)

Der LC Brühl setzt ein Ausrufezeichen. Der St. Galler Handballverein hat gestern die Verpflichtung von Trainer Rolf Erdin bekannt gegeben. «Für uns ist das ein super Transfer», sagt Alex Zehntner, Präsident des LC Brühl. «Erdin bringt viel Qualität und Erfahrung in den Verein.»

Sechs Jahre stand er bei den NLA-Männern von Fortitudo Gossau an der Seitenlinie und wurde diesen Sommer als erfolgreicher Trainer verabschiedet. Trotz bescheidener Mittel hat er Gossau immer in der höchsten Liga halten können, erreichte vergangene Saison gar erstmals in der Clubgeschichte das Playoff. Dafür wurde Erdin im Mai als Schweizer Trainer des Jahres ausgezeichnet und wollte sich dann eine Auszeit vom Handball nehmen. Eigentlich. «Bis Brühl mich anfragte», sagt Erdin. Brühl sei ein spannender Verein, mit dem man etwas erreichen könne.

Der Rekordmeister und der erfahrene, geprüfte Rolf Erdin – eine vielversprechende Kombination. Was ist nun bei Brühl möglich? «Alles», sagt Zehntner. Und Erdin: «Die Erwartungen sind bekannt. Wir spielen um Titel, wenn möglich zwei.»

Das erste Mal als Frauentrainer

Derzeit befindet sich Brühl auf Kurs. Nach sechs Partien hat man fünf Siege und ein Unentschieden auf dem Konto, liegt mit einem Spiel weniger als Leader Zug auf dem dritten Rang. Und das trotz des turbulenten Saisonstarts. Nach nur zwei Meisterschaftsspielen hatte man sich von Trainer Martin Gerstenecker getrennt. Im Einvernehmen, wie es hiess. Nicht etwa wegen mangelnden sportlichen Leistungen, sondern weil Gersteneckers Art zu zurückhaltend war. Die Brühler Spielerinnen brauchten einen Trainer, der härter durchgreift und auch mal laut wird.

Einen Monat nach der Vertragsauflösung hat der Verein mit Erdin den passenden Kandidaten gefunden. Tatsächlich war der gebürtige Zürcher auch schon nach dem Weggang vom ehemaligen Brühl-Trainer Werner Bösch ein Thema, doch damals hatte Erdin – noch glücklich mit seiner Auszeit – abgewinkt.

Vertrag bis Ende Saison

Es ist für Erdin nun die erste Station bei einem Frauen-Team. «Dieses Thema haben wir auch besprochen, aber es spielt keine grosse Rolle», so Zehntner. Handball bleibe Handball. Auch Erdin sagt: «Die körperlichen Voraussetzungen sind zwar anders, aber der Sport und der Wille bleiben gleich.» Seine Spielerinnen, die Gegnerinnen und insgesamt die Liga kennt Erdin noch kaum. Das brauche noch ein wenig Zeit, doch «Assistenztrainer Andriy Kuzo ist eine grosse Hilfe».

Für Erdin ist aber nicht nur die Liga, sondern insbesondere auch seine Rolle neu. Mit den Männern von Gossau spielte er stets gegen den Abstieg, bei Brühl spielt er um Titel. Das schlägt sich auch in den Zahlen nieder. Bei den Brühler Frauen hat er mit 385000 Franken ein höheres Budget als bei den Gossauer Männern mit 350000 Franken. Brühl und Erdin haben sich auf einen Vertrag bis Ende Saison geeinigt. «Vorerst», wie es in der Mitteilung des Vereins heisst.